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Absolute Zerstörung der Favela do Jaragua

Das ist ein Artikel den ich eigentlich gar nicht schreiben möchte. Am Abend meines Geburtstages erreichte mich eine traurige Nachricht von Freunden aus Maceió Alagoas. Das kleine Fischerdorf, welches ich besucht hatte, liegt seit jenem Tag in Schutt und Asche. Da war es natürlich für mich mit der Geburtstagsfreude dahin. Im Gedanken war und bin ich noch immer bei den liebenswerten Menschen die ich dort vor knapp drei Monaten kennenlernen durfte. Im Artikel „Armut ist nicht schön„, hatte ich ein klein wenig davon berichtet. Wie kritisch die Situation für die Bewohner der Favela wirklich war ist mir nicht bewusst gewesen. An dem Tag haben sie alles verloren!

Nun ist es so, dass ich nach wie vor nicht das nötige Hintergrundwissen habe, um die Sache hier ausgiebig und korrekt zu diskutieren. Diese Art der „Umsiedlung“ scheint in Brasilien und anderen Ländern Südamerikas gang und gebe zu sein. Einige meiner Bekanntschaften nehmen das ganze mit einem Schulterzucken. „Das passiert hier ständig!“ – „Ganz normal!“, sind deren Worte. Die Stadt braucht Platz, um jene noch schöner zu machen. Im Falle der Favela in Maceió soll eine neue Strandpassage mit schicken Restaurants, Märkten und einem Museum entstehen.

Nun ist es eine ganz andere Sache wenn man die Menschen persönlich kennt. Ich hatte die Favela mehrere Tage besucht. Genaueres hatte ich im oben genannten Artikel beschrieben. Soweit mir bekannt ist waren die Einsatzkräfte der Stadtverwaltung ohne Vorwarnung erschienen. Zwar stand der Termin für die Umsiedlung wohl zum 16ten Juni an. Die Stadt hatte allerdings versprochen bis dahin den Familien Ersatzwohnungen zur Verfügung zu stellen und Geld für die Miete zu überweisen. Die Dorfbewohner schreiben mir, dass sie bis heute noch kein Geld erhalten haben. Mehrere Wohnungen stehen zwar bereit, reichen bei weitem aber nicht für alle Menschen. Ich hatte mit Menschen gesprochen die in der Favela schon mehr als 60 Jahre lebten. 60 Jahre – da kann es für Außenstehende dort noch so schlimm und trostlos aussehen. Es WAR deren geliebte Heimat! Der Großteil der Familien „darf“ nun für vier Tage in einer Turnhalle übernachten. Danach heißt es ab auf die Straße oder mit Glück zu einer anderen Bleibe. Die ganze Dorfgemeinschaft ist jedenfalls für immer zerstört und zersplittert.

Die Fischermänner wollten einfach nur leben und das tun was sie am besten können. Fischen! Sie holten billigen Fisch aus dem Meer, der dann teuer an die reichere Bevölkerung in schicken Restaurants am Strand verkauft wird. Das ist nun der Dank dafür! Ich konnte bis dato nicht herausfinden, was eigentlich mit den ganzen Fischerbooten passiert. Der wohl größte Verlust für die Menschen ist der Zugang zum Meer. Dieser wird ihnen in Zukunft wohl versperrt bleiben. Wie sollen sie denn überhaupt noch auf See fahren, wenn sie zuvor einen langen Fußmarsch zu ihren Booten zurücklegen müssen? Viele der Fischermänner sind Analphabeten und können (konnten) sich mit Worten und Schrift nicht zur Wehr setzen. Ohne juristische Unterstützung sehe ich nicht wie sie ihre Rechte, die ohnehin schon mit Füßen getreten wurden, einfordern sollen. Einige Bewohner unterstützen die Menschen so gut sie können – alles auf freiwilliger Basis, welche natürlich schnell mit ihren Kräften einbricht.

Ich bin nur ein Tourist, ein Fotograf. Viele Dinge in diesem fremden Land verstehe ich nicht. Aber ich weiß wenn ich einen schönen, einzigartigen Ort sehe! Wahre Schönheit lässt sich in den Herzen der Menschen finden! Menschen die sich gegenseitig mit viel Respekt und Liebe behandeln. Genau so habe ich die Villa dos Pescadores kennengelernt. Wenn ich die vielen einzigartigen Bilder auf meiner Festplatte ansehe stehen mir die Tränen in den Augen. Diese Menschen liegen nun am Fußboden einer Sporthalle und warten auf das Glück, auf eine Zukunft die noch ungeschrieben steht. Ich bin mit einer Freundin in Kontakt, welche sich für soziale Projekte rund um das Dorf eingesetzt hatte. Sie ist täglich bei den Menschen und versucht ihnen zu helfen wo sie nur kann. Von ihr habe ich erfahren, dass es Clara gut geht – das kleine Mädchen mit dem Hund. Sie hatte Glück und ihre Familie hat eine der Wohnungen bekommen. Das ist ein kleiner Trost!

Ich hoffe von ganzem Herzen das Beste für die Villa. Bitte teilt dieses Video wenn es euch gefällt! Zeigt den Bürgern, dass sie nicht alleingelassen werden. Diese Bilder wird es so nicht mehr geben können…

Ich werde die Geschehnisse vor Ort weiter verfolgen und euch am laufenden halten. Hier oder im sozialen Netz.

„Abrace a Villa! ;-(

 

 

Martin

 

 


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