Ich lasse das Cape Pininsula hinter mir und fahre weiter die Küste Südafrikas entlang. Nach dem netten Zusammentreffen mit den Fischern von Fish Hoek muss ich immer wieder an diese zurück denken. Hoffentlich haben sie beim nächsten Mal mehr Glück und volle Netze. Auf meiner Tourenkarte sind besonders schöne Straßen farblich markiert. Die Route stelle ich mir daher sehr spontan zusammen. Das nächste Ziel soll Cape Agulhas sein. Wenn ich schon mal hier unterwegs bin, schau ich doch auch gleich mal am südlichsten Punkt Afrikas vorbei.
Vorerst genieße ich aber die Küstenstraße um die False Bay. Ist schon klasse während der Fahrt auf den Atlantischen Ozean zu blicken. Cape Whale Route, so wird die Strecke in Südafrika bezeichnet. Zur günstigen Jahreszeit kann man hier leicht die Riesen des Ozeans, die Wale, beobachten. Dummerweise ist die Saison seit kurzem vorbei und ich muss mich mit der schönen Landschaft zufrieden geben. Hermanus erreiche ich bei bestem Wetter. Die Sonne strahlt gnadenlos herab. Das kleine Display zeigt mir Temperaturen von fast 40° an. Zur Mittagszeit genehmige ich mir deswegen eine verdiente erste Pause. Die Stadt scheint völlig auf den Waltourismus fokussiert zu sein. Überall werden Waltouren angeboten, meterhohe Werbetafeln lassen keinen Zweifel aufkommen. Hier gibt es Wale zu sehen! Nur eben nicht zu dieser Jahreszeit. Dumm gelaufen! Ich begnüge mich einmal mehr mit der Aussicht und ein paar Möwen die 100%ig das ganze Jahr zu sehen sind. Garantiert!
Ich erkundige mich nach dem besten Weg zum Ziel. „Einfach der Küste entlang und dann den Schildern nach Baardskeersdersbos (Konnte ich mir natürlich auf Anhieb merken) folgen. Ist allerdings eine Gravel Straße. Nichts für Motorräder“. Von wegen, Gravel, ist doch spitze! Da ist der große Spaß doch erst recht garantiert. Auf nach Baadske… wie war das nochmal? Wie auch immer, irgendwas mit B. Tatsächlich finde ich die Route und schon bald rollen die Reifen über feinsten Schotter. Kann die 800er mal zeigen was sie so kann. Mehrere Schilder sind gezeichnet von Schußspuren. Nun bin ich kein Waffenspezialist, kann mir aber gut denken, dass sich so manch ein Farmer hier seinen Spaß mit der Schrottflinte erlaubt. Nun gut – gibt ein gutes Motiv für Bilder!
Farmland wohin man schaut. Kilometerlange Stacheldrahtzäune markieren den Straßenrand, zeichnen deutlich das Revier der Bauern ab. Mit der endlosen Freiheit ist es in Südafrika nicht allzu weit her. Das Jedermannsrecht existiert hier nicht und Privatgrundstücke sind offensichtlich Tabu für „Jedermann“. Ein Umstand denn ich verschmerzen kann, hab ich nun ohnehin kein Zelt mit dabei. Es geht nach Cape Agulhas, wo auch schnell ein super nettes Hostel gefunden ist. Noch vor Sonnenuntergang düse ich los zum Aussichtspunkt. Das hat schon was, bis an die steinige Küste kann ich mit dem Motorrad fahren. Ganz anders als am Cape Point ist es hier flach. Das Meer ist verhältnismäßig ruhig und eine ebenso ruhige Stimmung macht sich breit. Ein Schild weist auf Grenze von Atlantischen zum Indischen Ozean hin. Das Cape ist berüchtigt und schon oft gab es hier Schiffsunglücke. Nicht unweit vom Aussichtspunkt liegt noch ein altes Wrack. Ein gefundenes Fressen für einen begeisterten Fotografen.
Abends besuche ich ein kleines Fischrestaurant im Hafen von Struisbaai. Der Laden ist gut besucht, was bei den exzellenten Menüs des Hauses nicht weiter verwunderlich ist. Frisch aus dem Meer wurde der Fisch keine 3 Stunden vorher geliefert. Die Fischer haben Kistenweise guten und leckeren Fisch gefangen. Beim Entladen herschte ein großer, aber auch irgendwie organisierter, Tumult. Spannend mit anzusehen! Nach dem Essen schlendert es sich gut gestärkt wunderbar der Küste entlang, begleitet vom rauschen des Ozeans und einer dunklen Nacht.
Zum Sonnenaufgang wirkt das Wrack vom Vortag gleich noch viel beeindruckender. Früh morgens mache ich mich deswegen noch einmal auf den Weg. Zuerst verschleiern dicke Wolken und Nebel den verrosteten Haufen Eisen. Mit der Zeit klart es allerdings auf und die Farben der Küste und des Wracks leuchten geradezu im Sonnenschein. Wieder bin ich ganz alleine vor Ort. Für andere Touristen ist es wohl noch zu früh, um die Küste zu erkunden.
Auf nach Arniston. Dort soll es eine beeindruckende Grotte zum Meer geben. Ohne viele Erwartungen mach ich mich auf dem Weg. Dieses Mal zu Fuß. Eine knapp 5 Kilometer lange Wanderung führt durch tiefen Sand und über einige Felsen. Die Beschilderung ist etwas unklar, macht aber deutlich, dass die Grotte nur bei Ebbe zu erreichen ist. Wo genau der Zugang ist bleibt allerdings weiter unklar. Laut der Gezeitentabelle auf dem Schild ist das Timing aber schon mal gut.
Es ist heiß und ich entschließe mich kurz ein Bad im Meer zu nehmen. Auch hier ist die Küste rau und felsig. Das Wasser erschwert den Weg über die glitschigen Steine. Dennoch finde ich einen Zugang zum kalten Nass. Einfach super! Das ist doch nun fast schon der ersehnte Urlaub, denn ich mir vorgestellt hatte. Nach etwas umhergeplantsche halte ich weiter Ausschau nach der Grotte und finde auch bald den Eingang. Ein vielleicht zwei Meter breites und ein Meter hohes Loch in der Felswand. Dieses bietet genügend Platz, um gebückt hindurch zu schlüpfen. Das Wasser steht bis zur Unterkante des Eingangs. Dieser Ort ist augenscheinlich oft besucht, was dutzende Kritzeleien im Fels bezeugen. Nach dem etwas mühseligen Einstieg wird auch schnell klar warum. Wahnsinn! Ohne große Erwartungen hatte ich eine enge, vielleicht auch etwas kuschlige, Höhle zum Meer erwartet. Nun finde ich mich wieder in einer riesigen Halle, von Mutter Natur geschaffen. Durch das natürlich geschaffene Tor zum Meer bahnen sich die Wellen stetig ihren Weg bis ins Innere der Grotte. Der Sound ist wirklich einzigartig. Mächtig donnernd peitschen die Wellen in unregelmäßigen Abständen herein. Ganz alleine fühlt man sich schon etwas verlassen an dem Ort. Dieser kleine Ausflug hat sich auf jeden Fall rentiert.
Die Berge: Die Route 62 von Montagu bis nach Oudtshoorn will das Gegenstück der Route 66 in den USA sein. So zumindest verkauft es der Tourismusverband Südafrikas. Ob dem wirklich so ist kann ich nicht beurteilen. Aber toll ist die Strecke allemal. Eine kurvenreiche Passstraße, der Tradouws Pass, führt mich über beeindruckende Berge hinauf zur Route. Richtung Osten warten 150 Kilometer bester Straße auf mich. Fast schon wüstenähnlich mutet die Gegend an.
Inmitten des Nichts mach ich halt bei einem sehr bekannten Treffpunkt für Biker und auch andere Reisende. „Ronnies Sex Shop“. Klar – ein Sexshop hier in der Wüste! Dachte ich mir doch schon vorher, dass da was faul ist. In Wirklichkeit entpuppt sich der Laden als geschickt geführte Touristenkneibe. Sogar einen eigenen Merchandise Laden hat der „Shop“. Die Wände sind voll mit Autogrammkarten der Besucher. Das einzige was im Entferntesten was mit Sex zu tun hat, sind die bestimmt tausend Büstenhalter und Schlüpfer an der Decke der Bar. Da Ronny auch persönlich vor Ort ist halte ich ein kleines Schwätzchen mit Ihm. Eine interessante Persönlichkeit. Eigentlich in Kapstadt groß geworden, hatte er sich eines Tages dazu entschlossen das Tal um den „Sexshop“ zu kaufen und, ganz klar, dort eine Bar zu eröffnen. Alleine das war schon ein riskantes Unterfangen. Eher aus einem Scherz heraus ist damals der Name entstanden, was sich im Nachhinein als genialer Marketinggag entpuppt hat. Mehr als 25 Jahre lebt er schon hier oben und denkt keine Minute daran hier weg zu gehen. Nur über eines hatte er sich beschwert. „Früher haben die Besucher mehr getrunken und gefeiert!“
Auf nach Oudtshorn. In die Berge und zu den Straußen – aber dazu mehr im nächsten Artikel.
Hier noch ein paar mehr Bilder von der Teilstrecke:
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Hallo Martin,
sehr schöner Blog den Du hier führst. Besonders als Fotograf schaut man ja gern mal was die Kollegen machen :)
Werde jetzt öfter mal vorbeischauen!
Grüße Felix