Es war doch nur eine Schraube am Kugelkopf lose, die ich an meinem Feisol CT-3441S* ersetzen wollte. „Nur“ – ein Wort das bei meinem mittlerweile 12 Jahre alten Stativ der Anzahl an Schrammen und Kratzern nicht gerecht wird. Das Stativ war einfach schon überall. In der Arktis, Antarktis, Afrika, etwas Skandinavien und fast 6 Jahre lang wurde es auf dem Gepäckträger meines Motorrades durch Amerika gerüttelt. In all der Zeit habe ich dem Feisol tatsächlich nie eine größere Wartung gegönnt. Angefangen bei der Schraube stand allerdings doch etwas mehr an und ich habe mich den alten Hilfsmitteln von Lumpen, etwas Öl und einem Kompressor bedient. Da die Arbeit mir ziemliche Freude bereitet hatte hier ein paar Eindrücke davon. Auch bin ich mit dem Stativ voll und ganz zufrieden und ich wollte mir eine Neuanschaffung wegen ein paar Kleinigkeiten einfach ersparen.
Kleine Schrauben findet man mit etwas Glück bei uns in der alten Werkstatt vom Hof und somit hab ich mein Abenteuer Stativreparatur genau dort gestartet. Überhaupt ist die Werkstatt ein guter Ort wenn es etwas zu basteln gibt. Für die „groben Sachen“ würde mein Vater sagen und man sieht alleine schon der Werkbank an, dass hier über Jahrzehnte auch wirklich was gemacht wurde. Seis drum – das Ambiente für eine intensive Stativpflege ist also stimmig, denn schnell wird klar, dieses Stativ benötigt deutlich mehr Zuwendung. Übrigens fand ich die Schraube tatsächlich in einer alten Ablage. Weiter war einer der Beine fast nicht mehr zu öffnen, der Kugelkopf kratzte, weil wohl noch Sand aus der Sahara drin war, und auch einer der Halteriegel für die Schrägstellung der Füsse war ausgeschlagen. Schnell war der Entschluss gefasst das ganze Stativ in seine Einzelteile zu zerlegen und alles erstmal gründlich zu reinigen. Dabei bediente ich mir der altbewährten Mittel in direkter Reichweite und außer eine Zeitinvestition von +- einer Stunde braucht man für den Vorgang nicht mehr.
Für die Pflege hab ich genutzt…
Ballistol Öl-Spray*
Mehrzweckfett*
Ventilöl für Blechblasinstrumente*
Loctite 243 (blau)*
Die kleinen Reparaturen:
Zuerst zu den Kleinigkeiten: Die Schraube ist schnell gefunden und ersetzt. Damit sie mir nicht wieder verloren geht kommt noch etwas Schraubensicherung (Loctite) auf das Gewinde. Wem das neu ist – nehmt nicht das rote Loctite, jenes hält nämlich wirklich bombenfest, sondern das 243er. Dies hat eine blaue Farbe und kann auch bei Bedarf wieder gelöst werden. Auch die Schrauben der drei Beine sichere ich ganz zum Schluss übrigens mit dem Mittel. Das ist sehr wichtig, da durch die Schrauben die Schwergängigkeit der Beine also der Ausfallswinkel, eingestellt wird. Mit der Sicherung lässt sich hier ein fester Punkt einstellen.
Etwas kritischer war die Reparatur der Arretierung. Beim Feisol kann der Winkeln der Beine in drei Stufen über einen kleinen, gefederten Hebel eingestellt werden. An einem der Rohre war dabei die untere Stufe sehr verbogen und all dem begegne ich mit einem sanften aber gezielten Schlag direkt auf das Aluminium. Die Aktion war durchaus etwas kritisch, da ein Bruch des Alus das Ende des Feisols bedeutet hätte.
Auszug der Rohre und Einzelteile:
Alle drei Beine des Stativs sind mit einem Drehmechanismus versehen. Jener hat den Vorteil, dass er sehr robust ist aber auf der anderen Seite verdreckt das ganze System auch einmal sehr gerne. Ich hatte auf meiner letzten Tour in den USA leider den Fehler gemacht anstatt eines feinen Öles Fett auf die Rohre zu geben. Das in Kombination mit dem Staub der Wüsten Utahs hatte dann zu äußerst schwergängigen Beinen geführt. Grundsätzlich sollten die Rohre fett und schmutzfrei sein und ohne große Reibung laufen. Im Idealfall fallen die Rohre einfach nach unten, wenn die drei großen Handgriffe aufgedreht werden. Für die Reinigung eignet sich Ballistol wirklich sehr gut. Von den vier Kunststoffringen kann nur einer falsch eingebaut werden, nämlich der zweite von rechts oben im Bild. Bei meinem Stativ war der meiste Dreck aus Fett und Sand genau in diesen Ringen zu finden. Beim Einbau muss man noch darauf achten die Kunststoffhülse (links) richtig in die Rohre zu Stecken. Dort befindet sich eine Nut, welche ein Verdrehen der einzelnen Segmente zueinander verhindert. Alles in allem ist die Arbeit sehr einfach nur etwas zeitintensiv.
Für den Einbau kann man durchaus etwas mehr Öl auf die Rohre sprühen und das ganze Bein mehrmals auf und zu schieben. Am Ende sollte überschüssiges Ballistol dann allerdings abgewischt werden. Für die eigentliche Schmierung setze ich nämlich die übliche Geheimwaffe ein. Zumindest wenn es in unserem Haus etwas Kleines zu schmieren gibt. Das altbewährte Ventilöl für Blasinstrumente. Danach laufen die Schübe wie neu. Ich hab euch dafür noch ein kleines Video unten angehängt.
Demovideo zu den Stativfüßen:
Der Kugelkopf:
Auch die Pflege des Kugelkopfes ist ziemlich einfach. Ich hatte auch hier die ganze Mechanik mit dem Ölspray gespült. Dabei kann man bei seitlicher Drehung richtig viel Dreck aus dem inneren holen. Völlig frei lässt sich der Kopf natürlich nicht machen, aber man sollte genügen Schmutz herausbringen bis die Kugel wieder völlig frei und ohne Reibung läuft. Nur auf den Kopf hab ich dann etwas Fett gegeben. Das sorgt dafür das er weicher läuft und ist jene Stelle auch nicht so anfällig wie die Rohre für einfallenden Staub, Sand etc. Es hilft natürlich auch zuvor einmal richtig mit Druckluft in die Mechanik zu blasen. Bei der Halteplatte hatte ich den Griff abgenommen. Auch hier kann man erstaunt sein, wie viel Schmutz sich über die Jahre festsetzten kann.
Fazit:
Wer etwas Zeit und Muse hat kann mit einfachen Mitteln sein Stativ wieder auf Vordermann bringen. Ich hatte das Stativ nun schon wieder im Einsatz und es läuft soweit noch alles sehr gut. Nächste Woche geht es dann für das CT-3441S* wieder für vier Monate auf Reisen. Und dann darf es wieder fröhlich außen am Motorradkoffer hängen, wo es Wind und Wetter völlig ausgesetzt ist. Weiter so – tolle Ausrüstung. Über die richtige Wahl für ein Reisestativ hatte ich schon einmal einen ausführlichen Artikel geschrieben. Hier muss man nämlich schon seinen individuellen Bedürfnissen gerecht werden. Grundsätzlich rate ich etwas mehr Geld auszugeben. Solch ein Stativ kann mit „etwas“ Pflege ein Leben halten.
Wer sich für das Feisol interessiert. Früher wurden die Stative nur direkt über die Homepage des Herstellers vertrieben. Dort gibt es ab und an dann auch noch diese Sondereditionen, wie in meinem Fall das blaue Stativ. Mittlerweile findet ihr Feisol auch in allen Fotogeschäften oder Online-Shops.
Feisol Stativ CT-3441S*
Kugelkopf CB-40D*
Stativ und Kugelkopf als Kombi*
Das beste Reisestativ – Feisol, Manfrotto, Gitzo – eigentlich egal
Ich wünsche euch was und vielleicht hilft der Post ja dem ein oder andern dabei die Lebenszeit seines Stativs zu verlängern. Ich gehe davon aus die Prozedur kann auch auf andere Marken übertragen werden. ;-)
„Immer den Träumen hinterher!“
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