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Warum dein 50mm Objektiv das beste Tool auf Reisen ist

D7500 + 35mm
D7500 + 35mm
D7500 mit Nikkor 1.8 35mm

Ok – für gewöhnlich schreibe ich wenig über meine Fotoausrüstung. Heute will ich aber einmal ein paar Worte zu dem allzeit Klassiker unter den Objektiven abgeben. Oder eigentlich ist es ja die Brennweite und nicht ein spezielles Glas. 50mm Objektive gibt es für nahezu alle Kamerasysteme. In Bezug auf das Vollformat gesehen dort auch mit den exakten Werten. Das muss ich an dieser Stelle schreiben, da auf meiner altbewährten Nikon D7500* mit dem Nikon DX-Sensor natürlich der Formatfaktor von 1,5 ins Gewicht fällt. Für DX Kameras ist das Nikkor 35mm 1:1,8G Objektiv* eine beliebte und kostengünstige Wahl. Die Mathematik gibt dabei eine Brennweite von 52,5mm aus. Gut – soweit zu den Randparametern. In diesem Artikel soll es weniger um eine Marke oder ein Setup gehen, als vielmehr um die Art der Fotografie, die mit solch einer Festbrennweite einher kommt.

Lassen wir uns einmal mit ein paar weniger spektakulären Bildern von gestern anfangen. Dieses habe ich tatsächlich mit oben genanntem Glas aufgenommen. Die eintönig wirkende Landschaft begleitet mich derzeit täglich bei meinen kleinen Wanderung entlang heimischer Wald- und Feldwege. Schon seit Wochen trüben meist dicke Wolken den Tag und außer dem derzeit ständig wechselnden Schneetreiben gibt es wenig Neues zu entdecken. Als Fotograf bleibt aber noch immer die Wahl der Kamera, um eventuell eine andere Perspektive auf die Dinge zu bekommen. Und an diesem Tag hatte ich aus meinem Arsenal an Objektiven eben das 35mm geholt. Unzufrieden mit meiner Fotografie des Tages ließ ich bei dem Rückweg den Gedanken in die Ferne freien Lauf. Über all die tollen Momente welche ich mit diesem Kamerasetup schon erleben durfte. Ja – von Corona getrübte Gedanken vermögen es tatsächlich mich auf die andere Seite des Planeten zu versetzen.

Eigenschaften von Festbrennweiten:

„Fix lenses“, wie es im Englischen heißt, sind generell schnell, scharf und alleine beim Blick durch den Sucher geht durch die niedrige Blendenzahl einfach das Licht auf. Auch beim Nikkor 35mm 1:1,8G Objektiv* z.B. kann man den Unterschied zu einem Standardzoom sofort sehen. Spätestens bei der digitalen Bildbearbeitung zeigen sich dann die technischen Vorteile nur noch deutlicher.

Aus Sicht der „Vergrößerung“ kommen 50-55mm Linsen dem menschlichen Blick sehr nahe. Deswegen werden Fotografien in dieser Brennweite als sehr natürlich empfunden. In Realität sehen wir natürlich viel weiter. Wir können den Kopf bewegen und unterbewusst überblicken wir so mehr Raum. 50mm wirken aber deutlich isolierender und können tatsächlich auch ein intimeres Gefühl transportieren.

Neue Nutzer von Standardobjektiven fühlen sich oft in der Fotografie eingeengt. „Da geht ja nichts rein ins Bild“, hörte ich schon so manchen bei einem meiner Workshops sagen. Auch ist es für Anfänger eine Umgewöhnung nicht einfach am „Zoom“ zu drehen sondern eben die Füsse bewegen zu müssen. All das fühlt sich vielleicht lästig an, aber gerade diese Einschränkung ist nach meiner Erfahrung der Kreativität nur vom Nutzen. Eine einheitliche Brennweite (gilt übrigens für andere von Weit bis Tele gleich) setzt dem eigenen Bildstil schon einmal enge Grenzen auf.

Was passiert nun mit dem Fotografen? Durch die Einschränkungen sucht man kleine Details, versucht die Geschichten mit weniger Objekten zu erzählen. Fast ständig ist man gezwungen das Bild freizustellen. In Bezug auf Personen muss man näher auf den Menschen zugehen, was zu mehr Intimität führt und nach meiner Erfahrung fast schon eine Garantie für emotionale Bilder ist. Danach gilt es eigentlich nur noch den richtigen Moment abzuwarten. Ein gutes Licht ist dann der Bonus… Und hier beginnt der Spaß – die Magie der Fotografie – erst richtig.

 

Nun ein paar Geschichten aus fernen Reisetagen:

Diese drei Bilder sind von drei unterschiedlichen Kontinenten. Europa, Südamerika und Nordamerika.

  1. Den Feuerwehrmann werde ich nicht vergessen. Ich war in Bilbao, Spanien unterwegs als nach einer (AntiCovid) Randale mehrere Müllcontainer branden. Die Polizei wuselte wild durch die Gegend und nur knapp vom Feuer entfernt konnte ich durch einen Zaun die Feuerwehrmänner fotografieren. Neben all der Action mit Feuer, Blaulicht und ganz viel Wasser war es aber jenes Bild, nach getaner Arbeit, welches mich irgendwie am meisten in die Situation zurückholt. Übrigens offene Blende und ISO 1600 wegen der Dunkelheit.
  2. Ein weiterer Streetfotografie-Klassiker. In der Stadt Oaxaca in Mexiko geht es bunt her. Dabei versuche ich immer authentische Momente einzufangen. Auch hier zeigt sich der Vorteil der Standardbrennweite. Sie ist einfach immer schnell genug, bei diesem Candid-Foto unauffällig und durch die Perspektive aus Augenhöhe entsteht eine natürliche Aufnahme.
  3. Dieses Foto ist in einem kleinen Dorf im Hinterland des Altiplanos entstanden. Wie so oft auf Reisen fühlte ich mich irgendwie wie Alice im Wunderland. Der Ort war so fernab vom Schuss und ich musste mich erstmal orientieren. Oft stehe ich dann einfach nur da und beobachte die Situation vor Ort. Dabei entstehen dann mit etwas Glück auch solche Aufnahmen.

Jene Bilder hier kommen dem was mich an der Reisefotografie antreibt schon näher. Alle sind nach einem längeren Aufenthalt und somit mit Vertrauen zu den Menschen – oder eigentlich umgekehrt – deren Vertrauen in mich und die Kamera entstanden.

  1. Urubamba in Peru hat mich lange eingenommen. Fast einen Monat hatte ich damit verbracht an verschiedenen Locations zu fotografieren. Über die Zeit hatte ich Zugang in viele Häuser bekommen. Bei diesem Foto war gerade genug Platz um den Frame zu setzen. Die kleinen Tiere im Vordergrund sorgten auch für einige spannende Momente und – ach was soll ich schreiben – einfach ein schöner Moment.
  2. Jenes Bild ist ein gutes Beispiel für die „Intimität“ und Nähe. Mit dem Jungen hatte ich über den Tag öfters gespielt und eigentlich hatte er immer ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Abends – kurz vor dem (kargen) Abendessen hatte er die Laterne entzündet und für einen kurzen Moment konnte ich eine ganz andere Seite von ihm erblicken. Auch hier ohne die Blende von 1.8 nur schwer umzusetzen.
  3. Martin der Schumacher. Als Namensvetter kann ich den Mann auch nur schwer vergessen. Auch das war in Peru. Nach einem längeren Gespräch über seine Arbeit hatte er mir erlaubt dieses Foto zu machen. Am nächsten Tag hatte ich ihm einen Ausdruck vorbei gebracht über den er sich riesig gefreut hatte. Solche Aufnahmen ergeben sich nur wenn man sich Zeit für die Menschen nimmt, wenn Technik nicht im Weg steht und auch das macht eine Festbrennweite hier die beste Wahl.

 

Diese drei Bilder haben überhaupt nichts gemein. Aber auch mit einem 50mm kann man experimentieren und sich überraschen lassen.

  1. Diese Lichtspielerei ist an einem Lagerfeuer in Argentinien entstanden. Ein paar Schausteller hatten mit ihren Leuchtfackeln Kunststücke gezeigt. Für diese Aufnahme stand die Kamera auf dem Stativ für eine Belichtung von wenigen Sekunden. Soviel zum Thema kreative Fotografie mit einer Standardbrennweite.
  2. Hund – Huskies. Solche Bilder funktionieren einfach immer. In diesem Fall musste ich mich in dem kleinen Boot ganz schön nach hinten legen. Die kleinen Welpen waren extrem Lebhaft, nicht wegen der Kamera, sondern wegen dem Herrchen das hinter mir im Boot stand. Er brachte nämlich täglich das Futter zu den kleinen – da kann man schon mal aufgeregt sein. Auch bei Tieraufnahmen macht sich der schnelle Autofokus bezahlt.
  3. Auch für Detailaufnahmen eignen sich 50mm bestens. In diesem Fall ist es eben ein alter Rover in Alaska. Tatsächlich handelte es sich bei dem Auto um eine kleine Rarität. Wer gerne Besonderheiten in kleinen Details sucht kann an solch einem Auto stundenlang neue Motive finden.

Nun hoffe ich ihr hattet etwas Spaß mit dem Artikel und ihr freut euch schon auf eure nächste Reise. Vielleicht habt ihr ja ein paar neue Gedankenansätze bekommen. Übrigens sind solche Festbrennweiten wie das Nikkor 35mm 1:1,8G Objektiv* sehr kostengünstig zu haben. Ein 50mm für Vollformat findet man schon ab 100 Euro. Das oben genannte 35er kostet knapp das doppelte. So oder so – eine Linse die in jede Kameratasche gehört und eure Fotografie sicherlich nach vorne bringt. Ich wünsche euch was.

„Immer den Träumen hinterher!“

 

Euer Martin

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Ein Kommentar on Warum dein 50mm Objektiv das beste Tool auf Reisen ist

  1. Hallo, das beste Tool gibt es nicht.
    Mit ABS-C 35 mm war ich nie so richtig zufrieden. Mit ABS-C 50 mm war ich sofort begeistert, ein sehr interessant Bildausschnitt. Gutes Licht, Grüssle Jens.

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