Mein Geburtstag liegt nun entweder 90 Minuten in der Vergangenheit oder 2,5 Stunden in der Zukunft. Das hängt ganz davon ab welche Zeitzone man als Bezugspunkt wählt. Eigentlich ist es egal. Der (morgige) Tag wird wohl nicht anders verlaufen wie alle anderen auch. Ständige Helligkeit, Schnee, Eis, Kälte und Arbeit. Etwas nachdenklich wird man an solchen Tagen aber trotzdem. Ein gutes Drittel meiner Lebenszeit ist nun vorbei und man fragt sich schon wo man eigentlich so steht im Leben.
Ich laufe wieder einmal raus, weg vom Dome und allem anderen. Die Sicht ist einfach nur weiß. Wenn es eine Definition für das Weiß geben sollte, ist es wohl genau diese. Jedenfalls für mich persönlich. Tja wo steh ich denn nun. Das GPS sagt mir 77°26 Nord, 51°05 West auf 2454 Meter Höhe. 1400km zum Nordpol, 18600km zum Südpol und mehr als 3500km zur Heimat. Sehe ich mich um sieht einfach alles gleich aus. Egal welche Himmelsrichtung ich begutachte, alles gleich. Himmel und Erde verschmelzen ohne wahrnehmbaren Übergang ineinander. Den einzigen Kontrast bilde ich mir selber. Mit gelben Schuhen, blauen Klamotten und einer schwarzen Mütze. Die pixeligen Zahlen auf dem kleinen Display verlieren dadurch schnell ihre Bedeutung und sind einfach unerheblich. Kein Laut ist zu hören. Die Luft ist frisch und kalt.
Schon oft war ich auf meinen Reisen in Mitten unglaublicher Einsamkeit und weiten Landschaften gestanden. Dabei tut sich ein schwer zu beschreibendes, inniges Gefühl auf. Hier in der Arktis fühlt sich genau dieses Gefühl noch viel intensiver an. Man denkt an Menschen die einem sehr nahe stehen und im Gedanken vielleicht bei einem sind. Man lässt sein Leben Revue passieren. Man schließt die Augen und genießt jeden Atemzug besonders intensiv. Man denkt über die Zukunft nach und fragt sich wie sie wohl wird. Man verliert Gedanken über Raum und Zeit. Man fragt sich wie zum Teufel man wieder hierher gekommen ist.
Manchmal tut sich nach einiger Zeit, wie auch heute, eine ganz besondere Tür auf. Als ob man in das Spiegelbild seiner selbst blicken kann. Die Seele scheint frei zu sein und man erkennt für kurze Zeit sein wirkliches Ich. Die Erfahrung ist erschreckend und angenehm zugleich. Auf jeden Fall ist sie etwas ganz besonders. Als ob man neben seiner selbst steht und sich begutachtet. Dabei verschmelzen Gefühle und Gedanken auf sehr eigentümliche Weise.
Nach dem Motto dieser Seite „Träume sind zum Leben da, man darf sie nur nicht vergessen“ werde ich weiterleben und sicherlich noch einige Abenteuer erleben. Vielleicht lernt man sich selbst ja doch noch richtig kennen. In diesem Sinne wünsche ich euch alles Gute und mir einen schönen Geburtstag. Ich denk an euch. Eine Dose vom dänischen Carlsberg aus Kopenhagen steht neben mir.
Na dann – Prost.
… und wieder einmal stoße ich aus der Ferne auch mit einem Bier an.
Susanne & Dominik wünschen Dir einen scheenen Geburtstag.
Ich wünschte ich wäre an deinem Tag bei dir, aber das wünsche ich mir ja net nur heute ;)….
Herzlichen Glückwunsch! Leicht verspätet zwar, aber — 3 Tage hin oder her ;) Vielen Dank für deine Zeilen, immer wieder interessant.
Vielen Dank
Es ist immer wieder schoen was von euch zu hoeren. . .
Martin