Kolumbien – Medellin. Seit zwei Wochen bin ich schon in der Stadt und erfreue mich meines kunterbunten, kolumbianischen Alltagslebens. Grund für die längere Pause ist einmal wieder Katze, welche sich derzeit in einem längeren Komaschlaf befindet. Kann man nichts machen! Während solcher Pausen nehme ich mir für gewöhnlich zuerst Zeit meine Umgebung etwas besser kennenzulernen. Medellin hat schon einiges zu bieten aber nach max. drei Tagen hat man die touristischen Highlights ziemlich gut abgeklappert. Was bleibt sind danach die vielen Kneipen oder Tanzlokale, um mal so richtig auf den Putz zu hauen. Da ich gerade allerdings nicht groß in Putzhauenlaune bin, arbeite ich viel lieber an meinen Fotografien und einigen kleinen Projekten. Somit schreibe ich gerade einige Artikel für einige Zeitschriften, bringe meine Bilder für einen Vortrag in Ordnung und wusle durch die Stadt zum fotografieren.
Ich bin ja immer wieder erstaunt, was sich manchmal so spontan ergibt, wenn ich mit der Kamera unterwegs bin. Für gewöhnlich sind die Begegnungen eher von kurzer Natur. Ein höfliches „Hola!“ – „Kann ich vielleicht ein Foto schießen“ – Ein „Ja“ oder „Nein“ – vielleicht ein kleiner Tratsch – ein „Danke“ – und meistens war es das auch schon. So zumindest wenn ich in größeren Städten wie Medellin unterwegs bin und Menschen fotografieren will. Schon früh zum Morgen laufe ich also über einen der gigantischen Betonplätze der Stadt. Es ist sehr ruhig und außer den tristen Wänden und ein paar Tauben gibt es wirklich nichts was in irgend einer Weise nach einem guten Foto aussieht. Aber das soll sich schnell ändern!
Ich treffe auf Carla. Die junge Frau sitzt an einer Ecke und schmökert in einem Buch. Ich frage sie warum es hier so ruhig sei und na ja … usw. usw. Man kommt ins Gespräch und etwas später sitzen wir zum Frühstück zusammen. Ich erzähle von meiner Reise, meinen Erlebnissen und was ich eben so den ganzen Tag mache, da ich ja eigentlich gerade nicht mache, was ich normalerweise so mache. ;-( Ja – Fans von Freiheitenwelt verstehen diese Ironie. Seis drum! Ich zeige ihr meine Bilder auf Instagram und spontan fragt sie mich ob ich denn nicht ein paar Fotos von ihr machen könnte. Da muss ich nicht lange überlegen. „Klar“, sage ich. Solch eine Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht nehmen und ratzfatz ist meine 35mm Festbrennweite auf die Nikon aufgeschraubt. Na dann mal los!
„Ich bin aber nicht sehr fotogen“, lässt sie mich wissen. Tja – diese Satz kommt mir irgendwie bekannt vor, ist es ja schließlich nicht das erste Mal, dass ich mit Männlein oder Weiblein unterwegs bin, um ein paar schicke Fotos an den Start zu bekommen. Carla ist dann wohl ein Naturtalent, eine richtige Spaßkanone noch dazu. In Anbetracht dessen, dass wir uns keine 30 Minuten kennen, macht sie ihre Sache dort vor der Kamera wirklich sehr gut. Na was soll sie auch schon groß tun, außer sie selbst zu sein. Wir albern herum und suchen uns verschiedene Plätze für das Fun-Shooting. Hola die Waldfee denkt ich mir! Eine Idee ergibt sich nach der anderen und schon nach kurzem laufen wir durch die Stadt wie die besten Freunde und folgen einer verrückten Idee nach der anderen.
Carla ist keine Kolumbianerin, für alle die sich wundern. Nein sie kommt aus Venezuela und lebt nun schon seit drei Jahren in der Stadt Sie vermisst ihr Land. In Venezuela geht es aber leider, im wahrsten Sinne des Wortes, gerade absolut den Bach hinunter. Das stimmt sie offensichtlich sehr traurig. Sie hat einen Vollzeitjob und ist nebenbei noch mit zwei kleinen Nebenjobs absolut ausgelastet. Sie spart für ihre Familie, welche in wenigen Wochen auch ihr Heimatland verlassen werden. Alles höchst interessant und in der kurzen Zeit, die wir neben dem Fotografieren noch Quatschen können, gibt sie mir noch so einige Gedanken in Bezug auf Venezuela mit. Soviel zur Geschichte der hübschen Frau. Mich beeindrucken neue Bekanntschaften einfach immer wieder. Da ich Venezuela kenne, bin ich immer ganz Ohr Neuigkeiten aus dem Land zu erfahren. Über meinen Besuch vor knapp einem halben Jahr hatte ich ja öfters geschrieben. Einige Artikel dazu findet ihr unter diesem Link: -> Artikel Freiheitenwelt Venezuela <-
Somit laufen wir also wie zwei aufgescheuchte Hühner durch die Gegend. Carla lacht, sie blickt ernst, sie blickt traurig, sie blickt glücklich, sie rennt, sie springt, sie posiert und manchmal scheint sie auch ein bisschen verträumt. Öfters muss ich sie bremsen, damit vor all dem Übermut auch noch etwas ruhe in die Bilder kommt. Für ein paar wenige Augenblicke hat das ganz gut funktioniert. Wenige…
Die ruhigen Momente sind allerdings meist nur von kurzer Dauer. Plötzlich ist auf der anderen Seite des Platzes Spongebob Schwammkopf zu sehen. Meine Güte – wir müssen lauthals lachen. Um 9 Uhr morgens am Sonntag rechnet man doch nicht mit so etwas. Carla ist nicht mehr zu halten und somit ging es für mich im Laufschritt vom gelben Hydranten eben weiter zum gelben Quadratschädel, der uns breit grinsend entgegen läuft. Carla fängt an mit der Comicfigur Tango zu tanzen und hat offensichtlich eine Unmenge von Spaß. Ich knipse zwar ein paar Fotos, was mich aber viel mehr begeistert ist diese offene Herzlichkeit, welche hier regelrecht von einem Menschen zu allen anderen überspringt. Welch eine tolle Person.
Nach knapp zwei Stunden trennen sich unsere Wege und wir gehen beide wieder unserem Alltag nach. Gut – bei mir heisst das warten. Bei ihr heisst es Spanisch unterrichten. Nach solchen Erlebnissen fühle ich mich immer wieder glücklich das Haus täglich mit der Kamera zu verlassen. Somit konnte ich wieder einiges lernen. Nicht nur zum Thema Fotografie, nein auch über das Leben und den Umgang mit den Menschen in einem fremden Land und einem fremden Kontinent, welcher mir die letzen drei Jahr soviel gegeben hat.
Danke!
Das war es eigentlich auch schon. Von den knapp 250 Bilder hier einmal ein kleine Auswahl. Was für eine lustige Begegnung. Heute hatte ich Carla einige Bilder geschickt und sie vermisst irgendwie die „sexy“ Bilder. Da muss ich wohl was verpasst haben. Gut – die gibt es dann ja vielleicht beim nächsten Mal. ;-)
Einen schönen Gruß
Euer Martin
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lindas fotos , linda mulher, lindas experiencias..!
viel Spaß…!