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Der Lightroom Frühjahrsputz – DNG besser als NEF, ARW, CRW

Antilope

Gestern war Frühjahrsputz angesagt. Nicht das hier in Manaus / Brasilien sonderlich viel von einem angenehmen Frühling zu spüren ist. Hier herrscht schon Hochsommer und die Sonne brennt täglich vom Himmel als wollte sie die Stadt mit all seinen Menschen regelrecht niederbrennen. Eigentlich kein Ort für jemanden wie mich, dessen Wohlfühltemperatur nicht bei +-40° Celsius, sondern eher so 25 Grad tiefer liegt. Bei solchen tropischen Temperaturen fällt es doch schwer Energie für verschiedenste wichtige oder unwichtige Tätigkeiten aufzubringen. Auch mein Computer streckt bei solch einem Klima so richtig schnell die Flügel. Und nein –  hier hat es keine Klimaanlage im Haus. Vor allem mein geliebtes Lightroom ist sowas von zäh unterwegs, dass ich mir zwischen dem Umschalten von der Bibliothek in den Entwicklungsmodus nebenbei noch locker einen Kaffee zubereiten kann. Frust! Nein, so kann es nicht weiter gehen.

Eigentlich muss ich ja in der Vergangenheit schreiben. Es ging also an die jährliche Reinigung, um wieder vernünftig mit meinen Bildern arbeiten zu können. Die Hardware wurde zuerst richtig durchgeblasen und entstaubt. Danach flogen alle möglichen Cache-Dateien von der Platte, hier und da wurde etwas optimiert und unnötiger Datenbalast wurde über Bord geworfen. Wichtige, aber nicht essenzielle Daten, hatten einen Platz auf externen Festplatten gefunden. Danach hatte ich mich schon wirklich besser gefühlt. Was den Frühjahrsputz für mich allerdings am interessantesten machte, war eine ganz andere Tatsache. Nach mehr als ca. 10 Jahren Erfahrung mit der Digitalfotografie habe ich mich nun schlussendlich komplett von herstellereigenen RAW-Dateiformaten verabschiedet. Aber warum eigentlich?

Fotografieren zu lernen ist ein stetiger Prozess. Eine Schule vieler unterschiedlicher Disziplinen die sich über viele Jahre hinzieht und wohl niemals endet. Manchmal folgt man neuen Wegen, manchmal schlägt man falsche ein, man probiert hier und da und währenddessen entwickelt man sich weiter und wird, ja, schlichtweg besser. Meine Erfahrung mit verschiedenen Kamerasystemen, und somit unterschiedlichen Dateiformaten, entspricht auch solch einem Prozess. Meine erste „bessere“ Kamera war eine Nikon D90. Ich hatte sie mir zusammen mit einem 70-300mm für eine Safarireise in Botswana gekauft. Natürlich wusste ich schon beim Kauf alles über die Fotografie und war ohnehin ein besserer Fotograf als all die anderen, welche mit langen Telezooms in der Kalahari unterwegs waren. Man kann ja als Anfänger immer so richtig schön ignorant sein. Ich war auch gleich so gut die 6-wöchige Reise nur und ausschließlich im JPEG-Format zu dokumentieren, Weißabgleich auf Wolke, da ich irgendwo gelesen hatte, dass auf Safari die Brauntöne so besser zur Geltung kommen. Gut – immerhin war die Qualität auf „fine“ gestellt und der Autofokus war auch ganz gut. Zuhause angekommen folgte dann der Bildschirmschock und ich hatte die Software und Kamera dafür verantwortlich gemacht, dass die Bilder alle so schrecklich braun sind und ich fast nichts mehr über den Weißabgleich korregieren konnte. Ungefähr zu dieser Zeit hatte ich dann auch das Zauberwort RAW gelernt. Bei Nikon heißt das dann NEF und nach einigen nächtlichen Fotoshootings in der Heimatstadt kam der große AHA-Effekt. Da geht ja noch was! Und somit war ich von einem Tag auf den anderen ein RAW-Fotograf.

 

Nachtaufnahme in Bremerhaven
Nachtaufnahme in Bremerhaven

 

Und ich war Nikon RAW-Fotograf. Wie es sich gehört hatte ich mir die damals noch die schweineteure Nikon Software CaptureNX gekauft und auch mit ViewNX meine Erfahrungen gemacht. Das war glaub ich ein wichtiger Lernprozess für mich. Vor allem lernte ich, dass die Nikon Software so überhaupt keinen Spaß machen will. Da ich noch mehr Fotospaß haben wollte, hatte ich mir auch noch eine billige Canon 1000D besorgt. Man muss ja schließlich auch wissen, was auf der anderen Seite so los war. Und dort war CRW los. Wieder ein anderes RAW, wieder eine andere Software und wieder mehr Frust als Spaß: „Kann es das wirklich sein?“, hatte ich mich gefragt. Jeder Hersteller fährt eine andere Politik mit seinen digitalen Output. Um es auf den Punkt zu bringen, einen Standard gibt es nicht. Das macht es natürlich schwer eine einheitliche Software zu finden, die alle Formate verstehen kann. Gibt es sowas überhaupt? Die Antwort kam damals für mich von Adobe in der Form von Lightroom 2. Adobe brachte mir auch noch ein neues RAW-Format mit. DNG. Um Gottes willen, dachte ich mir – nun sind es schon drei. Was soll der Quatsch eigentlich? Ich will doch fotografieren. Nach Lightroom 2 folgte 3, dann 4, dann 5 und ja auch ich bin nun mit Lightroom 6 am Start. Über die Zeit hatte sich noch eine Sony Kamera in meine Kameratasche geschlichen und dreimal dürft ihr raten was das bedeutete. Ja – richtig – noch ein neues RAW-Format. Sony nennt das ARW. Yuhuuuu.

So – und was hat das nun alles mit dem Frühjahrsputz zu tun werdet ihr euch fragen. Zuvor und auch noch zum aktuellen Lightroom waren auf meinen Rechnern parallel immer auch die Hersteller eigenen Softwarepakete installiert. Ab und an konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen, doch „nur mal schnell“ zu kucken wie dieses oder jenes Bild wohl mit der Originalsoftware aussieht. Im Falle von Nikon war das dann meist auch noch wesentlich besser. Einfach knackiger und schärfer. Auch „schnell mal“ ein JPEG erstellen geht über Parallelsoftware so schön schnell. Kein Import und langes Warten wie das bei Lightroom der Fall ist. Meine Erfahrung mit dem Ganzen ist folgende: Am Ende verliert man bei solchen Ausflügen einfach nur eines – Zeit. Zeit um sich mit anderen schönen Bildern zu beschäftigen, Zeit zum fotografieren, Zeit seine Lightroom Skills zu verbessern oder Zeit für andere schöne Dinge des Lebens.

Man hängt ja als digitaler Fotograf komischerweise so sehr an seinen Originaldateien. So als wären es die einzigen Exemplare eines entwickelten Diafilms. Über die Jahre hatte ich dennoch angefangen manche Bildserien direkt in das DNG-Format zu konvertieren und die Original-NEF (oder sonst was) Dateien zu löschen. „Oh mein Gott – die bekommst du nie mehr wieder zurück! Das geht doch nicht.“, dachte ich mir. Auch wenn ich das nun ironisch schreibe, kann ich mich sehr gut erinnern, wie mir das zu Beginn doch schwer gefallen ist den Papierkorb zu öffnen. Das ist eigentlich fast schon kindisch. Sei es drum. Somit entstand also ein bunter Mix von verschiedenen Dateien auf meiner Festplatte. Lightroom ist das ja eigentlich ziemlich egal. Lightroom nimmt einfach alles und somit stört das nicht wirklich bei der Arbeit mit dem Programm. Warum sich also groß darum kümmern?

 

Hätte ich eine dicke Workstation im Büro stehen wäre es mir wohl auch ziemlich egal. Wenn Platz kein Problem ist, kann man sich getrost den kunterbunten Spaß erlauben. Ich habe hier auf Weltreise weder Büro noch unbegrenzten Hardwarespielraum. „Keep it simpel“ heißt die Devise und das bezieht sich auf meinen Bildbearbeitungs Workflow. Ich hatte mir also gedacht, dass nun endlich einmal Schluss mit dem Quatsch sein muss. Keine Ausflüge, keine Zeitverschwendung mehr. Deswegen habe ich also knapp 20000 wichtigere Bilder auf einmal in das Adobe-Format konvertiert. 20% kleiner sind die Dateien ja immerhin im Schnitt (unkomprimiert). Alter Schwede! Das dauuuuuuuueeeeert aber lange. Fast 8 Stunden lief der kleine Ladebalken oben links in der Ecke vor sich hin. Auch die verschiedene Firmensoftware wurde ins Datennirvana geschickt. Somit muss ich auch gar nicht mehr der Versuchung widerstehen die neuste und innovativste Supersoftware zu testen. Lightroom muss nun einfach mal Supersoftware genug sein. Zu lernen gibt es dort für mich noch so einiges und all die Zeit, die ich mir bei unnötigen Spielereien erspare, wird mir sicherlich mehr einbringen.

Ich sage danke DNG… Wird schon gut gehen… Wer sich nun sorgen zum Thema Datensicherheit macht kann sich im lieben Internet wochenlang mit verschiedenen Glaubenstheorien zum Thema RAW, JPEG, TIFF und wie sie alle heißen beschäftigen. Sucht euch einfach eine Religion aus. Ich vertraue nun dem lieben Adobe Gott. Mögest du ewig leben und meine DNG Schäfchen sicher auch in einer weit entfernten Zukunft behüten.

Ich wünsche euch was!

 

Und hier ein paar Artikel die zum Thema passen…

Chaos Adobe DNG – Bilder in Bridge konvertieren

Lightroom 6/CC – trotz langsamen Computer schnell arbeiten

Wie ich meine Bilder über Bridge in Lightroom importiere

 


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3 Kommentare on Der Lightroom Frühjahrsputz – DNG besser als NEF, ARW, CRW

  1. Über Deinen letzten Satz mußte ich schmunzeln, denn Adobe tritt schon den Rückzug an …
    https://theblog.adobe.com/february-lightroom-releases/

    > The new Enhance Details algorithm enables you to increase the resolution of both Bayer and X-Trans based photos by up to 30%. Enhance Details works on any raw file apart from files converted to a linear raw file, HDR or Panorama merged files (though you can apply Enhance Details to the ingredient files first and then merge), smart proxies, lossy compressed DNGs, or DNGs saved with 1.1 compatibility.

    Kurz: wer damals (DNG 1.1) gewandelt hat – hat eben Pech gehabt …

    • Hi Bernard… Nur das Gedruckte Bild ist am Ende das sichere Bild. Der Artikel ist ja schon ein paar Jahre älter. Ich bin mittlerweile irgendwie auch zu Faul geworden immer in das DNG zu wandeln. Nur bei den Timelapse mache ich das aber noch immer.

      Schöne Grüße

  2. Hi Martin,
    hast schon Recht – „analog rules“ … :)
    Aber ich konnte irgendwie nicht das Datum des Artikels finden – grad hab ich nochmal richtig gesucht, und siehe da: ganz klein unter den großen Teasern und unter den „ähnlichen Artikeln“ und – ja, sorry.

    Ich versuche, wenn ich eine sehr neue Kamera kaufe, RAW-Dateien an freie Projekte zu „spenden“ und so sicherzustellen, daß genug Entwicklungs- und Test-Material da ist, um abseits kommerzieller Interessen solche Programme wie darktable oder RawTherapee zu unterstützen. Vielleicht trägt das zu einer gewissen Dauerhaftigkeit der Formate bei.

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