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Moulins und Gletscherspalten (Tag 4)

Am Rande einer Gletschermühle
Am Rande einer Gletschermühle

Mit GPS und Satellitentelefon bepackt, auf Erkundungstour abseits des Bohr- und Camplebens sieht die Gletscherwelt hier ganz anders aus. Sie birgt viele versteckte Gefahren. Daher muss das viele Eis äußerst vorsichtig und mit wachsamsten Augen beschritten werden. Nicht weit von uns soll eine gewaltige Gletschermühle zu finden sein. Wie enge, röhrenförmige Rutschen im Inneren des Eises bahnen sich die Mühlen ihren unbekannten, dunklen Weg durch den Gletscher. Wie interne Klempner des Systems tragen Moulins Schmelzwasser heraus an unbekannte Orte.

Ich folge dem gewundenen, mit klarstem Wasser gefüllten, Flusslauf. Irgendwo muss das ganze Schmelzwasser ja schließlich hinlaufen. Immer stärker wird die Strömung, verstärkt durch zahllose kleinere Zuläufe von allen erdenklichen Seiten. Laut rauscht es im Hintergrund, es kann nicht mehr weit sein. Mit großem Respekt vor der Naturgewalt nähere ich mich an. Ein falscher Schritt oder Ausrutscher in dieser Umgebung kann fatale Folgen haben. Nicht auszudenken wie die Wassermassen ein Menschenleben ohne große Anstrengungen in die unbekannte, eisige Tiefe ziehen würden. Jegliche Rettung oder Bergung wäre schlichtweg unmöglich und sinnlos.

Dort wo das Wasserrauschen am lautesten ist erstreckt sich das, im Durchmesser knapp 6 Meter große, Wasserloch. Von Süden kann man deutlich in den gierigen Schlund blicken. Laut tosend und schäumend fällt das Eiswasser im freien Fall in die Tiefe. Die Ränder sind über die Zeiten perfekt geglättet worden. Die Sonne spiegelt sich an den blauen Wänden. Beim Blick in das Innere kann man nur erahnen wie sich das Loch in die Tiefe windet, zu dunkel ist es, kein Licht reicht hinein. Eine ganze Weile schau ich mir das gewaltige Schauspiel an und finde mich wiedermal wie im Märchenwunderland wieder.

Im großen Bogen entferne ich mich weiter von bekannten Regionen. Die Gletscherwelt ändert sich gravierend und wird hügeliger und härter. Tiefe, scharfe Gletscherspalten tun sich auf und bestimmen mehr und mehr das Landschaftsbild. In Schichten bilden sie zusammen Metertiefe Canyons. Bloß keinen falschen Schritt machen. Auf und ab geht es zu Fuß, weiter in die Einsamkeit. Vorbei an mehreren kleinen Geschwistern der großen Moulin. Eine höhere Anhebung inmitten von allem bietet eine exzellente Aussicht. Im Süden  kann ich sehr klein noch den Bohrturm erkennen, im Osten liegt die kilometerweit entfernte Abbruchkante des Gletschers, im Norden und Westen ist es einfach nur weiß, hügelig und bis zum Horizont ist nur Eis zu erkennen. Wer sich hier verläuft ist verloren. Ich mache mich auf den Rückweg, immer dem Pfeil auf dem GPS folgend, Richtung AWIMAU-Camp.

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