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Besteigung des Orizaba in Mexiko – 5636 Meter

Am Gipfel
Unscharfes Bild am Gipfel Orizaba

Die letzten beiden Wochen hatte ich viel Zeit in luftiger Höhe verbracht. Nun – da ich mich mehr im Zentrum Mexikos befinde, wird es zunehmend bergiger. Alleine die tollen, kurvigen Straßen reichen schon für das ein oder andere Abenteuer. Meist bin ich in Höhen zwischen 2000 – 3000 Metern unterwegs. Mit dem höchsten Berg und Vulkan Mexikos, dem Citlaltépetl, auch „Pico de Orizaba“ genannt, reiht sich ein neuer spannender Berg in meine Bergsteigerkarriere. Spätestens seit dem Villarrica in Chile begeistern mich Vulkane immer wieder. Auch der bisher zweithöchste von allen, und meine Vulkan-Erstbesteigung, der Lascar in der Atacama Wüste, war ein Erlebnis für sich. Jetzt da ich diese Zeilen schreibe bin ich gerade zurück vom Iztaccíhuatl, einem Berg der mir wirklich alles abverlangt hatte. Aber eines nach dem anderen – hier soll es um 5636 spannende Höhenmeter, dem Aufstieg zum Orizaba gehen! Unten findet ihr auch noch einen 10-minütigen Video-Log zur Besteigung. Unbedingt ansehen!

Ich hatte in der Vergangenheit von ähnlichen Touren berichtet, welche ihr hier im Blog finden könnt…

Vulkan Lascar – Unterwegs mit Vulkanologen
Vulkan Villarrica – Besteigung mit Hürden
Solo Villarrica – Besteigung bei Nacht
Auf dem Weg zum grünen Vulkan – Chichonal
Vlog – Vulkan Pacaya

 

Die Besteigung des Orizaba

Halo beim Aufstieg zum Gipfel. Hier +- 5300 Höhenmeter.
Halo aus einer anderen Sicht weiter unten mit Gipfel links und einem Sattel rechts.

Interessanter Weise hatte ich wirklich keine Ahnung, dass der Orizaba der höchste Gipfel Mexikos ist. Erst nach der Besteigung sprach ich mit zwei netten Männern, welche mich darauf aufmerksam gemacht hatten. Zuvor dachte ich immer der sehr beliebte Popocatépetl wäre weitaus höher. Da war ich dann natürlich sehr erstaunt. Typisch Martin – das kommt dabei raus, wenn man wenig bis gar nicht recherchiert und seiner Route sehr spontan von Tag zu Tag ins Unbekannte folgt. Und so sah ich also den weißen Gipfel schon aus der Ferne. Ich folgte den Straßen bis ich irgendwann in einem kleinen Bergdorf auf knapp 3200 Metern ankam. Dort hatte ich erfahren, das ein Basecamp auf 4200 Metern noch mit dem Motorrad zu erreichen ist. Von dort starten dann die Bergsteiger ihre Gipfeltouren, die für gewöhnlich 1-2 Tage dauern. Die Anfahrt durch dichte Wälder und über groben Schotter war wirklich nicht ohne. Auf einer Skala von 1-10 von Routen die mit schweren Reisemotorrädern möglich sind, würde ich der Strecke gut und gerne eine 8,5 geben. (Vom schwierigen Teil hab ich gar keine Fotos – werde aber bald ein Video einstellen. ;-) )

 

Camping auf 4200 Meter. Das Wetter hatte sich ständig geändert.

 

Nach der spannenden Anfahrt kam dann erstmal ein etwas ernüchterndes Gefühl auf. Leider war das Basecamp nämlich schon mit 10 anderen Bergsteigern gefüllt. Ich hatte mich kurz mit den Männern unterhalten und auf diesem Weg die beste Route und Zeit für den Aufstieg erfahren. Um über die kurze Nacht zu kommen, schlug ich mein Zelt danach etwas weiter unterhalb von der Berghütte auf, ließ mir einen heißen Tee schmecken und genoß die bewölkte Aussicht in das unweit gelegene Tal. Es war eine sehr kurze Nacht bei – 8°. Für 01:00 Uhr hatte ich meinen Aufstieg geplant, auch um der Gruppe nicht in die Quere zu kommen. Die 10 Bergsteiger waren schon um 24:00 Uhr aufgebrochen. Da ich schwerlich auch noch eine hochalpine Bergsteigerausrüstung mit mir führen kann, kommt mir der Motorrad-Regenoverall und die festen Stiefel für solche Ausflüge immer sehr gelegen. Das funktioniert wirklich sehr gut.

Da ich schon gut akklimatisiert war, hatte ich kaum Probleme mit den ersten Höhenmetern und der Anstieg ging sehr flott voran. Richtig genial war, dass ich kaum mit der Taschenlampe laufen musste. Der Pfad war sehr gut im Mondlicht zu erkennen und die Aussicht in das immer weiter werdende Tal war schlichtweg genial. Gegen 3 Uhr hatte ich die Gruppe von Bergsteigern dann doch hinter mir gelassen und vor mir lag nur noch der einsame Berg mit seinem weißen Gletscher. Übrigens der größte seiner Art in ganz Mexiko. Stellenweise war etwas Handarbeit angesagt, um über größere Felsen zu klettern. Insgesamt schlängelte sich der Weg aber langsam über Schotter seinen Weg nach oben, bis ich gegen 04:50 Uhr vor dem riesigen Eisfeld stand. Ich wusste schon vorher, dass für pures Eis meine Stiefel sicherlich nicht gemacht sind. Da es sich aber um eine Art vereiste Schneewehen handelte und der Weg deutlich gefestigt war, stand einem weiteren Anstieg nichts im Wege.

 

Panorama vom Gletscher in das Tal zur Morgenröte

 

Und so ging es dann weiter Schritt für Schritt nach oben. Die Höhe hatte mir spätestens an der Gletschergrenze bei +- 5200 Höhenmetern dann doch noch zu schaffen gemacht. Somit wurden die Schritte immer kleiner und die Pausen zum durchatmen länger. Auch gab es einige kleine Gletscherspalten zu umgehen, für jene ich aber schnell die optimale und sichere Route erkannte. Der Orizaba ist der am meisten bestiegene Berg Mexikos und von daher ist auch der Gletscher stark mit Fußspuren gezeichnet. Knapp 100 Meter unter dem Gipfel wurde die Tour aber dann doch noch etwas happig. Ich kann das nur schätzen, aber die Schräge betrug deutlich über 45° – und somit musste jeder weitere Aufstieg gut überlegt sein. Die letzen 30 Meter musste ich auf allen Vieren zurücklegen. Unter der Schnee und Eisschicht befindet sich dort oben nämlich eine äußerst rutschige und weiche Sand- und Schotterschicht. Dazu kam dann auch noch ein sehr böiger Wind der es wirklich in sich hatte.

Die Sonne war schon seit knapp einer Stunde aufgegangen, als ich den letzten Zug in Richtung Gipfel machte. Oben angekommen ließ ich erste einmal einen Jubelschrei los und erfreute mich an der Aussicht in die Ferne und hinein in den hunderte Meter tiefen Krater. Ich war erfüllt vom Bergsteigerglück und bei all der Aufregung hatte ich doch glatt vergessen wie man die Kamera ordentlich scharf stellt. Autsch! Somit sind alle Gipfelbilder gezeichnet von einer „stilistischen“ Unschärfe vom feinsten. Aber nun ist es zu spät sich zu ärgern. In der Ferne konnte ich auch den Iztaccíhuatl  und Popocatépetl  sehen. Das war wohl das absolut spektakulärste an diesem Tag. Mit dem Stillstand machte sich jedoch langsam Kälte in meinem Körper breit und nach kurzen 15 Minuten begab ich mich schon wieder auf den Abstieg. Nur zwei der 10 Bergsteiger sind mir später am Gletscher noch begegnet. Alle anderen hatten die Tour schon vorher aufgegeben.

 

Blick in das Tal kurz vor dem Gipfel
Die letzen Meter bis zu Gipfel

 

 

Der Abstieg bis zum Basecamp war sehr langwierig. Am Ende war ich doch froh den richtigen Weg zurück zum Zelt und Katze gefunden zu haben. Dichter Nebel hatte es mir am Ende doch schwer gemacht das Basecamp wieder zu finden. Etwas Abseits der Hauptroute hatte ich mir noch einige der tiefen Flusstäler angesehen. Jene bilden ein reines Labyrinth und selten war ich so froh, um mein kleines GPS, welches mich trotz der schweren Sicht sicher nach Hause führte. Ich hatte mir viel Zeit gelassen und erste spät zum Nachmittag konnte ich mich der schweren Stiefel entledigen. Es folgte eine weitere kalte Nacht im Zelt erfüllt von guten Gedanken und Erinnerungen an diese doch etwas spezielle Tour für mich.

Insgesamt fand ich die Besteigung des Orizaba für ambitionierte Gipfelstürmer mittelschwer. Die Orientierung kann manchmal wirklich sehr schwer werden. Unerfahrenen Bergsteigern ist auf jeden Fall ein Führer zu empfehlen. Der Gipfel selber und das Eisfeld sind eigentlich nicht sonderlich schwer zu passieren. Mit Steigeisen und Eisaxt geht es dort auch noch weitaus schneller voran. Vorsicht ist von der Höhe geboten. Ohne hinreichende Akklimatisierung wird ein Anstieg bis zum Gipfel sicherlich nur schwer zu meistern sein.

 

Video-Log zur Besteigung

 

Anfahrt Orizaba Motorrad (Nachtrag)

 

 

Nach dem Orizaba hatte ich gleich noch den Iztaccíhuatl bestiegen. Den Artikel findet ihr hier:

Besteigung des Iztaccíhuatl – Ein Hallo mit Mäusen auf 4720 Meter

 

 

„Immer den Träumen hinterher!“

Euer Martin

 

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