Mein Venezuela Reise liegt nun schon eine ganze Weile zurück. Zum Weihnachtsfest 2015 war ich in Caracas und hatte zuvor und danach das vielfältige Land für genau drei Monate bereist. Venezuela ist wirklich einzigartig und ich schätze mich sehr glücklich das Land mit meinem Motorrad bereist zu haben. Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis. Weiter unten findet ihr ein paar Links über von mir geschriebene Artikel. Wer noch an die Januar Ausgabe 2017 von Motorrad Abenteuer kommt findet dort auch einen 10-seitigen Bericht von mir. Kann ich euch natürlich nur empfehlen. ;-)
In diesem Artikel soll es aber eigentlich weniger um mich gehen. Vor kurzem ist hier wieder ein sehr interessantes Schreiben eingetrudelt. Jenes will ich meinen Lesern nicht vorenthalten. Meine Venezuela Reise empfand ich zum Großteil sehr entspannt. Ich hatte keine einzige „gefährliche“ Situation erlebt und konnte die meisten Teile des Landes ziemlich frei erkunden. Venezuela hat natürlich seine Probleme und auch ich würde eine Überlandreise nur bedingt empfehlen. Lukas aus Wien hat mir einige Fragen gestellt und nebenbei seine ganz eigene, sehr abenteuerliche Reiseerfahrung geschildert. Was er dort erlebt hat scheint mir schon etwas grenzwertig und sind wir einmal froh, dass ich seine Email erhalten habe und er noch weitere Pläne schmieden kann. Trotz seiner Erlebnisse hat er die Schönheit des Landes erkannt und hat einige Fragen an mich. Jene will ich nun beantworten und ihr könnt alle gerne mitlesen.
Artikel zum Thema Venezuela:
Venezuela – ein erstes Kennenlernen
Caracas – Hauptstadt Venezuelas
Viel Spaß beim lesen und meinen Dank an Lukas, dass ich seine Email veröffentlichen darf…
Hallo Martin,
ich bin vor ein paar Tagen auf deine Seite gestoßen und habe mir einiges zu deinen Venezuelaabenteuern durchgelesen.
Ich schreibe dir nun direkt, denn ich nicht weiß, ob meine Nachricht zu den Kommentaren passt, bzw. ob du sie dort gefunden hättest.
Ich lese für gewöhnlich alle Kommentare. Wenn ich Zeit habe schreibe ich auch meistens zurück. ;-)
Nun ja, ich bin ganz fasziniert was du in Venezuela erlebt hast, denn ich war 1 Monat nach dir dort. Auch ich bin von Brasilien nach Santa Elena und hab dort fast 3 Wochen verbracht. Allerdings nicht mit dem Motorrad (leider) sondern erstmal mit meinem Rucksack. Deine Bilder haben mich sehr an den Ort erinnert und einiges habe ich wieder erkannt. Und schade, dass wir uns verpasst haben, wäre sicher interessant gewesen dich persönlich kennen zu lernen.
Ja, es gibt so viel was ich dich gerne Fragen würde, wie denn das so bei dir war (was halt nicht im Blog steht), weil ich auch begeisterter Motorradfahrer bin und versuche so viel wie möglich meine Freizeit auf Abenteuerreisen in anderen Ländern zu verbringen. Und gerade in der Gran Sabana hätte ich sehr gerne ein Motorrad dabei gehabt. Ich habe versucht mir eines auszuleihen, aber keiner wollte mir eines borgen :( Das nächste Mal bin ich mit meiner KTM dort! In ein paar Jahren wird es dann soweit sein.
Soweit mir bekannt ist kann (konnte) man in Caracas Kawasaki KLR 600 mieten oder auch kaufen. Mit den allgemeinen wirtschaftlichen Problemen im Land gehe ich aber davon aus, dass dies sehr schwierig geworden ist. In Santa Elena geht da nichts.
Ich wollte eigentlich auch auf den Roraima hinauf, aber ich war Anfang Dezember wohl der einzige Touri dort. Die Parlamentswahlen haben wohl die meisten Touris vor Venezuela abgeschreckt. Ich hätte unglaublich viel für die 6 Tages Tour zahlen müssen, was leider nicht im Budget drinnen gewesen wäre. Apropo Budget: hast du auch dein gesamtes Budget für Venezuela in Dollar bar dabei gehabt?
Das hilft dir wohl nun nicht mehr viel weiter, aber den Roraima kann man durchaus alleine laufen. Guides gibt es direkt am Anfang vom Hike falls nötig. Gute Wandererfahrung einmal vorausgesetzt, da es insgesamt 4 Tage sind. Problem ist eigentlich nur der Transport von Santa Elena bis zum Tal vor Roraima. Ich hatte mein Reisebudget in Dollar dabei. 1000 Insgesamt + meine Notfallreserve – Gebraucht hab ich knapp 800 in den drei Monaten. In Venezuela wir auf der Straße getauscht. Alles andere macht bei den Wechselkursen wirklich überhaupt keinen Sinn.
Aber immerhin hatte ich das Privileg den dortigen Kartographen, der die Roraimakarte gemacht hat kennen zu lernen (ich studiere Kartographie).
Mein Plan war dann eigentlich durch Venezuela bis Kolumbien zu reisen, aber ein unangenehmes Erlebnis verdarb mir dann komplett die Lust noch länger in Venezuela zu bleiben.
Die Grenze zu Kolumbien ist seit August 2015 gesperrt. Das hat mir einen Umweg von mehr als 9000 Kilometern eingebracht. Sieht auch nicht so aus, als würde sich die Situation dort noch verbessern.
Ich bin nämlich als „Ersatz“ zum Roraima in Dschungeldörfer etwas weiter nördlich und direkt an der Grenze zu Guyana gefahren. Was ich leider nicht wusste ist, dass ich dazu durch einen Ort musste, wo Touris nicht willkommen sind und ein Haufen unfreundlicher Menschen wohnt. Da habe ich richtig krassen Rassismus am eigenen Leib erfahren. Ich bin regelrecht wieder aus dem Dorf gerannt.
Ich denke genau zu wissen, wo du da gelandet warst. Ich hatte mich nämlich auch nach alternativen Wegen umgesehen. Venezuela hat noch viele Urvölker, zum Teil auch Umkontaktierte. Manche Dörfer stehen im Streit mit den Behörden oder irgendwelchen Firmen. Dabei geht es um Landrechte etc… Du schreibst von Rassismus, ich denke die Menschen dort wollen schlichtweg ihre Heimat beschützen. Aus deren Sicht bist du in ihr Land eingedrungen und somit wundert mich diese Reaktion nicht. Mit Urvölkern halte ich es immer so: Dort wo die Menschen alleine gelassen werden wollen, soll man sie einfach alleine lassen. Ich habe zu oft auf meiner Reise gesehen wie eine „Zivilisierung“ solcher kleiner Völker deren Untergang herbeiruft. Wenn du wieder in Venezuela bist fahr doch Mal ins Orinoco Delta. Dann weißt spätestens nach der ersten Schnappsleiche oder dem im Müll spielenden Kind was ich meine.
Aber das war noch weniger das Problem. Auf meinem Weg zu dem Dorf an der Grenze, blieb der Transport in einem sehr kleinen Minendorf stehen, das derzeit von der FARC kontrolliert wurde. Da haben plötzlich die Venezulaner, die mit mir im Geländeauto gesessen sind, zu mir gesagt, ich solle mich schnell ducken, denn die Guerrillas würden mich umbringen, sollten sie mich (einen Weißen) sehen. Zum Glück haben sie mich nicht entdeckt und wir konnten unbeschadet aus dem Dorf wieder raus. Aber dann ging es gleich mit dem Militär weiter. Als ich in das letzte Dorf vor der Grenze zu Guyana wollte, gab mir ein Soldat beim letzten Kontrollpunkt meinen Pass nicht mehr zurück, wenn ich ihm nicht 250$ geben würde. Ja dann habe ich eben gezahlt und konnte weiter und mein Venezuelareisebudget wurde bis zur Hälfte aufgebraucht.
Das ist mir noch nie passiert mit dem Pass, aber ich zeige auch immer nur meinen zweiten oder einen abgelaufenen. Im Notfall kann sich der Beamte den dann sonst irgendwo hinschieben. Den richtigen Pass halte ich immer tief im Motorrad verborgen. Hat sich seit mehr als drei Jahren bewährt. Da müssten sie mich dann schon sehr genau durchsuchen. Krasse Geschichte, welche ich so noch von niemanden gehört habe. Auch die Korruption der Polizei und Militärs wird natürlich durch die wirtschaftliche Lage hervorgerufen. Zu der Sache mit FARC kann ich nichts sagen. War mir unbekannt, dass die auch dort unten tätig sind.
Bin dann illegalerweise hinüber auf die guyanische Seite des Flusses und habe 3 Tage in Etteringbang verbracht. Was ich nicht wusste, dass dieser Ort ausschließlich von Drogenmenschen, Minenarbeiter*innen und Prostituierten bewohnt wurde, was meine Situation nicht verbesserte. Zum Glück war der Boss dort freundlich zu mir, somit stand ich sofort unter seinem Schutz (klingt wie im Film, war aber so) und ich musste zumindest in diesem Dorf nichts befürchten (dass Zivilisten dort schwer bewaffnet herum gehen, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt). Außerdem hat er es geschafft mir sogar wieder 100$ von dem Soldaten zurück zu holen. Die 3 Tage musste ich deshalb dort bleiben, weil es in der Zeit keinen Transport mehr zurück gab. Aber ich konnte am 4. Tag dann in einem zurück nach Santa Elena und war noch froh zu leben!
Ganz ehrlich finde ich diesen Teil deiner Geschichte richtig cool. ;-) Hast es nicht geschafft für den Boss ein paar Bilder zu machen? Das wäre wahrscheinlich National Geographic Material geworden. Das Zivilisten mit Waffen durch die Gegend laufen ist aber in ganz Venezuela oder im Norden Brasiliens nicht sonderlich ungewöhnlich. Als armer Rucksacktourist wollte dir dort sicherlich niemand ernsthaft was. Mich würde an dieser Stelle noch interessieren, ob du eigentlich Spanisch sprichst? Ohne Sprachkenntnisse in solche Gegenden vorzudringen ist nämlich schon sehr gewagt.
Dieses Erlebnis hat mich nicht nur viel Geld gekostet, das ich anderswo gebraucht hätte, sondern auch zu viele Nerven, deshalb bin ich zurück nach Brasilien, weiter nach Guyana und dann mit einem Flugzeug nach Ecuador. Kolumbien musste ich dann leider auslassen.
Aber da war ich wohl in einer Gegend wo Touris nicht sehr willkommen sind.
Aber wie auch immer, nun zu meinen Fragen bezüglich Venezuela:
-Gab es bei dir in Santa Elena auch kein fließendes Wasser mehr in den Hostels? Wie ich dort war sprachen sie von einer Trockenperiode und Wasserknappheit, deshalb gab es 2x am Tag 1 Stunde fließend Wasser oder einen Wasserkübel.
Bei mir hatte alles sehr gut funktioniert. Überall im Land. Aber das mit der Wasserknappheit hatte ich auch wenige Monate später von meinen venezulanischen Freunden gehört. Allerdings aus Caracas. Problem ist mancherorts, dass die Versorgungssysteme veraltern und nicht mehr gewartet werden. Normalerweise Bunkern alle Einwohner soviel Wasser wie sie können.
-Hattest du auch in Santa Elena manchmal Schwierigkeiten Trinkwasser zu kaufen, weil es einfach keines in den Geschäften gab?
Glaub ich hab da immer Leitungswasser getrunken. Am besten immer die Lokals Fragen, was die denn so trinken.
-Ich nehme an die vielen Militärcheckpoints waren bei dir auch schon, hattest du jemals Probleme? Oder haben die dich immer einfach durch gelassen?
Mit den Militärs hatte ich nie Probleme. Musst dir Freunde machen, etwas rumspasen, über Fussball reden. Ich lasse die Jungs manchmal am Gashahn vom Motorrad drehen oder aufsitzen. Sobald du ihnen ein Lachen abgewinnst wollen die nichts mehr. Wenn sie nach Geld Fragen einfach sagen das sei illegal. Selbstbewusst auftreten hilft. Hab da einige Taktiken entwickelt und bin immer ohne Schmieren etc. weiter gekommen.
Ich wurde ziemlich oft sehr kritisch angeschaut, ob ich denn wirklich ein Tourist sei und warum mein Pass so komisch anders aussieht. Ich musste die Soldaten oft erst davon überzeugen, dass meine Dokumente gültig sind und ich Tourist bin. Mehrmals wurde ich dann zum Kommandanten herein gewiesen. Wie war das dann mit dem Motorrad? (ich frage deshalb, weil es kann sein, dass die Kontrollen vor den Wahlen am 6. Dezember wesentlich schärfer waren. Danach waren sie bei mir wieder etwas entspannter.)
Diese Erfahrungen kann ich wirklich nicht teilen. Die Polizei ist etwas ekeliger als die Soldaten bezüglich durchsuchen. Je nach Situation umfahre ich am liebsten irgendwelche Straßensperren.
-Was gab es für dich besonders für das Motorradfahren in Venezuela zu beachten?
Schlaglöcher! In keinem anderen Land Südamerikas kannst du dein Motorrad mehr kaputt machen als in Venezuela. Auch die „Huppel“ auf den Straßen sind extrem gefährlich, da meist nicht leicht zu sehen. Bei Regen sind die Straßen spiegelglatt. Das kommt von den vielen Benzin das stendig aus den Tanks der Fahrzeuge austritt. Grundsätzlich solltest dir aus der Patsche helfen können und wichtige Ersatzteile dabei haben.
Mich würden noch ein paar allgemeine Sachen über deine Reise brennend interessieren:
-War es von dir eine bewusste Entscheidung ALLEINE mit deiner KTM durch Amerika zu fahren, oder konntest du niemanden finden, mit der/dem du dir das hättest vorstellen können? Denn ich war letzten Sommer das erste Mal alleine mit dem Motorrad unterwegs (in Rumänien) und habe bemerkt, dass ich wesentlich öfter im Gelände umdrehen musste, da das Risiko zu groß wäre, wenn mir mein inkl. Gepäck 250kg schweres Bike umfällt oder ich mich verletze. Ich könnte meine KTM nur schwer selber aufstellen.
Ja ich wollte immer alleine reisen. Bis jetzt hat sich auch noch keine Bekanntschaft ergeben, mit der man um die Welt bummeln könnte. Das will ich aber für die Zukunft nicht ausschließen. Also ich bekomme Katze ziemlich leicht aufgestellt und das mit dem vielen Gewicht finde ich nicht wirklich schlimm. Alzu heftige Offroadpassagen schließen sich natürlich aus. Das kommt dann aber schon auch auf das Fahrkönnen an. Es gibt auch leichtere Motorräder von KTM oder anderen Herstellern.
-Wie ist das bei dir alleine mit dem Motorrad durch Südamerika zu fahren? Schränkt es dich ein wegen vernünftiger Risikoabschätzung oder ist dir das eh egal? Ich frage deshalb, weil (wie ich oben schon geschrieben habe) ich gerne in paar Jahren selber mit meinem Motorrad durch Amerika reisen möchte und eigentlich lieber zu zweit oder so. Nur kann ich mir gut vorstellen, dass sich niemand dafür finden lässt (am ehesten dann dort mit dem/der man dann gemeinsam ein Stück fahren kann). Und es wäre für mich sehr spannend, wie das bei jemandem wie dir, der allein reist hinter den Kulissen aussieht?
Also ich habe mich in den fast vier Jahren immer sicher und frei gefühlt. Alleine zu reisen ermöglicht mir einen viel intensiveren Kontakt zu den Menschen und stärkt meine Persönlichkeit ungemein. Südamerika ist grundsätzlich sehr einfach zu bereisen. Du sprichst von einer Zukunft in Jahren. Ich würde dir empfehlen vielleicht einmal ein paar kürzere Tripps alleine in Europa zu machen. Dann wirst du sehr schnell heraus finden, was genau für dich funktioniert. Es gibt kein richtig oder falsch, sondern nur tun oder nicht tun.
Ich finde es übrigens echt cool, dass du nach Caracas gefahren bist. Was du in den Blog geschrieben hast, was so viele Einheimischen über Caracas meinten, wurde mir auch recht oft so erzählt. Ohne meinem Zwischenfall wäre ich dort wohl auch gelandet, um mir selber ein Bild zu machen. Aber was du erzählst scheint mir sehr plausibel und auf jeden Fall erlebenswert.
Wie auch immer, ich lass dich jetzt wieder in Ruhe weiter deine Reise genießen und würde mich freuen, wenn du mal einen langweiligen Moment auf deiner so spannenden Reise hast, um mir zu antworten.
Hat mich sehr gefreut von dir zu lesen. Venezuela ist und bleibt ein schwieriges Land zu bereisen. Ob es in ein paar Jahren überhaupt noch möglich ist steht in den Sternen. Falls du das Land wirklich noch einmal anpacken solltest lasse es mich wissen. Grundsätzlich würde ich über Land nur noch einreisen, wenn beide Grenzen (Brasilien und Kolumbien) offen sind. Allzu leicht kann man sich sonst nämlich in eine Sackgasse fahren. Und glaub mir -> das willst du nicht.
Liebe Grüße aus Wien,
Lukas
Danke — Martin
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Danke für deine ausführlichen Antworten, Martin!
Einiges habe ich mir schon so gedacht, anderes finde ich sehr spannend, was du dazu meinst.
Was du mit den „Urvölkern“ bzw. Indigenen schreibst finde ich sehr richtig, auch wie du damit umgehst. Ich kann das auch nur bestätigen, wobei in meinem Fall in Venezuela das Dorf (El Dorado) wo ich den Rassismus erfahren habe, kaum Menschen leben, die sich als indigene „Urvölker“ bezeichnen. Verschiedene Venezolaner in Santa Elena sagten mir auch, dass ich mich möglichst kurz in El Dorado aufhalten solle. Hingegen machte ich ganz andere Erfahrungen in dem indigenen Dorf, wo ich auch hin wollte. Dort leben indigene, die sich auch als solche sehen und die waren extrem gastfreundlich und nett.
Auf der guyanischen Seite, wo ich diesen Drogenboss kennen lernte, fotografierte ich sehr vorsichtig, weil auch hier Diskretion angebracht war. Ich war zu kurz dort, um die Menschen gut einschätzen zu können, wie sie darauf reagieren würden. Also kamen nur Fotos aus der Hüfte zustande. Leider ist mir beim Datensichern in Santa Elena ein blöder Fehler passiert und die gesamten Fotos von dem Ausflug habe ich nun verloren. Ich habe nur noch die 5 GoPro-Aufnahmen, die ich vorher auf meinen iPod geschickt habe. Und auf deine Frage: ja ich spreche ganz gut Spanisch, sonst wäre ich auf der Hinreise verloren gewesen. Aber in Guyana sprechen sie dann eh alle Englisch (was ich teilweise fast nicht verstanden habe).
Um die Geschichte noch etwas zu verkomplizieren: Ich habe noch nicht erwähnt, dass ich gemeinsam mit einem Südafrikaner, der in dem Dorf auf der guyanischen Seite arbeitet dorthin gefahren bin und er kennt dort (NUR auf der guyanischen Seite) die Leute und ist mit dem Drogenboss befreundet, ich war dort sein Freund und somit war ich auch gleich der Freund vom Drogenboss. So schnell ging das. Der Südafrikaner sagte mir aber auch gleich dazu, wenn der Boss zwar nett ist zu dir, ist das eine Sache, aber bescheiss ihn ja niemals, sonst bist du auf der Stelle tot. Dadurch, dass ich viel mit dem Südafrikaner, der dort arbeitet, sprechen konnte, bekam ich einen Einblick in die Ereignisse, die dort sonst so stattfinden: wie das ganze Schmuggelsystem aufgebaut ist, wer wo was zu sagen hat und welche Machtkämpfe warum stattfinden und natürlich auch welche Leute die krankesten Morde auf dem Gewissen haben. Ja cool, ist das aber nur in den Erzählungen im Nachhinein, dort war es alles andere als das :)
Bei den Militärkontrollen habe ich ähnliche Taktiken, wie du entwickelt. Als Rucksacktourist gab es halt leider keinen Gasgriff, an dem die Soldaten was zu spielen hatten. Aber ich merkte auch, dass sie mich mit der Zeit viel schneller durchließen, als am Anfang. Und weil du deine Dollar tief im Motorrad verstaut hattest, ich habe auch versucht mein Bargeld so gut wie möglich verteilt im Gepäck zu verstauen. Das Problem bei dem Checkpoint, wo ich um 250$ erleichtert wurde hatte der Soldat mein Gepäck komplett durchsucht und ich musste mich splitternackt vor ihm ausziehen. Da hat er dann einfach alles gefunden :(
Hier findest du auch weiteres zu meinem Venezuela-Abenteuer (die Drogenbossgeschichte habe ich aus verschiedenen Gründen ausgelassen): https://tourenblogbylukas.blogspot.co.at/2015/12/1-11122015-savanne-militar-und-die.html
Danke nochmal Martin auch für deine Tipps für Venezuela und deine Gedanken zum alleine Reisen. Bis ich dann dort mit meinem Motorrad lande versuche ich natürlich so viel Erfahrung, wie möglich zu sammeln. Mein nächstes größeres Projekt (wahrscheinlich im Sommer 2018) ist einmal um das schwarze Meer mit meiner KTM (muss nur vorher meine Russischkenntnisse wieder etwas auffrischen).
Grüße aus Wien,
Lukas