Copiapo – mich hat es schon ziemlich weit in den Norden verschlagen. Eine weitere Stadt. Die letzten Tage war ich viel an der Küste unterwegs. Es wird nun Zeit für was anderes. Ein kleines Abenteuer, Berge, Wüsten und unbefestigte Straßen sollen es sein. Ich entschließe mich einen Abstecher gegen Osten zu machen. In Richtung des Paso San Franzisco gibt es zwei kleinere Salare und weitere 5000er zu bestaunen. Nach El Salvador soll es danach gehen. Eine weitere kleine Stadt für Minenarbeiter. Das sagt zumindest die Karte. Zwischen all dem liegt eine trockene, verlassene Wüstenlandschaft.
380 Kilometer, sagt die Karte! Ich decke mich mit ausreichend Sprit, Wasser und Lebensmittel ein. Genug für vier Tage, mit Reserve. Die Route bietet keinerlei Möglichkeiten zum aufzustocken. Mit 30 Litern Benzin, 15 Litern Wasser und den Lebensmitteln ist die KTM ziemlich beladen. Aber irgendwann ist ja immer das erste Mal. Da ich in Zukunft noch andere, weit abgeschiedene, Orte anfahren will, wird es Zeit etwas mehr vertrauen zum neuen Motorrad zu gewinnen. Nach knapp 3500 gemeinsamen Kilometern in Südamerika verstehen wir uns ganz gut. Dennoch – ein Schritt nach dem anderen. Völlig ins Unbekannte würde ich derzeit noch nicht fahren wollen. Vor allem da KTMs neue Superfelge, vorne, die Luft nicht mehr hält und öfters nachgepumpt werden muss. Eine nervige Sache – für eine vernünftige Reparatur hat sich aber bis dato noch nicht die Möglichkeit ergeben.
Los geht’s! Zum späten Nachmittag fahr ich der Routa 31 entlang. Die Sonne sitzt mir im Nacken und somit folge ich meinem eigenen Schatten. Wie ein kleines Spiel, mal links mal rechts, aber immer bei mir. Es macht einfach nur Spaß! Abseits der Straße ragen die ersten Wüstendünen in die Höhe. Braun ist die dominierende Farbe. Trocken und heiß ist es. Kaum endet die Route 31, dringe ich wieder in die Wüstenwelt der Atacama ein. Harte Wellblechstraßen begrüßen mich. Eine Tortur für Mensch und Maschine. Die Fahrt ist wirklich extrem und sehr anstrengend. Ich modifiziere das Fahrwerk und bügele die endlosen „Huppel“ mit Geschwindigkeiten um die 80 km/h platt. Das funktioniert ganz gut, dennoch, durchgerüttelt und erschöpft errichte ich schon bald mein Nachtlager wenig abseits der Straße. Es ist schon sehr dunkel und nur wenig Zeit bleibt, um das Schattenspiel der Dünen zum Sonnenuntergang zu bewundern. Wenig später begrüßt mich ein wunderbar klarer Sternenhimmel und entlohnt für den anstrengenden Tag. Ich schlafe durch bis zum nächsten Morgen.
Ein neuer Tag. Weiter geht’s über die endlose Wellblechpiste. Da ist man dann wenigstens auch gleich 100%ig wach. Der erste Salar liegt noch vor mir. Bevor sich dieser präsentiert, will ein weiterer Pass erklommen sein. Nach der Passage des Gipfels blicke ich einmal mehr auf eine weite, bunte Wüstenlandschaft. Im Fernen ist schon die Lagune Santa Rosa zu sehen. Das nächste Ziel ist somit gesteckt. Zur Mittagszeit erreiche ich die Lagune. Die erste Lagune, der erste Salar und die ersten Flamingos der Reise begrüßen mich. Ich freu mich tierisch, genieße die Stille und die Aussicht. Wegen der hoch stehenden Sonne, erspare ich es mir meine Fotoausrüstung auszupacken. Manche Ereignisse müssen einfach im Kopf gespeichert bleiben.
Die Sonne brennt gnadenlos herunter und es ist kein Schatten zu finden. Die Motorradklamotten bieten Schutz und somit fahr ich weiter. Die Route führt mich direkt über den Salar de Maricunga. Nicht Salz, wie es die Karte vermuten lässt, sondern eine weiche Sandpiste begrüßt mich. Sand heißt – Vollgas, heißt Staubwolke! Zum wenigen Salz des Salars wandert es sich ein gutes Stück. Dennoch mach ich mich auf den Weg. Eine kleine Mini Oase bietet auch hier Lebensraum für verschiedenste Vogelarten.
80 Kilometer weiter, auf mehr als 3000 Metern, parke ich direkt vor einer Lagune. Sagenhaft – der ganze Salar de Pedernales scheint mir zu gehören. Es ist wieder ziemlich heiß und es bilden sich sogar kleine Minitornados. Stellenweise fegen auch starke Böen über die flache Landschaft. Zum Schutz vor der Sonne errichte ich mein Zelt. Das flattert nun fröhlich vor sich hin und stört die natürliche Stille um den Salar. Den vielleicht hundert Flamingos und anderen Vögeln scheint es nicht zu stören. Fröhlich sind diese stetig mit ihrer Mahlzeit beschäftigt, gerade die Flamingos sieht man selten aufrecht stehen.
Zum Abend versuche ich näher an die knallroten Vögel heran zu kommen. Sie spielen ein ständiges Spiel mit mir, sind nicht sonderlich scheu, halten aber einen für sie wohl respektablen Abstand von mindestens 30 Metern. Die Tiere gewöhnen sich langsam an mich und später komme ich auch noch näher heran. Aber nicht nur die Flamingos verdienen es bestaunt zu werden, auch die eindrucksvolle Berglandschaft zum Horizont ist den ein oder anderen langen Blick wert. Nahe am Wasser schläft es sich immer kalt. Damit die Temperatur zur Nacht aber gleich auf -14° absinkt hätte ich nicht erwartet. Somit beschert mir dieser Ausflug nicht nur viele neue, erste Eindrücke, sondern auch die erste richtig kalte Nacht der Reise. Vorbereitet, verkrümmel ich mich dick eingepackt in meinen Daunenschlafsack. Zum Morgen kann ich es kaum erwarten die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Es war nun doch etwas frisch um die Nase zur Nacht!
Ich verabschiede mich von der kleinen Traumwelt und fahre wieder gen Westen. Nach El Salvador. Der Name lässt ein weitaus größeres Städtchen erwarten. In Wirklichkeit finde ich mich in einem Minidorf wieder. Beim örtlichen Minimarkt las ich (w3uzütgä6g – das hat die Katze geschrieben die mir grad über die Tastatur gelaufen ist) mir ein köstliches Sandwich machen und halte ein Schwätzchen mit dem Marktbetreiber. Die andere Seite Chiles begrüßt mich wieder. Ständig donnern LKW der Straße entlang. Reich an Mineralien und Bodenschätzen gibt es unzählige Minen in der Region. Nahe Potrerillos betet sich eine enorme, schwarz rauchende und stinkende Kupfermine in die Berglandschaft ein. Natur und Industrie – so nahe nebeneinander zu erleben stimmt mich immer nachdenklich. Auch die Bodenschätze um die Lagunen werden irgendwann für die Industrieunternehmen interessant werden. Mehr und mehr Natur wird in der Zukunft wohl den Minen weichen müssen. Für die moderne Welt des Menschen…
Ich fahr weiter nach Norden…
Bis bald.
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Hallo Martin!
Verfolge Deine Reise mit großem Interesse, wenn ich auch nicht immer einen Kommentar abgebe. Die Fotos von Dir gefallen mir sehr gut.
Ich wünsche Dir weiterhin eine interessante Reise und für uns tolle Berichte. Werden ja am 01.12. auf Hurtigruten-Reisen gehen (an der Küste Norwegens entlang von Bergen bis Kirkenes und wieder zurück) – wenn auch mein Schwager gesagt hat, dass um diese Zeit (nur 6 Stunden Tageslicht) nur Depressive und Suizidgefährdete fahren…………… wir freuen uns drauf.
Alles Gute – Rosi
Hallo Martin,
mir geht es eben so wie Rosi. Verfolg deine Tour ebenfalls mit großem Interesse und freue mich auch jedesmal die genialen Berichte zu lesen und die tollen Bilder zu bestaunen.
Was mich interessieren würde…welche Reichweite hat die KTM voll beladen?!
In diesem Sinne…weiterhin eine gute Reise.
Beste Grüße,
Christian
Moin – Der Tank am Moped hat 23 Liter. Dazu hab ich momentan noch 6 Liter Reserve in den Kanistern an den Koffern.
Je nach Fahrstil braucht de 1190 zwischen 5 – 6,5 Liter. Ich fahr das Motorrad momentan im Durchschnitt mit 5,7 Liter. Da war aber sowohl schweres Gelände, als auch langsames Cruisen mit dabei. ;-)
Find ich Ok, wenn man die Größe des Motors bedenkt. Meine 690er zuvor hat fast mehr geschluckt.
Schönen Gruß
Hallo Martin,
auch ich verfolge Deinen Blog. Klasse Berichte und richtig tolle Foto´s. Das „Spiegelbild“ gefällt mir sehr gut. Ich drück Dir die Daumen das Du die Felge wieder dicht bekommst. Ich wünsche Dir weiterhin viel Spass bei Deiner langen Tour und bin auf die nächsten Berichte gespannt.
Grüße aus dem ktmforum.eu von
Epse alias Frank