Über die Küche darf man sich hier keinesfalls beschweren. Sarah und Louisa sind exzellente Köchinnen und schaffen es immer wieder zu begeistert. Mit den Lebensmitteln muss gewissenhaft umgegangen werden und deswegen gibt es heute „Leftovers“ vom Wochenende. Ich nehme mir einen Gemüseeintopf, etwas Rindfleisch und Brot, setze mich zu Lou und Servir an den Tisch. Die beiden sind den ganzen Tag draußen am arbeiten und sitzen immer gerne etwas länger. Manchmal gibt es tollte Geschichten zu erzählen. Nicht immer nur wissenschaftliches Zeugs, weswegen ich diesen Tisch oft bevorzuge. Fast täglich wird das tolle Essen gelobt. Sarah kommt auch noch zu Tisch und nimmt das Kompliment gerne entgegen. Es wird noch etwas über das Stromnetz im Eis, Polarschuhe und die Wissenschaft diskutiert. Nach dem Essen lege ich mich kurz auf das Sofa und genieße die Aussicht aus den dreieckigen Domefenstern.
Seit letzter Woche steht ein Schildermast im Camp welchem noch 2 neue Schilder fehlen. Ein dicker Filzstift leistet mir gute Dienste dabei diese zu bearbeiten. Bewaffnet mit einem Akkuschrauber und 4 Schrauben laufe ich zum Holzmast und befestige die beiden Holzbretter. Eine besondere Sache. Ob auf dem Kontinent wohl schon so ein Schild steht? Wiedermal wird mir bewusst wie weit die Heimat von hier weg ist. Ich mache ein Bild um den schönen Gruß später nach Hause zu senden.
Es ist 15 Uhr. Das Infoboard zeigt eine Windgeschwindigkeit von mehr als 7 Meter pro Sekunde an. Eine gute Zeit zum Kiten. Der Schirm steht gut im Wind und schnell verlasse ich auf den Skiern das Zentrum des Camps. Optimaler geht es fast gar nicht. Wind von West nach Ost. Ich fahre einfach den Runway entlang und später weiter raus auf den weichen Schnee. Die Sicht ist nicht gut aber noch nie hatte ich so ein gutes Gefühl bei der Fahrt. Es läuft einfach super. Für einen kurzen Moment verschwinden die Wolken und lassen einige Sonnenstrahlen durch. Eine wunderschöne, dramatische Ansicht tut sich mir auf. Die Wolken schichten sich in der Ferne kilometerhoch und nur der Himmel über dem Camp scheint in einem Radius von vielleicht 5 Kilometern frei zu sein. Vor lauter erstaunen stürze ich fast. Ich halte an und nehme mir Zeit um diesen Anblick aufzunehmen, finde mich mitten im nirgendwo wieder. Einfach nur Wow.
Um 5 Uhr ist Schichtwechsel. Adrian hat das Bedienpult schon übernommen und fährt den Bohrer nach oben. Wir quatschen etwas über seine Schweizer Heimat, Gleitschirmfliegen und die Nachschicht. Alleine kann es in der Kabine sehr langweilig werden und Gesellschaft ist dann immer willkommen.
Die große Kabelwinde dreht immer schneller und wickelt das Stahlkabel auf. Leise surrt sie dabei vor sich hin. Der Staubsauger saugt auch vor sich hin. Seine Aufgabe ist es Bohrflüssigkeit vom Kabel zu nehmen. Kein leichter Job für das Gerät. Es qualmt aus allen Ritzen und kämpft. Bei 50 Meter befreie ich ihn von seinen Qualen und schalte aus. 20 Meter – die Lucke wird geöffnet. Der Bohrer kommt dunkel zum Vorschein. Auf den letzten Metern geben wir immer etwas Führungshilfe. Sobald die Parkposition eingenommen ist fahren wir den Turm in eine horizontale Position. Adrian löst die 3 Sicherungsschrauben des Kernrohrs während ich am Ende die Abzugsvorrichtung anbringe. Mit einer Seilwinde ziehen wir das Rohr und den Kern aus dem Bohrer, Chips fallen laut platschend in den Kübel. Sobald der Kern in den Aluschalen liegt geht der Zusammenbau wieder von vorne los. Das übliche.
Bis um 19.30 arbeiten wir und gehen wieder zu Tisch. Es gibt Fisch.
Hamburg mit Herzchen ;)