Sechs Uhr zum Morgen in Kuba. Ich bin gerade aufgewacht und reibe mir die letzten Sandkrümmel aus den Augen. Es war eine ruhige und angenehme Nacht. Keine fünfzehn Meter entfernt rauscht das ruhige Meer vor sich hin und ich suche mir meine Kameraausrüstung zurecht. Die liebe blaue Stunde hohlt mich immer ziemlich früh aus dem Zelt. Das habe ich schon im Blut und ich muss mir keinen Wecker stellen. Wenig später laufe ich so mit Flipflops und kurzer Hose das kurze Stück bis zum Ozean entlang. In meiner Hand halte ich meine D7100, meinen Sigma Standardzoom, einen kleinen Funkauslöser und das Feisol Stativ. Eine simple Ausrüstung. Filtersatz und Weitwinkel Objektiv lasse ich absichtlich in der Fototasche. Heute soll es entspannt zugehen. Abgesehen davon bin ich ohnehin am Meer, was in mir immer eine gewisse Langeweile aufkommen lässt. Ich mache mir auch gar keine große Hoffnungen auf starke Fotografien.
Wenn ich am Strand fotografiere kommt mir eigentlich immer ein Gedanke. „Alles gleich hier!“ Egal wo auf dem Planeten man an den Sandstrand kommt gibt es immer viel Wasser, viel Blau, einen klar definierten Horizont, viel Sand und mit viel Glück etwas Wolken und die Sonne. Lassen sich die letzten beiden Dinge nicht finden, sieht es meist sehr trübe aus. Man kann einen Strand in Deutschland oder in irgend einem anderen Land dann eigentlich kaum voneinander unterscheiden. Was sich ändert ist der Rhythmus und die Höhe der eingehenden Wellen. Manchmal ist das Meer ruhig und flach, ein anderes Mal ist es rauh und – wellig eben.
So stehe ich auch diesen Morgen wieder vor dem großen Ozean und weiß nicht wirklich, welches Motiv ich hier groß einfangen soll. Zum Horizont rechts zeichnet der Wind einen schwarzdunklen Strich in den Himmel. Und zwar dort wo das Nahe Kraftwerk den ungefilterten Rauch von verbranntem Benzin ausstößt. Gut – das ist schon mal interessant, schön ist es zweifelsohne allerdings nicht. Zur Linken erstreckt sich der Strand für einige hundert Meter entlang einer leichten Kurve, bis die ersten Häuser den einsamen Zauber vom verlassenen Karibikstrand zunichte machen. Der Ort ist ansonsten sauber, das Wasser ist flach und ruhig. Nur ein paar kleinere Felsen und Baumstümpfe verleihen dem Ganzen einen etwas besonderen Zauber.
Sobald die schöne Morgenröte einsetzt setze ich die Kamera auf das Stativ und versuche die Szenerie möglichst im Ganzen einzufangen, was mir so richtig schön misslingt. Wieder stehe ich da und bin von Meer enttäuscht. Ich laufe weiter den Strand entlang, im Slalom durch die großen Steine und Holzstücke. Genau jene wecken erst jetzt meine Aufmerksamkeit und auf einen Schlag sehe ich nicht nur ein paar sondern gleich Hunderte verschiedener Motive direkt vor mir. Warum schwer wenn es auch einfach gehen kann, denke ich mir. Ohne mir viele Gedanken über Perspektive, Winkel im Bild, Dynamik, goldener Schnitt oder sonst dergleichen zu machen, konzentriere ich mich schlichtweg auf das, was nun reichlich vor mir liegt. Nun habe ich doch noch die Einfachheit gefunden, welche ich mir nur kurz zuvor gewünscht hatte. Mittlerweile ist der ganze Horizont rötlich gezeichnet und es bietet sich ohnehin die beste Zeit zum Fotografieren.
Es entstehen sehr ruhige und einfache Bilder mit warmen Farben und einem sanften Licht. Ich erstelle eine kleine Serie und erfreue mich daran mit den Wellen zu spielen und sie im richtigen Moment einzufangen. Ich experimentiere mit der Belichtungszeit und dem Fall der Wellen. Ein Gefühl von Freude und Spaß kommt in mir auf. Genau so soll es auch sein…
Die kleine Geschichte soll für euch ein kleines Beispiel sein, wie ich mich manchmal auch zu meinen Motiven hinführen lasse. Ich plane nie sonderlich wann und wo ich fotografiere. Der Charakter meiner Reise lässt das oft nicht zu und lieber erfreue ich mich daran, wenn sich die Situationen spontan ergeben. Somit habe ich auch wieder ein klein wenig dazugelernt mich auf wenige, kleine Objekte zu fokussieren und nicht die ganze Welt in ein Foto packen zu wollen…
Nebenbei bemerkt habe ich auch gelernt, dass es eine gute Idee ist am Meer die Linse vom Objektiv öfters einmal zu reinigen. Am Computer hatte ich erst die vielleicht mehr als hundert Verunreinigungen gesehen. Das Salzwasser scheint mitunter sehr hartnäckig auf dem Glas zu sein. Wer schon einmal mit Lightroom und der Bereichsreparatur gearbeitet hat, kann sich ja gut vorstellen, wieviel Zeit es mich gekostet hat die Bilder einigermaßen zu „reinigen“. Zumindest soweit, dass ich sie auch zeigen kann.
Ich wünsche euch was!
Martin
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