Vor kurzem hatte ich über die Thermarest Outdoormatte geschrieben. Um bei frostigen Temperaturen erholsam nächtigen zu können, bedarf es natürlich noch mehr als einer vernünftigen Isomatte. Die Unterlage soll die Kälte vom Boden isolieren. Ein passender Schlafsack ist aber mindestens genau so wichtig. Es ist immer eine Kombination aus beiden, bzw. – wenn man im Zelt schläft, aus dreien, die den gezielten Effekt erbringt. Und der wiederum ist ein gesunder Schlaf – Outdoor!
Ein guter Schlaf ist wichtig, um über Nacht die nötige Energie für den nächsten Tag zu tanken. Gerade wenn man körperlich aktiv ist. Es gibt nichts schlimmeres, zum Morgen zerknittert und durchgefroren aus dem Schlafsack zu steigen. Die Motivation geht dabei in den Keller, man fühlt sich nicht fit und auch sonst ist ein guter Start in den Tag nicht gewährleistet. Bei seiner Outdoorbettwäsche sollte man also nicht all zu sparsam sein. Ihr werdet an mich denken, wenn ihr nachts im Schlafsack liegt, zitternd, mit dem Verlangen nach einer warmen Hülle um euch.
Natürlich gibt es an dieser Stelle wieder viel Auswahl. Je nach Anwendungsbereich gibt es auch verschiedene Typen. Daune, Kunstfaser, Mumienform, Deckenform etc… Darauf will ich hier nur ganz kurz eingehen.
- Daune = leichter, kompakter, bei feuchtem Wetter pflegebedürftig, teuer
- Kunstfaser = schwerer als Daune, weniger witterungsempfindlich, billig
- Mumienform = bietet beste Wärmeeigenschaften
- Deckenform = bietet mehr Komfort
Erster Eindruck:
Der Sphere UL wird in einem großen Wäschebeutel geliefert. Ein wesentlich kleinerer Packsack befindet sich ebenfalls im Lieferumfang. Beide Beutel sind sauber verarbeitet und mit allen Features ausgestattet die man sich wünscht. Ausgepackt, sticht einem sofort das frische Rot in die Augen. Persönlich finde ich es einfach nur klasse – superschick! Innen ist der Schlafsack dunkel, schwarz gehalten.
Das Material fühlt sich gut, wertig an. Sämtliche Schlaufen und Verschlüsse machen einen qualitativ sehr hochwertigen Eindruck. Überall finden sich die Logos von Mammut und Ajungilak. Im Kopfteil und innen am Reißverschluss findet sich jeweils eine Temperaturtabelle. Erstere kann getrost mit einer Schere entfernt werden. Sowohl die Kapuze auch der eingearbeitete Kragen lassen sich zuziehen.
Das Gewicht ist angenehm leicht. Gemessen am Einsatzbereich hält Mammut/Ajungilak sein versprechen – gepackt ist das Paket wirklich klein und leicht. UL = Ultralight – soll es ja auch sein.
Details Sphere UL Winter:
- Konstruktion:
- Daunenschlafsack
- Material:
- prolightTX 15D (100% Polyamid)
- Innenmaterial:
- lightTX (100% Polyamid)
- Füllung:
- 750 g weiße Gänsedaune 850 cuin Bauschkraft; 95/5 Mischung Daune/Feder; Wellenförmige Kammern
- Temperatur Komfort:
- – 5° C
- Temperatur Limit:
- – 11° C
- Temperatur Extrem:
- – 32° C
- Packmaß Gewicht:
- 7,5 l
- Gewicht:
- 1150 g
- Längen:
- 195 cm (max. Körperlänge)
- Extras:
- DWR-Imprägnierung; 9-Kammern im Fußteil; 3/4-langer Reißverschluss
Was der Hersteller schreibt!
„Wenn es auf anspruchsvollen Touren auf jedes Gramm ankommt – der Sphere UL Winter von Ajungilak! Der Daunenschlafsack ist ganz auf eine geringes Gewicht und kleines Packmaß optimiert. Dementsprechend wurde ein besonders leichtes, 15 Denier starkes Außenmaterial verwendet und es kommen die hochwertigsten Daunen als Füllmaterial zum Einsatz.
Die Füllung besteht aus weißer Gänsedaune mit 850 cuin Bauschkraft bei einem 95/5er Mischungsverhältnis von Daunen zu Federn. Diese Füllung sorgt für maximale Wärmeleistung bei extrem niedrigem Gewicht. Zudem lässt sich die Daune besonders klein komprimieren und nimmt damit im Rucksack kaum Platz weg. Dabei zeigt ein Blick auf die Temperaturangaben schnell, dass der Sphere UL Winter für anspruchsvollste Bedingungen geeignet ist. Die wellenförmige Kammerkonstruktion verhindert effektiv ein Verrutschen der Füllung und damit die Entstehung von Kältebrücken.
- Auch das verwendete Außenmaterial entspricht ganz der Forderung nach maximaler Funktionalität und niedrigstem Gewicht. Das Nylonmaterial ist gut komprimierbar, äußerst leicht und dabei winddicht und erstaunlich robust. Die DWR-Imprägnierung bietet ein weiteres Plus gegen Wind und Wasser. Leicht und schnell in den Bergen unterwegs – mit dem Sphere UL Winter!“
Praxistest:
Nach einer 5-tägigen Tour durch die Atacama Wüste, mit Temperaturen jenseits der -10°, denke ich den Schlafsack ganz gut einschätzen zu können. Aber nicht nur frostige Nächte hat der Sphere UL bis dato gesehen. Auch feuchtes Klima und verhältnismäßig warme Nächte waren dabei.
Für die frostig kalten Wüstennächte ist die Komfortgrenze eigentlich etwas zu hoch. Das war mir schon vorher bewusst! Für die Große Reise galt es allerdings einen Kompromiss aus Packmaß, Gewicht und Komfort zu finden.
Viele Nächte hab ich genau in der „Transition-Zone“ verbracht. Da wird es mitunter schon etwas frostig und die Kälte breitet sich langsam aus. Ich würde es als „kühl“ bezeichnen und kann bis Temperaturen um die -10° noch gut schlafen. Aber dies hängt auch sehr vom persönlichen Kälteempfinden ab.
Am besten funktioniert der Sphere UL bei Temperaturen zwischen -5° bis +5°. Da schläft es sich richtig angenehm. Wird es wärmer ist der Reißverschluss aber dann besser offen. Durch den 3/4 Reißverschluss fällt es etwas schwierig den Schlafsack als reine Decke zu benutzen. Aber auch hier ist man dann wieder beim beliebten Kompromiss.
Wie alle Daunenschlafsäcke, zieht auch dieser gerne Feuchtigkeit. Je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit mehr oder weniger aus der Umgebungsluft. Auch den eigenen Schweiß wird aufgesaugt. Im Sonnenlicht trocknet er sehr schnell. Zur Morgenstunde genügt es oft denn Schlafsack für die Zeit des Zusammenpackens an der frischen Luft liegen zu lassen. Bei Dauerregen und feuchtem Wetter, wird der Schlafsack nicht über viele Tage ohne Trocknen funktionieren, aber dafür ist er dann nun auch nicht gemacht.
Wie bei meinen drei Ajungilaks zuvor, klemmt auch beim Sphere UL gerne mal der Reißverschluss. Das ist nun wirklich schon ein Klassiker des Herstellers, auch gerne diskutiert in verschiedenen Outdoorforen. Mit etwas Übung funktioniert er aber schon ganz gut. Will man nur schnell aus den Sack huschen, empfiehlt es sich mit etwas mehr Ruhe an den Verschluss heran zu gehen. Einmal festgehackt kann es schon ein paar lange Sekunden dauern, bis der Reisverschluss wieder frei läuft.
Zum Packsack gibt es nicht viel zu sagen. Er tut was er soll! Die vier Spanngurte sind sauber eingenäht. Mit deren Hilfe lässt sich der gepackte Beutel auch wirklich gut komprimieren. Das ist dann nicht mehr so gut für die Daunen, aber bei längeren Einsatzpausen gehört ein Daunenschlafsack ohnehin aufgehängt, oder wenn kein Platz ist, im Wäschebeutel gelagert. Diesen wiederum hab ich für meine Reise kurzerhand zum „allgemeinen“ Wäschesack umfunktioniert. Ein wirklich praktischer Beutel. Bietet viel Platz und wiegt fast nichts.
Fazit:
Wenn ein Outdoorartikel mich die letzten Jahre so wirklich begeistert hat, dann der Sphere UL. Von A bis Z stimmt hier wirklich alles und ich bin geneigt hier die absolute Höchstwertung abzugeben. Der Schlafsack passt wie angegossen, ist bequem und funktioniert im angegeben Temperaturbereich wie angegeben. Die Kapuze bietet ausreichend platz, der Kragen schließt gut ab und zugezogen ist auch der Kopf gut geschützt.
Die Mumienform passt wie angegossen auf meine Statur. Dies ist auch der Hauptgrund, warum ich wieder einen Ajungilak wollte. Wenngleich ich mir gut vorstellen kann, dass Leute mit mehr Platzverlangen hier nicht glücklich werden.
Zieht er, wie für Daunenschlafsäcke nun mal üblich, etwas Feuchtigkeit, gibt er diese bei guter Belüftung auch wieder schnell ab. Auch beim Packsack kann nicht gemeckert werden. Der Aufbewahrungsbeutel ist auch ein schickes Extra. Als kleinen Bonus finde ich das Rot wirklich sehr gelungen.
Minuspunkte fährt er sich nur mit dem hackenden Reißverschluss ein. Dies war bis dato bei all meinen Ajungilak Schlafsäcken so. Gefühlt scheint mir der Hersteller hier etwas nachgebessert zu haben. Das der Verschluss gut abdichtet und keine Kälte durchlässt, ist an dieser Stelle aber weitaus wichtiger, als ein schneller Verschluss.
Ich kann den Schlafsack nur empfehlen, wenngleich die Anschaffung bei dem Preis von knapp 500€ dem ein oder andern schwer fallen dürfte. Dafür bekommt man dann aber auch ein wirklich erstklassiges Produkt. Die Längenangaben sind etwas mit Vorsicht zu genießen. Bei einer Größe von 1,83 Metern passt mir die Variante mit 195 Zentimetern sehr gut. Viel Spielraum ist hier aber nicht mehr.
Alternativen:
Ich beziehe mich auf die von mir schon eingesetzten Produkte.
Ein wirklich toller Allrounder, Kunstfaser, ist der Kompakt-Three-Seasons. Dieser kommt auch von Ajungilak. Die Packgröße ist unwesentlich größer. Er ist schwerer und natürlich für andere Temperaturen ausgelegt. Dafür kostet er aber auch nur knapp ein drittel. Meine letzte Südamerika Reise hatte ich mit diesem Schlafsack bestritten.
Für die ganz extremen Touren kann ich den Carinthia ECC Expedition Discover empfehlen. Diesen hatte ich hier getestet. Dann muss es aber schon wirklich kalt werden.
Und einmal mehr – wünsch ich euch viele erholsame Nächte – Outdoor und viel Energie für die großen und kleinen Abenteuer.
P.S. Und bevor sich jemand wundert! Nein – für gewöhnlich steige ich nicht mit den ganzen Klamotten in den Schlafsack. Extra zur Demonstration wollt ich nun aber nicht in der Unterhose vor den Flamingos herumspringen. Gewöhnlich behalte ich ein T-Shirt und die Unterwäsche an. So wurde hier auch getestet!
Die Bergfreunde waren so freundlich mich mit dem Schlafsack auszustatten. https://www.bergfreunde.de/mammut-sphere-down-3-season-daunenschlafsack
Vielen Dank dafür!
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Ich nutze u.A. den Ajungilak Sphere Spring – auch die lange 1,9xm Variante. 550g? Exakt die gleiche Bewertung. Insgesamt Top. Nur der hakelige Reißverschluß…
Mein nächster wird wohl ein Cumulus werden. Mehrere meiner Bekannten schwören mittlerweile drauf.