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Knacken und Donnern (Tag 2)

Flusslauf im Eis

Lautes donnern und knacken holt mich aus dem tiefen Schlaf. Das Eis scheint sich zu bewegen, Risse durchtrennen Teile des Gletschers. Der Grund vibriert und entspannt sich zugleich. Alles scheint ständigen Bewegungen zu unterliegen, sich fortlaufend zu verändern. Nachts kühlt es schnell ab und die während des Tages aufgeschmolzenen Bäche, Flüsse und Seen ziehen sich wieder zurück. Ganze 4-mal werde ich diese Nacht von den Eisbeben geweckt. Das scheinbar leblose Eis unter uns will sich wohl zeigen. Trotz des Lärms ist der Schlaf angenehm und die Laune am Morgen sehr gut.

Noch zu viert frühstücken wir in aller Ruhe bis der Helikopter, bepackt mit Treibstofffässern, schon wieder den Eishorizont überquert. „Good morning guys, did I wake you up“, schallt es aus dem Funkgerät. Natürlich denken wir uns und geben dem Piloten eine kurze Antwort. Schnell ist alles Material hochgeflogen und die restlichen 4 Expeditionsmitglieder treffen ein. Der Pilot bleibt noch auf eine Tasse Kaffee zu Besuch bevor er uns erstmal für längere Zeit verlässt. Nun sind wir auf uns alleine gestellt. Abgeschnitten von der Außenwelt, mitten im Eis.

Gleich geht es an die Arbeit um den Heißwasserbohrer zum Laufen zu bringen. Dummerweise ist es schon fast 12 Uhr und ich hab immer noch das WM Spiel Deutschland – Argentinien im Hinterkopf. Wie wird jetzt wohl Zuhause wieder gefeiert. Hmm – gibt es vielleicht nicht doch eine Möglichkeit das Ereignis zu verfolgen? Gunter hat einen Weltempfänger mitgebracht welcher leider etwas Anlaufprobleme hat. Letztendlich läuft doch die Deutsche Welle mit brauchbarem Signal, hier mitten in Grönland. Super – wird ja doch noch was. Durch die Arbeit abgelenkt bekommt man nicht alles mit. Aber besser als nichts.

Als wenig später die Generatoren anlaufen ist es vorbei mit dem Hörgenuss. Ich bekomme noch mit das wir 4 zu 0 gewinnen und ärgere mich nicht alles mitbekommen zu haben. Es ist viertel vor 2 als das Spiel abgepfiffen wird und ganz Deutschland jubelt. Nach mehr als 9 Wochen im Eis hätte ich mich doch gefreut wenigstens etwas davon miterleben zu können. Ein wenig mit die Stimmung von Familie und Co. mit zu schweben. Na ja – um 2 Uhr ist Mittagspause. 90 Minuten sitzen wir im Küchenzelt. Es ist ruhig – nichts zu hören.

Bis zum Abend bekommen wir noch 3 der 6 Heizer zum laufen. Ordentlich rumpeln die Kisten vor sich hin und verursachen einen enormen Lärm. Wir bereiten alles für den nächsten Tag vor. Wenn alles gut läuft kann morgen vielleicht schon gebohrt werden.

Vor dem Abendessen laufe ich etwas durch die unwirkliche Landschaft, immer dem Fluss entlang zu einem kleinen See. Mit offenem Mund steh ich da und bestaune die Landschaft. Einfach nur atemberaubend schön ist es hier. Wie Alice im Wunderland fühl ich mich und vergesse die kleinen Sorgen des Tages.

 

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