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Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 3

Mandacaru

Es geht in die dritte Runde mit dem Teufelsritt zu den Dünen von Lençóis Maranhenses. Wer die ersten beiden Teile verpasst hat, kann über die beiden Links direkt zu den Artikeln gelangen.

 

Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 1
Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 2

 

Die Zeit bei meinen Gastgebern, Odete und Amilton, war wirklich sehr angenehm. Sie leben ein ganz anderes Leben, ein einfaches Leben, welches sich so mancher wohl kaum so richtig vorstellen kann. Am Ende war ich dennoch froh, als Katze wieder fröhlich schnurrte und die Fahrt weiter gehen konnte.

 

Katze ist wieder fit - danke für die tolle Unterstützung

 

Noch immer stand das Wasser sehr hoch und mit erhöhter Vorsicht überwinde ich eine Hürde nach der anderen. Ja – ich hatte meine Lektion gelernt! Spät Abends erreiche ich als erstes Zwischenziel Mandacaru. Gleich zum Morgen wollte ich weiter fahren. Leider war Katze einer anderen Meinung. Vergeblich versuchte ich den Zündschlüssel zu drehen. Das Schloss klemmte fest. Selbst mit dem guten alten WD40 und so manch anderem Trick, konnte die Zündung nicht aktiviert werden. Ein halber Tag verging, ohne dass sich der Schlüssel auch nur einen Millimeter bewegte. Erst zwei Tage und zwei Dosen WD40 später, war das Schloss wieder frei. Am Ende war es mir zu blöd ständig am Schlüssel zu „wackeln“ und ich hatte einem arbeitslosen Fischersmann damit beauftrag. Er war der Held unter seinen Freunden, als er jubelnd von der erfolgreichen Drehung des Schlüssels berichtete. Nebenbei konnte ich das kleine Städtchen und die liebenswerten Menschen vor Ort kennenlernen, was mir auch bald wichtiger war, als die Problemchen meines Motorrades. Meine Gastgeber und deren Enkelkindern hielten mich immer bei Laune. Ständig gab es Neues zu entdecken, ein Spiel zu spielen oder verschiedenste Köstlichkeiten (meist Fisch) zu probieren. Abends war ich oft mit meiner Kamera unterwegs.

Ich wurde in die kleine Schule eingeladen, um meinen Vortrag „Quitometro Um – a vida é uma viagem!“ zu halten. Einmal mehr ein tolles Erlebnis. Mehr als 100 Kinder saßen mir mit großen Augen gegenüber. Die ganze Veranstaltung war eine kleine Improvisation. Zuvor musste ich sowohl den Projektor als auch die Musikanlage erstmal notdürftig reparieren. Aber alle Zuschauer waren begeistert. Die Kinder waren viel zurückhaltender als jene in den anderen, größeren Städten. Eine interessante Erfahrung.

 

Fischverkäufer in der Stadt

Der kleine Hafen von Mandacaru

Kleines Mädchen in der Straße

 

Auf nach Barreirinhas. 45 Kilometer hörten sich nicht viel an. Allerdings waren noch ziemlich viele Wasserdurchfahrten zu überwinden. Der weiche Sand stellte eine größere Herausforderung dar als angenommen, besonders mit dem wieder voll beladenen Motorrad. Aber nun greife ich gerade voraus, soweit bin ich nämlich im ersten Anlauf gar nicht gekommen. Keinen Kilometer nach dem Städtchen hatte ich einen Platten am vorderen Reifen. Ich war spät morgens aufgebrochen und die hoch stehende Sonne hatte mir viel Energie geraubt. Die Reparatur war gerade deswegen sehr anstrengend. Während der Flickarbeiten hatte ich mich über das komische Loch gewundert. Jenes war nämlich seitlich am Reifen zu finden und hatte die Form einer Messerspitze. Nun – das ist natürlich Spekulation. Ich kann mich auch nicht erinnern, wann genau ein vermeintlicher Saboteur jenes Loch hätte stechen sollen. Tatsache ist jedoch, dass nach der Reparatur mein Arai Tour-X Motorradhelm wie vom Erdboden verschluckt war. Nicht mehr aufzufinden! Keine fünf Meter neben dem Motorrad hatte ich ihn abgelegt. Ich konnte es einfach nicht glauben! Wenig später war klar, dass der Helm entwendet wurde. Ich hatte meine Ohrenstöpsel zuvor in den Helm gelegt und beide später auf einem Trampelpfad in die Büsche gefunden.

 

Junge mit seinem selbstgebauten Spielzeug

Wichtigstes Transportmittel zwischen den Dörfern

Frischer Fisch

Selbsternanter Sherlock Holmes und Spürhund

Stolzer Vater

 

Der Helm musste wieder gefunden werden! Zurück in Mandacaru hatte ich bei allen Bekanntschaften, die ich die letzen Tage schließen konnte, Alarm geschlagen. Nach kurzer Beratung hatten einige Männer die Angelegenheit zur Chefsache erklärt und die Schnitzeljagd konnte beginnen. Auch ich bin mit den Männern durch die Büsche gestreift. Die nach wie vor extreme Sonne hatte mich zur Mittagszeit allerdings in die Knie gezwungen und ich musst meine Suche aufgeben. Zum Sonnenuntergang kam plötzlich ein älterer Mann auf einem Quad-Bike auf mich zu. Aufgeregt hat er mir befohlen mit ihm zu kommen. Wenig später trat ich in ein Haus ein. Im Kreis standen knapp 10 Männer und Frauen, davor einige Kinder und in der Mitte lag er. Mein Helm! Wie ein Schatz präsentiert. Der Dieb hatte den Helm wohl unter einem der Büsche versteckt. Die Freude war natürlich groß und ich hatte alle Beteiligten auf einige Bier oder eben Cola eingeladen. Zur Feier des Tages gab es auch noch gegrillten Fisch. Lecker.

 

Wo ist nur mein Helm geblieben?

Fix und Fertig und von der Sonne ausgebrannt

Und nun? Flussdurchfahrt mit Risiko

 

Endlich ging es weiter in Richtung Barreirinhas. Für den tiefen Sand war das Motorrad schlichtweg zu schwer. Noch immer folgte eine Wasserdurchfahrt der anderen, was ziemlich anstrengend war. Die meisten konnte ich mit Gepäck passieren. Einige zwangen mich jedoch dazu, dass Motorrad komplett zu entladen und mit den Sachen auf den Schultern durch das Wasser zu watscheln. Eine der Wasserlöcher hatte es extrem in sich. Es gab keinen alternativen Weg und somit nur ein Vorwärts und kein Zurück. Zwei Stunden wartete ich auf andere Passanten. Mit Ihrer Unterstützung bewältige ich schlussendlich auch diese große Herausforderung. Der Kilometerzähler auf dem GPS zählte langsam aber sicher die Kilometer herunter. Ich verfluchte den tiefen Sand und die enorme Hitze. 42° zeigte das Thermometer zum späten Nachmittag. Auch der hintere Schlauch gab noch einmal nach, zum Glück hatte ich nun aber ja den Ersatzschlauch griffbereit. Später viel noch ein Koffer ab, da ich einen kleinen Baum gestreift hatte. Auch ein Lenkerprotektor war durch einen Umfaller gebrochen. Die lange Fahrt hatte mich körperlich wirklich mitgenommen und die Konzentration lies doch deutlich nach. Es musste endlich weiter in die Stadt gehen. Es folgten noch weitere Wasserläufe – nun bei Dunkelheit und mehr Sand… usw… usw…

10 Stunden war ich unterwegs.

 

Die dritte Reifenpanne

Kleines Nickerchen neben dem Motorrad

Tiefes Wasser zur Nacht - eine Herausforderung

 

Es ist schon dunkel als ich in der Stadt ankomme. Wie im ersten Teil geschrieben, hatte ich mich gefühlt, als wäre ich auf einen 6000 Meter hohen Berg gestiegen. Die Tour zu den Dünen war sehr vom Motorrad, Missgeschicken und Unglücken geprägt. Es war für mich eine wirkliche Grenzerfahrung und hat mir gezeigt, wo meine Limits und die des Motorrades liegen. Der Lohn für die Strapazen lag einmal mehr in den Kontakten zu den Menschen. Ohne die Pannen hätte ich jene Bekanntschaften nicht gemacht.

Glück im Unglück – wie auch immer!

 

Euer Martin

 

 


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4 Kommentare on Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 3

  1. Konnte nicht mehr aufhören deinen Arikel zu lesen.

    Zum Glück ist der Helm wieder aufgetaucht. Ist sonst auf deiner Tour nie etwas vom Motorrad weg geklaut worden?

    • Hi Marco,

      Nein – mir ist noch nice was weg gekommen – außer ein paar alte Handschuhe und ein Nierengurt in Bolivien. Wobei ich mir da nicht sicher bin, ob ich die Sachen einfach verloren hatte.

      Schönen Gruß

  2. Hallo Martin,
    das war wirklich spannend, dir auf deiner „Tour in der Tour“ zu folgen. Geschichten, die man sich nicht ausdenken könnte – insbesondere die harte Geschichte mit dem Killschalter im Fluss.

    Thank God bist du wieder heil in der Zivilisation angekommen. Weiterhin gute Reise!

  3. hi,
    herrvoragend find ich ja, dass du nem fischer die frustarbeit des schluessel-nackeln aufgetragen hast. ich konnt nicht mehr aufhoeren zu grinsen ;) . wieviel dosen WD40 hast du denn normalerweise im gepaeck? hast du ihm die einfach in die hand gedrueckt und die hinundwieder erkundigt wies laeuft, oder gesagt, er soll vorbeikommen wenn die Katze schnurrt? 2 tage und 2 dosen WD40 spaeter und ein neuer held im dorf geboren. das ist brilliant!… und ne extrem lange zuendzeit.. als ich das marc erzaehlt hab gingen auch erstmal die augenbrauen hoch ‚wow‘.

    denk an dich, drueck dich – und wenn die unterhose nass wird wars zu tief!

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