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Rally Dakar 2014 – meine Etappe – Teil 1

Matschflug

Die Rally Dakar sollte allen Motorsportbegeisterten ein Begriff sein. Eine Wüstenrally deren Herausforderungen sich Motorräder, Autos, Lastkraftwagen und in jüngeren Jahren auch Quads stellen. Die erste Rally führte im Jahre 1978 von Paris nach Dakar. Deswegen auch der frühere Name Rally Paris-Dakar. Aus Sicherheitsgründen wurde die Rally Paris-Dakar im Jahre 2008 abgesagt und findet seitdem nicht mehr auf dem afrikanischen Kontinent statt. Die Veranstalter haben sich ein neues Zuhause gesucht und sind in Südamerika gelandet.

In der sechsten Auflage wird die Dakar derzeit hier ausgetragen. Je nach Fahrzeugtyp gilt es, auf einer Strecke von +-9000 Kilometern, dreizehn anspruchsvolle Etappen zu bewältigen. Die Ausfallrate ist hoch, mehr als 50% der Teilnehmer werden die Ziellinie niemals erreichen. Es ist anstrengend, sowohl für Mensch, als auch, Maschine. Da ich gerade vor Ort in Argentinien bin war ein Besuch obligatorisch. Von San Rafael aus konnte ich die zweite Etappe der Rally verfolgen und dabei sehr gute Eindrücke mitnehmen.

 

Moto14 #Dakar 2014
Moto14

 

Die Rennfahrzeuge legen täglich eine Strecke von +-800 Kilometern zurück. Somit ist es nahezu unmöglich die ganze Etappe an verschiedenen Punkten zu besichtigen. Gerade die “Special Stages”, also jene Streckenabschnitte bei denen es um die beliebte “Wurst” geht, sind sehr schwer zu erreichen. Die meisten Routen sind von der Polizei gesperrt und man ist gut beraten sich im Vorfeld einen interessanten Spot zu suchen. Genau das gestaltet sich mitunter schwierig. Auf der offiziellen Homepage finden sich solche Informationen nämlich nicht. Der genaue Streckenverlauf wird dort ziemlich geheim gehalten. Aus Sicherheitsgründen, wie ich später erfahre. Menschen neben der Strecke sind ein Risiko und vom Veranstalter mehr “geduldet” als erwünscht. Die gesuchten Informationen erhalte ich schließlich aus der örtlichen Tageszeitung und während mehreren Gesprächen mit argentinischen Rallyfans. Die meisten Argentinier reisen schon einen Tag früher an, um der Polizei zu entgehen. Ich suche mir hingegen einen Punkt unweit meines Nachtlagers heraus.

 

Zum Morgen, um 6 Uhr breche ich auf – Dakar 2014 ich komme!

 

Puplicview
Puplicview

 

Ein Tag wie jeder andere, ein kühler Morgen, nichts ist zu spüren von einem spannenden Rennen, all der bevorstehenden “Action”. Es ist ruhig und während ich mir meinen Weg zum trockenen Flussbett suche, lässt sich auch schon die Sonne am Horizont blicken. Und dann steht sie auch schon vor mir – die Polizei. Ein Polizeiwagen steht quer auf der Schotterpiste. Der Zugang zu meinem Viewpoint ist versperrt. 50 Kilometer vom Startpunkt der Tagesetappe entfernt. “Verdammt”, denk ich mir, “wär ich nur früher angereist!” Zu meinem erstaunen winkt mich einer der Polizisten zu sich, mit dem Motorrad. Noch wundernd über die Aufforderung manövriere ich mein Motorrad durch den Graben, auf die andere Seite des Polizeiwagens. “Como esta? Donde vive? Que buena moto!”, bekomme ich zu hören. Also wie gut es mir geht, woher ich komme und (einmal mehr) das mein Motorrad schön sei. Der Polizist strahlt mich über alle Ohren an und gibt mir zu verstehen, dass die Strecke für mich frei gegeben ist. “Buena suerte en la carrera!”, hör ich ihn noch sagen, bevor er im Rückspiegel verschwindet.

 

Gesperrte Route #Dakar2014
Gesperrte Route

 

Nochmal langsam! Hat mir der gute Mann eben, “Viel Glück beim Rennen”, gewünscht? Hat er wirklich gemeint ich wäre Teil der Rally? Meine KTM hat zwar schon einen gewissen Offroad Charakter – aber echte Rallymotorräder und deren Fahrer sehen schon etwas anders aus. Ich muss schmunzeln! So oder so – ehe ich es begreife, was wirklich passiert ist, brettere ich schon der offiziellen Rennstrecke entlang, auf einem gesperrten Teilstück – die Straße gehört mir. Ich stell mir vor wie es für die Rennfahrer sein muss, nach dem Start, einsam diesen Strecken entlang zu “rasen”. Langsam steigt die Vorfreude auf das Rennen. Nach knapp einer halben Stunde endet dann auch schon meine Etappe. Eine weitere Polizeisperre! Die zwei Beamten vor Ort schauen mir verdutzt hinterher als ich an ihnen vorbei fahre. Ich halte gar nicht erst an und erspare mir somit eine mögliche Erklärungsnot.

An den Ufern eines vielleicht 30 Meter breiten, ausgetrockneten Flussbettes haben sich schon viele Rallyfans eingefunden. Die meisten sind mit den Autos angereist. Ein kleines Dorf aus bunten Zelten ist entstanden. Es mangelt ihnen sichtlich an nichts. Wein, Bier, Mate, Kaffee und der Grill ist natürlich auch schon warm. Kaum angekommen werde ich auch schon von neugierigen Argentiniern umringt. Wir quatschen, tauschen Informationen über das Rennen aus und auf eine Tasse Kaffee las ich mich auch gerne einladen. Nun heißt es abwarten.

 

Start Rally Dakar 2014
Start Motorrad und Hubschrauber

 

Knapp eine Stunde später hört man die ersten Motorengeräusche von Hubschraubern. Nun hält es niemand mehr auf seinem Sitz und die vielleicht 100 Zuschauer drängen sich zum Ufer des trockenen Flusses. Noch immer ist nicht klar, welche Route die Fahrzeuge einschlagen. In der Ferne kann man erste Staubwolken erblicken und die Stimmung steigt sichtlich an. Das erste Motorrad kommt uns entgegen. Der Motor des Einzylinders brüllt regelrecht. Ich weiß gar nicht was ich mehr bestaunen soll. Den Rennfahrer oder all die Menschen um mich, die von einem Moment auf den anderen in Partystimmung gekommen sind. Wie die Argentinier die Fahrer anfeuern ist wirklich herzallerliebst. Von ganzem Herzen schreien sie, wedeln mit der Mütze, Flaggen, T-Shirt oder sonst dergleichen. Das erste Motorrad ist vorbei und im Zweiminutentakt folgen weitere. Gerade die argentinischen Fahrer werden vom Publikum gefeiert. Nun bin ich auch mitten drin und genieße es meine Fotos zu schießen, mit den Menschen hier zu feiern. Einer der Fahrer stürzt direkt bei der Abzweigung und eine Horde von Fans kommt ihm zur Hilfe. Spätestens jetzt ist die Stille des Vormittags vergessen – Action pur!

 

Fanfeier
Fanfeier

 

Nach den Motorrädern folgen die Quads, welche Unmengen von Staub aufwirbeln. „Dustmaker“ werden sie deswegen auch gerne genannt. Einer der Quadfahrer bleibt direkt neben der Strecke stehen. Er spricht deutsch und wir quatschen ein wenig. Zum ersten Mal wird mir bewusst, wie nahe man dem Rennen, der Rally, eigentlich sein kann. Er zerlegt das halbe Fahrzeug, um an den Vergaser zu kommen, welcher scheinbar verstopft ist. Ich will im helfen, kenn ich mich doch auch etwas mit dem 690er Motor einer KTM aus. (Sein Quad ist ein Umbau auf Basis einer KTM 690 Enduro). Aber er lehnt ab – nicht mal Wasser will er von mir. Es sei gegen die Regeln, Hilfe von Zuschauern anzunehmen. Na gut – dann muss er da selber durch!

Auch er wird von einer Menschenmenge umringt. Er bekommt viele Fragen gestellt, die er nicht versteht. Ich mach mich deswegen etwas als Übersetzer nützlich, woran die Menschen sichtlich Freude haben. Den Piloten aus Ungarn bestaunen sie, als wäre er von einem anderen Planeten. Selber will er einfach nur weg von hier, das sieht man ihm an, will weiter fahren, das Rennen, die Zeit, läuft. Nach knapp einer Stunde knattert seine Kiste wieder. Er bricht auf in Richtung der Dünen von Nihil.

 

Reparatur Quad Dakar Rally 2014
Reparatur Quad
Reparatur Quad Menschen
Reparatur Quad Menschen

 

Nach den Quads und Motorrädern wird es schneller – viel schneller! Die ersten Rallyautos wirbeln ordentlich Staub auf und fahren mit einem Affenzahn an der Menschenmenge vorbei. Im Gegensatz zu den leichten Fahrzeugen verlassen diese das Flussbett nicht, sondern fahren geradeaus weiter. Aber dazu mehr im zweiten Teil meiner Dakar Erfahrung….

 

Bis bald!

 

2 Kommentare on Rally Dakar 2014 – meine Etappe – Teil 1

  1. Hey Martin…bin gerade dabei Dich heftig zu beneiden ;)!
    Die RD live mit zu erleben und generell Deine Reise fasziniert mich mehr und mehr.

    Finde es daher auch nicht mal abwegig, dass Dich die Polizisten als Teilnehmer der Ralley gehalten haben…warum auch nicht, so etwas in der Art machst Du doch auch gerade ;)!

    In diesem Sinne…weiter eine gute Reise.

    Beste Grüße,
    Stef

  2. Hi Martin,
    toller Bericht. Mein Neid ist mir dir.
    Ich seh die Dakar ja immer nur im Fernsehen, direkt dabei zu sein muss großartig sein.
    Viel Spaß noch auf der weiteren Reise
    Stephan

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