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Tage Teil 4

Blick von der Station
Blick von der Station

Traurige Geschichte. Wie hunderte anderer Vögel auch musste unser kleiner Piepmatz leider heute Mittag sterben. Sarah fand ihn tot neben der Wasserschüssel. Der lange Flugweg und die damit verbundenen Strapazen haben das arme Tier wohl zu sehr mitgenommen. Ich hatte schon Pläne geschmiedet wie wir Ihn mit dem nächsten Flieger ausfliegen können. Ohne geeignetes Futter standen die Chancen einfach zu schlecht. Sehr sehr schade. Für kurze Zeit hat er unser Leben hier verschönert und konnte schöne Stunden im warmen Dome verbringen.

Ich denke kurz an die Pionierzeiten der Polarforschung zurück. Männer haben damals ihr Leben auf das Spiel gesetzt um zu solch abgelegenen Orten zu kommen. Viele stachen in See, mit einfachen Segelschiffen und Ausrüstung, ohne zu wissen ob sie jemals wieder Ihre Familien sehen werden. Bis zu 2 Jahre haben solche Reisen gedauert. Kennt man die arktischen Verhältnisse fällt es schwer sich solche Situationen vorzustellen. Heutzutage ist alles viel einfacher. Man muss sich eigentlich nur in den richtigen Flieger setzten.

Der Abend kann immer frei gestaltet werden. Montags ist nichts Besonderes geboten. Die Sauna läuft aber heute hab ich irgendwie keine Lust zu schwitzen. Da der Wind noch gut steht schnapp ich mir noch einmal das Kite. Wie nachmittags laufen die Skier einfach perfekt. Laut GPS fahre ich Geschwindigkeiten bis 51 km/h. Auf und ab segelt der Schirm, immer der nicht untergehenden Sonne und dem Ende der Landebahn entgegen. Lou mit dem Pistenbully präpariert gerade die Piste und wir liefern uns ein kleines Rennen. Sie hat mit dem schweren Gefährt natürlich keine Chance, aber egal.

Am Ende angekommen drehe ich noch ein paar Kreise und versuche wieder zum Camp zurückzukommen. Ziemlich klein sehen die roten und schwarzen Gebäude von hier jetzt aus. Leider nimmt der Wind stark ab und ich kann keine Fahrt mehr aufnehmen. Nach einer halben Stunde gebe ich leicht frustriert auf und hoffe das mich vielleicht irgendjemand abholt. Das ist natürlich nicht der Fall. Ich sehe mich um. Die Sonne strahlt mir gnadenlos in das Gesicht und die Arktis scheint nicht gewillt zu sein Hilfe zu leisten. Bringt alles nichts.

Mit dem Schirm zusammengewickelt und unter den Arm gepackt, Skiern auf den Schultern geht es zurück. 2 Kilometer lang wird der Rückmarsch sein. Schritt für Schritt komme ich dem Ziel näher und erfreue mich an der Landschaft. Kurz vor dem Camp kommt mir der Pistenbully entgegen. Ich strecke den Daumen raus und die freundliche Fahrerin gibt mir noch eine kleine Mitfahrgelegenheit. Sie lacht natürlich und freut sich über die Geschichte von mir. War ja mal wieder ein toller Abend.

Es ist schon spät und ich unterhalte mich noch ein bisschen mit Campleiter J.P. in seiner kleinen Kuppel, nutze die Gelegenheit die Aussicht vom Dach zu genießen. Gegen halb 12. Wenn viele schon zu Bett gehen nehme ich mir eine halbe Stunde Zeit um diese Zeilen zu schreiben.

Heute ist schon Freitag und ich habe doch tatsächlich eine ganze Arbeitswoche gebraucht um einen einzigen Tag zusammenzufassen. Nicht alle Tage sind gleich und es gibt immer noch viel Neues zu entdecken. Ich bin sehr glücklich hier zu sein und freue mich auf jeden einzelnen von Ihnen. Aber jetzt heißt es erstmal wieder gute Nacht.

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