Diesen Artikel wollte ich schon lange schreiben. Die Besteigung meines ersten Vulkans! Das Erlebnis war einer der Höhepunkte meiner bisherigen Reise. Gleich zweimal konnte ich den Gipfel, oder besser, denn Krater erklimmen. Im Anschluss findet ihr noch ein kurzes Video. (Ist ja schon eine Weile Online). Dieses vermittelt vielleicht noch einen besseren Eindruck der kleinen Expedition.
Das Video hab ich zum Großteil aus der Hand mit der Sony RX 100 II geschossen. Viel Videomaterial gab es nicht. Erwartet also keine filmtechnischen Highlights. Viel Spaß beim lesen und ansehen!
Es geht los!
Vier Uhr morgens. Aufstehen! Heute ist es endlich soweit. Seit Tagen freue ich mich schon darauf einen der Vulkane nahe San Pedro de Atacama zu besteigen. Der Lascar soll es sein! Ein aktiver Vulkan, dessen Kraterrand sich auf mehr als 5600 Höhenmetern befindet. Ich schließe mich einer Gruppe von Vulkanforschern des GFZ Potsdam an. Diese nehmen mir auch gleich die Auswahl ab, welcher Vulkan zu besteigen ist. Möglichkeiten gäbe es nämlich mehr als genug! Die Kollegen des GFZ sind aber schließlich nicht zum Spaß hier, sondern auf Forschungsexpedition.
Es ist für mich eine ganz besondere Gelegenheit mit wahren Profis den Berg zu besteigen. Ich treffe die Forscher nicht ganz zufällig, sondern verdanke den Kontakt meiner letzten beruflichen Tätigkeit im Feld der Polarforschung. Der ein oder andere wird hier auf Freiheitenwelt sicherlich schon einmal davon gelesen haben, schließlich war es genau jene Tätigkeit, welche die Geburt von dieser Homepage eingeleitet hat.
Es geht also los! Schon am Vortag konnte ich so einiges an interessantem Wissen über die Vulkanforschung mitnehmen. Während der knapp zweistündigen Anreise döse ich vor mich hin. Wir folgen der Straße nach Süden, entlang des Salar de Atacama. Nach knapp einer Stunde zweigen wir schließlich links ab und durchqueren auf holprigen Wegen die Pampa der Gegend. Die Berge rücken immer näher und innerlich steigt meine Vorfreude auf den Anstieg, je weiter wir in die weite Traumlandschaft vordringen. Die Sonne schickt uns die ersten Sonnenstrahlen und versüßt die Fahrt über tiefe Sandpisten. Es wir lebhafter im Auto! Schlussendlich sind wir alle hellwach und genießen das letzte Stück der Route. Wir passieren ein weites Tal, dessen Horizont von mehreren Bergen klar abgegrenzt wird. Auch ein von Flamingos bewohnter Salar befindet sich in der Ferne. Die tiefstehende Sonne stellt die Szenerie in ein äußerst eindrucksvolles Licht. Es ist wie im Bilderbuch – wie gemalt.
Ein schöner Moment, ein neues Abenteuer und ich bin mittendrin.
Wegen all der schweren wissenschaftlichen Ausrüstung erklimmen die Forscher mit den Allradfahrzeugen den Fuße des Lascar soweit als möglich. Bei 4600 Metern ist jedoch Schluss und es wird Zeit für den Aufstieg zu Fuß. Ich werfe mir meinen Rucksack über, welcher mit acht kleinen Reflektoren gepackt ist. Deren Nutzen ist mir trotz der Erklärungen am Vortag noch nicht ganz klar, aber das wird sich schon noch alles zeigen. Viel wichtiger – wollte ich mich natürlich auch etwas nützlich machen. Meine zu tragende Last ist im Vergleich zu den bis zum Rand vollgepackten Rucksäcken der anderen Expeditionsteilnehmer geradezu lachhaft. Besonders die von den Forschern engagierten chilenische Porter bestreiten den Aufstieg mit weitaus mehr Kilos auf dem Rücken. Alleine der Laserscanner, für welchen ich die Reflektoren trage, bringt fast 25 Kilogramm auf die Wage. Während ich leichtgewichtig die ersten Meter erklimme bekomme ich fast Mitleid mit dem Porter, welcher gerade den schweren Rucksack mit dem Gerät auf seine Schultern wuchtet. Zum zehnten Mal besteigt dieser heute den Berg. Er hat also Erfahrung und schließlich wird er ja auch für seine Mühen bezahlt. Frohen Mutes und mit einem breiten Grinsen bestreitet auch er seine ersten Meter.
Langsam soll ich laufen, einen Schritt nach dem anderen, so wurde es mir gesagt. Die Luft wird ziemlich schnell dünn und man ist gut beraten nicht allzu viel Energie auf den ersten Metern zu verbrauchen. Mir geht es dennoch sehr gut und schon nach eineinhalb Stunden blicke ich zum ersten Mal in meinem Leben in einen tiefen Krater eines Vulkanes. Der Anblick ist atemberaubend und ich freue mich riesig. Das der Aufstieg nicht zu unterschätzen war, wurde durch die Nachricht bestätigt, dass einer der Porter ausgefallen ist. Auch die erfahrenen Bergsteiger kommen hier schon mal an ihre Grenzen. Dummerweise hatte genau dieser Porter ein wichtiges Kabel für den Scanner im Gepäck. Ein Porterfreund kommt ihm zur Hilfe. Dennoch – für uns, die mit dem schweren Gerät, heißt es vorerst abwarten.
Wir genießen während der Wartezeit die Aussicht und bestaunen die Vielfalt an anderen Bergformationen, die sich majestätisch in die ansonsten eher leblose Landschaft einbinden. Ein wahres Meer aus Vulkanen! Die Sicht in die Ferne ist enorm. Ich kann es nur schwer abschätzen, aber sicherlich sind es mehrere hundert Kilometer, die wir von hier oben in alle Himmelsrichtungen blicken können. Argentinien scheint von hier nur einen Katzensprung entfernt zu sein. Einmal mehr – es ist einfach traumhaft hier oben!
Als es auch endlich das vermisste Kabel zum Kraterrand schafft, schließe ich mich Mehdi und Nicole an. Ich soll Ihnen beim Aufbau des modernen Laserscanners helfen. Die beiden suchen eine geeignete Stelle für das Gerät und weißen mich an die Reflektoren meines Gepäcks in unbestimmten Abständen zu verteilen. Diese dienen später als Referenzpunkte für den Scanner und sind somit durchaus nötig. Na da freue ich mich doch, solch eine wichtige Aufgabe übernehmen zu dürfen! Einmal installiert rattert der Computer von dem Scanner auch schon los und die Messung beginnt. Sichtlich zufrieden mit den ersten Ergebnissen folgen mehrere detailierte Datenerfassungen, welche jeweils knapp eine halbe Stunde dauern.
Während meine Forscherfreunde mit ihrem Scanner beschäftigt sind, nutze ich die Zeit, um auch noch den dritten Krater des Lascar zu besichtigen. Dieser befindet sich ein Stück weit entfernt. Von dort bietet sich ein anderer, fast noch schönerer Blick auf den aktiven Schlund des Vulkans. Nebenbei finde ich auch noch interessante Eisformationen. Diese bilden sich sich durch die extreme Kälte hier oben. Besonders zur Nacht.
Nach knapp fünf Stunden auf dem Gipfel und getaner Arbeit, brechen wir zum Abstieg auf. Ein letztes Mal heißt es den Ausblick zu genießen. Wir feiern uns noch ein wenig und natürlich ist auch noch Zeit das ein oder andere Foto vom Gipfelglück zu schießen. Bergab wandert es sich doch deutlich schneller als hinauf. Die eigene Gewichtskraft treibt mich regelrecht den mitunter steilen Hängen hinunter. Unten angekommen warten die anderen Gipfelstürmer und wir brechen auf, zurück nach San Pedro de Atacama, wo das Abendbrot auf uns wartet.
Das kleine Abenteuer ist zu Ende! Vier Tage später besteigen wir den Vulkan noch einmal. Auch dieser Ausflug war äußerst spannend, interessant und, für die Wissenschaftler am wichtigsten, sehr erfolgreich.
Bis zum nächsten Mal – gerne wieder! Sicherlich war dies nicht mein letzter Vulkan! Ihr dürft also weiterhin auf die Zukunft meiner Reise gespannt sein.
Hier das versprochene Video:
Vielen Dank an alle Beteiligten, welche diesen Trip für mich möglich gemacht haben!
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Sehr geil, Martin!
Noch viele weitere abenteuerliche Erlebnisse wünsche ich Dir. Vielen Dank dafür uns alle an Deinem Traum teilhaben zu lassen!
Viele Grüße aus DE, Bernd
Danke danke!