Diesmal war mein Übergang in das neue Jahr einmal so richtig schön unspektakulär. Regen in Strömen, fast keine Menschen in den Straßen, nur warmes Bier und alle Restaurants geschlossen. Sauber! So lief ich knapp zwei Stunden vor dem Jahreswechsel hungrig durch die ruhigen Straßen von Baracoa im Süden Kubas. Ich hatte wirklich einen Bärenhunger und dachte zumindest eine kleine Partygemeinde zu finden. Nix da – aus die Maus. Nicht das die Kubaner nicht gerne feiern. Fidels Tod muss gesetzlich noch weiter betrauert werden und somit sind die meisten Festivitäten schlichtweg verboten. In einer kleinen Eckkneipe finde ich schlussendlich doch noch ein paar Menschen, jenes oben genannte warme Bier und mein ganz feierliches Festmahl, einen Leib Weißbrot mit … ehm … Nix halt. Gut! Um 11:45 bin ich später pünktlich im Bett, um mich so richtig schön nach 2017 zu schnarchen. Schnarchen tu ich eigentlich auch nicht, aber wer weiß, vielleicht fange ich ja im neuen Jahr einfach damit an. Andere Vorsetzte hab ich nämlich nicht.
Das nur zur Einleitung, um euch allen auch hier auf Freiheitenwelt.de ein schönes neues Jahr zu wünschen. Der Grund für diesen Artikel sollten eigentlich die drei Bilder sein, welche ich ja auch schon auf Facebook veröffentlicht hatte.
Weihnachten 2016. Manchmal ergeben sich auf Reise Situationen die man sich nicht einmal erdenken kann. So war ich zum 23ten Dezember mit meinem Motorrad unterwegs in den Bergen des Südwestlichen Kubas. Die Gegend ist bekannt für die Heldentaten, die einst Fidel Castro zu Zeiten der kubanischen Revolution hier getätigt hatte. Auf unbekannten Wegen fuhr ich immer tiefer in die Wälder dieser historisch so wichtigen Gegend. Die Strecke war extremst anspruchsvoll und kurz vor Sonnenuntergang war klar, dass ich an diesem Tage unmöglich weiter fahren konnte. Es brauchte ein Pferd und keine 150PS, um hier weiter zu kommen. Hatte ich aber natürlich nicht und somit war die Wahl des Nachtlagers schnell gefallen, als die ohnehin schon stark maledierte Strasse an einem Hang ins Ungewisse verschwand.
Um dennoch einen Eindruck von der Gegend zu bekommen lief ich weiter des Weges entlang, bis ich auf eine kleine Siedlung traff. Etwas schüchtern näherte ich mich einer mit Kerzen beleuchteten Hütte. „Hola – que tal!“, rufe ich als ich einige Menschen erkennen kann. Verdutzt werde ich von zwei Männern, einer Frau und zwei kleinen Jungen angeblickt. Als wäre ein Außerirdischer gelandet entsteht eine fast schon peinliche, lange Ruhe. Ich breche das Eis und Frage ob denn der Weg noch irgendwo weiter führe. Fragende Gesichter blickten mich an, aber schon bald bekam ich wenigstens eine Antwort auf meine Frage. Und das war dann der erste Kontakt zu den Menschen mit denen ich noch weitere drei Tage verbringen sollte.
Die Menschen in diese Gegend leben mit dem Nötigsten. Es sind einfache Bauern, welche mit etwas Kaffee, Bananen, Ananas, weiteren Früchten und Obst ihren Lebensunterhalt verdienen. Um das Haus laufen ein paar Schweine und Hühner. Das Pferd oder Maultiere sind die wichtigsten Fortbewegungs- und Transportmittel. Gebadet wird im nächsten Fluss und außer einigen kleinen Solaranlagen für das Licht erkenne ich nichts sonderlich Modernes.
Am 24ten erkunde ich die Gegend mit einigen Männern und bekomme einen sehr tiefen Eindruck in das Leben der Menschen. Ich besuche eine kleine Schule, mehrere Häuser und marschiere mit den Kubanern durch den dichten Wald. Es war eine aufregende Zeit, was mich allerdings am meisten bewegt hatte, war die Feier zum Heiligen Abend. Wie schon im letzten Artikel geschrieben, spielt das große Fest in Kuba nicht wirklich eine Rolle. So auch hier. Das Mahl bestand aus einigen Bohnen mit Reis, zum Nachtisch gab es ein paar Bananen. Das ist in etwa das, was hier täglich im Topf zu finden ist. Ein Huhn oder gar ein Schwein zu schlachten Bedarf schon einem wirklich wichtigen Ereignis. Somit saß ich an einem kleinen, mit Kerzenlicht beleuchteten, gedeckten Tisch. Neben mir befanden sich die beiden Herren des Hauses und etwas später gesellte sich einer der beiden Jungen dazu. Wir waren uns zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich vertraut und ganz offen sprachen wir über das Leben sowohl in Deutschland als auch Kuba. Später saßen wir für einige Stunden vor den kleinen Hütten. Es gab Rum direkt aus der Flasche und einige ziemlich chaotisch Gespräche. Von meinem Motorrad, meinen Abenteuern oder gar der modernen Welt sammt Internet und Co. zu erzählen versetzte meine Zuhörer in großes Erstaunen. Ich hörte aber auch zu und konnte so einiges für mich lernen. Der Abend ging somit schnell dahin, bis irgendwann der Docht in der Öldose verschwand.
Einen wirklich schönen Moment konnte ich Tags darauf erleben. Ich war in meinem Zelt wach gelegen. Es war vielleicht vier Uhr am Morgen und aus der Ferne konnte ich einen Reiter hören. Er kommt näher ans Zelt und beim passieren vernehme ich folgende Worte. „Buena gente – el Alemán!“ Er redete mit sich selbst – aber über mich und keinesfalls konnte er wissen, dass ich seine Worte hören konnte. Es waren schöne Worte voller Respekt und Anerkennung. Und genau das brachte ich den Menschen in dem kleinen Dorf auch entgegen. Ganz unvoreingenommen von der Herkunft oder dem sozialen Stand hatten wir einfach nur eine schöne Zeit genossen und uns im Gespräch gegenseitig fürs Leben bereichert. Einfach wunderschön!
Jenes Weihnachtsfest werde ich sicherlich niemals vergessen.
Lg in 2017
Martin
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Dir auch alles Gute für 2017. Hoffe deine Ziele gehen in Erfüllung.
Ein schöner Beitrag, wird Zeit das ich auch mal ein paar Brocken spanisch lerne. Musste doch gleich mal übersetzen was denn der Reiter da genau gesagt hat.
Hallo Martin, wünsche dir auch alles Gute fürs neue Jahr!
Dein Bericht von diesem Abend hat mich sehr berührt.
Was für ein Erlebnis – beeindruckend.
Die Worte des Reiters waren ja wie ein kleiner Adelsschlag :-)
(Musste auch erst googeln ;-) )
Gruß Brauni