Es ist einmal wieder soweit. Ein weiteres Lebensjahr neigt sich dem Ende, mein Geburtstag steht an. 32 Monate bin ich nun auf Reise und noch immer befinde ich mich in Südamerika. Letztes Jahr hatte ich euch meinen Geburtstagsgruß aus dem Norden Brasiliens geschickt. (Artikel: -> 36 Jahre) Damals war ich gerade von einer sehr abenteuerlichen Tour durch die Wüstengegenden Brasiliens zurückgekommen. Heute, 12 Monate später, befinde ich mich in der Hauptstadt von Peru. Mein Motorrad bekommt einen Service verpasst, was einige Tage in Anspruch nehmen wird. Lima ist keine einfache Stadt. Wenn man allerdings einige Kontakte hat, findet man auch hier richtige schöne Ecken. Im Reiseführer steht für Lima sollte man maximal einen Tag einplanen. Ehrlich – die haben keine Ahnung. Ich nehme mir also wieder Zeit und lasse das allgemeine Leben hier auf mich wirken. Die letzten Wochen habe ich mich ohnehin etwas mehr um die Fotografie als um das wirkliche Reisen gekümmert. Somit kann es so nun ganz einfach weiter gehen.
Wenn ich mir den einleitend genannten Text nun so durchlese könnte ich euch heute, ein Jahr später, eigentlich fast genau das gleiche schreiben. Es hat sich nicht wirklich viel geändert und mein Reise-Lebens-Alltag geht stetig voran. Noch immer reise ich angetrieben von Emotionen und Spontanität von A nach B, lasse mich treiben und versuche jeden Tag so gut zu leben wie ich nur kann. Dennoch will ich einmal den Text von vor einem Jahr aufgreifen und ergänzen. Die abschließenden Worte waren jene:
Jeder wünscht sich ein glückliches Leben – so auch ich. Nicht immer sind alle Tage rosig. Hier auf Reise, alleine, konnte ich wirklich schon alles erleben. Tränen der Freude und Tränen der Trauer. Wenn nicht im Herzen und mit bewegenden Gefühlen, wie sonst soll man das Leben mehr spüren können? Es sind die essentiellen Gefühle! Ich wünsche mir eigentlich nur dieses eine momentane Leben weiter leben zu können. Im HIER und JETZT! Das ist mein Geburtstagswunsch an all jene dort draußen, die ihn hören wollen. Sollte ich nicht über Nacht krank werden, meine Bank geplündert werden und mir nahe stehende Menschen in ein Unglück stürzen – werde ich auch sicherlich so lange weiter reisen, entdecken und intensiv jeden Tag genießen wie ich kann.
Besonders der letzte Part, „solange“ – „genießen wie ich kann“, stimmt mich doch etwas nachdenklich. Können und wollen sind ja bekanntlich zwei unterschiedliche paar Stiefel. Manchmal frage ich mich schon, was ich eigentlich hier tue. Für einen Motorradreisenden bin ich geradezu im Schneckentempo unterwegs. Nach wie vor folgt so manche Zwangspause der nächsten und ich bleibe auch schon mal gerne etwas hängen. Ist das nun ein Problem von Fokus, Wollen, Nicht Können oder ist es einfach nur meine Art zu reisen?
Zurückblickend konnte ich wieder wirklich viel Spannendes erleben. Die Strecke von den Dünen um Lençóis Maranhenses (Brasilien) bis nach Cusco (Peru) könnte man bei guten Bedingungen auch in zwei Wochen fahren. Für mich war es EIN Jahr. Lange war ich noch im kunterbunten Norden von Brasilien unterwegs. Danach folgte ein längerer Aufenthalt in Manaus, Amazonas. Ich habe täglich geschwitzt, die Mücken hatten mich erstochen, eigentlich mag ich das heiße Klima ja nicht. Aber – nebenbei hatte ich mich auch noch verliebt! Was also tun? Weiterfahren mit Fokus oder Leben im Moment? Es folgte ein weiterer Abschied unter Tränen und eine feinste Abenteuertour durch das am Rande einer wirtschaftlichen Katastrophe stehende Venezuela. Kolumbien war nicht möglich und somit führte die Strecke wieder zurück nach Manaus (ja – hat länger gedauert), noch einmal quer durch den Amazonas und schlussendlich nach Peru. Vieles bleibt unerwähnt!
Noch einmal – Können oder wollen? Kann ich diese Art zu Reisen weiter leben, kann ich mein Ziel die ganze Welt (Artikel -> Die große Reise) zu bereisen wirklich erfüllen? Point Zero rückt auch bei mir immer näher. Point Zero beschreibt dem Moment der finanziellen Unbeweglichkeit. Weder Soll noch Haben. 0 eben. 0 Geld – 0 Leben. Ohne Moos nix los, dass weiß jeder. Noch bin ich zum Glück noch viele Monate davon entfernt. Als LowBudget-Reisender kennt man seine Tricks, um sich über Wasser zu halten. Die Straße des ewigen Goldes und Erfolges habe ich noch nicht entdeckt. Schon lange habe ich erkannt, dass ich die Große Reise sicherlich nicht in einem langen Zug mit dem Motorrad bestreiten will. Als selbsternannter „emotional Traveller“ würde das ohnehin Jahrzehnte dauern und irgendwie „gelüstet“ es mich auch einfach nach einer anderen Art der Fortbewegung.
Katze steht zum Verkauf. Das Motorrad ist für mich ein rießiger Klotz am Bein geworden. Neben den extremen Kosten für Wartungen und Reparaturen stört mich besonders die soziale Distanz zu den Menschen, welche Katze mit sich bringt. Schon lange habe ich aufgehört mein eigentliches Motorradabenteuer zu dokumentieren. Das ist für mich insbesondere verhängnisvoll, da eine Motorradreise eben mit dem Motorrad bestritten wird und schon einen Lebensmittelpunkt darstellt. (Artikel -> Katze wir müssen reden) Links oder rechts -> für A oder B -> was ist richtig, was falsch? Oft stehe ich im Zwiespalt und das nervt. Am Ende bleibt für mich einfach nur ein schlichtes…
Fu** it! …
…weiter im Programm… Ich bin ein Reisender, ein Abenteurer. Wenn äußere Einfüsse zur Last werden, muss man sich jener entledigen. Aber auch hier gilt – können oder wollen sind nicht das gleiche.
Vielleicht mag der Fokus einer Weltreise etwas aus de Fugen geraten sein. Der Fokus auf was mir am meisten Spaß macht, die beste Person zu sein die ich kann, zu lernen und begreifen wie unsere Welt funktioniert, ist es noch nicht. Und überhaupt – wer macht hier eigentlich die Regeln? Und somit erfinde ich Freiheitenwelt einmal mehr von neuem. Die Fotografie (Link zu Instagram) wird mir immer wichtiger und ist ganz klar zur Prio Nr. 1 hier geworden. Da kann Katze nun schnurren oder fauchen. Es ist wohl auch einfach eine Entwicklung. Fast drei Jahre verändern nicht nur mich, sondern auch das ein oder andere Projekt. Ich bin dankbar diese große Freiheit genau so leben zu können. Wie im letzten Jahr – im HIER und JETZT soll es weiter gehen.
Ihr könnt also gespannt sein, wie es für mich weiter geht. Abenteuerlich und intensiv will in die verwinkeltsten Ecken dieses Planeten weiter erkunden. Ich will den engen Kontakt zu den Menschen, der Natur. Ich will das LEBEN greifen und jeden TAG jeden MOMENT gedeihen lassen. Was immer es mich in den nächsten Monaten kosten wird, um meine Träume zu verwirklichen, seit euch gewiss, es wird weiter gehen. Irgendwie – Irgendwo! Ziemlich sicher bin ich mir, dass euch mein nächster Geburtstagsgruß von einem anderen Ort, mehr als nur eine „mögliche“ Fahrzeit von zwei Wochen entfernt, erreichen wird.
Einen Geburtstagswunsch gibt es dieses Jahr nicht -> Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.
Ich bedenke mich schon einmal für all die Glückwünsche die mich via Facebook, Twitter und Co. erreicht haben. Freut mich immer wieder von euch zu hören.
@Martin Leonhardt
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Herzlichen Glückwunsch & alles Gute zum Geburtstag! Ich finde es immer wieder toll zu lesen, wie du über dich und die Welt sinnierst. Und deine Fotos sind ohnehin der Knaller!
Auch von mir hier aus Nürnberg: Alles Guter zum Burzeltag!
Auch wenn mich die „R“ als eine der geilsten Kisten immer wieder begeistert, für deine große Tour ist sie technisch wohl overdressed. Vielleicht reist du in Zukunft genauso wie die einheimische Bevölkerung… , kann nur von Vorteil sein. Balast abwerfen.
Ich freue mich weiterhin auf deine Berichte und Bilder.
Einen Vorteil hatte die KTM: über das KTM-Forum bin ich auf dich aufmerksam geworden…
Hallo Martin,
die Katze abzustoßen ist die richtige Entscheidung in meinen Augen. Persönlich hoffe ich das du ein neues Zweirad findest. Das Urbane leben zu Fuß ist nicht ganz so mein Ding. Begeistert haben mich deine Fotos auf zwei Rädern in einsamer Landschaft, die die Weite des Landes nur erahnen liessen.
Dein Survivalplan hat mir sehr geholfen die Maschine fit zu machen. Vielleicht kommt mal ein neues Model zum tragen.
Nachträglich alles gute zum Geburtstag und eine lange Reise!