Hinweis: Dieser Artikel stammt aus dem Jahre 2014. Zur aktuellen Situation auf Reise mit meiner KTM 1190 finden sich alle Informationen in diesem Artikel:
Hallo miteinander,
die letzten Tage beschäftigen mich so einige Gedanken rund um Freiheitenwelt und meine Motorradweltreise. Meine Reise scheint, was das Motorrad betrifft, mittlerweile ziemlich zu pulsieren. Wenn ich mir rückblickend meine Veröffentlichungen im sozialen Netz und hier auf Freiheitenwelt ansehe, wird dies aber der eigentlichen Idee meiner Reise und den täglichen Erlebnissen nicht gerecht. Das Motorrad ist ein wichtiger Teil meiner Reise, sicher, aber es ist nicht der Hauptgrund meiner Reise. Ich reise der Reise wegen. Ich will meinen Horizont erweitern, Abenteuer erleben, fremde Kulturen und Länder kennenlernen und schlichtweg ein freies Leben führen. Dafür steht Freiheitenwelt! Dennoch scheint es mir an der Zeit, meine Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Motorrad, an dieser Stelle einmal zusammenfassend zu reflektieren und aufzuklären.
Die meisten werden mitbekommen haben, dass ich als Reisepartner eine KTM 1190 Adventure R (2013) erwählt habe. Das 2013 ist an dieser Stelle wichtig, da sich die im Anschluss aufgeführten „Phänomene“ zum Großteil auf dieses Modeljahr beziehen. KTM hat einige Sachen schon nachgebessert und die aktuelle Baureihe scheint weit zuverlässiger geworden zu sein. Das hat mir natürlich nicht geholfen. Alle mir bekannten Punkte, welche ausschließlich die erste Modelreihe betreffen, will ich hier also mit (2013) markieren. Ja – ich hatte schon so einige kostspielige Probleme mit dem Motorrad. Viele Male ging es nicht mehr weiter. Nennen wir es mal „Abenteuer“. Natürlich ist es frustrierend und es hat mir schon einiges an Geduld abverlangt. So manch anderer hätte die Flinte wohl schon lange ins Korn geworfen und das Motorrad in den nächsten Container nach Hause geschickt. Auch ich habe mit diesem Gedanken schon mehrmals gespielt. Im Nachhinein betrachtet war dies aber mehr ein Gedanke der aus Unwissenheit entstanden ist. Kein Problem ist unlösbar!
Ich erhalte mittlerweile viele Anfragen und Kommentare wegen des Motorrades. Die Wortwahl ist mitunter immer die gleiche. z.B: „Ist das Motorrad wirklich so schlecht?“ „Würdest du nochmal mit der 1190er auf Weltreise gehen.“ „Die GS ist doch wesentlich besser. Warum KTM?“ und „Warum überhaupt so ein neues Motorrad mit all der Elektronik.“ Meist antworte ich in etwa folgendes: „Wenn dir das Motorrad gefällt kauf es dir. Das Motorrad macht super viel Spaß. Ich kenne viele Reisende die mit dem Motorrad absolut zufrieden sind. Meine Erfahrungen spiegeln sicherlich nicht die Mehrheit wieder. KTM hat schon gut nachgebessert usw…“
Die Wahl meiner Reisegefährtin habe ich im Nachhinein betrachtet wohl nicht bis ins letzte Detail durchdacht. Ich hatte wenig darüber gelesen, noch mich intensiv über schon bekannte Probleme informiert. Ich mag schlichtweg den Charakter der Motorräder von KTM. Von meinem Vorgängerreisemotorrad, der KTM 690, war ich auch hellauf begeistert. Ich entscheide gerne aus dem Bauch heraus. An dieser Stelle vielleicht kontraproduktiv, aber so bin ich nun einmal. Warum also die KTM 1190 Adventure R?
Ich will das einmal an einem Beispiel erklären: Als ich vor Jahren meine erste Spiegelreflexkamera kaufen wollte bin ich zu Media Markt. Ich hatte keine Testberichte gelesen und mich auch sonst wenig mit dem Thema DSRL auseinandergesetzt. Der Händler drückte mir gleich die neuste Sony in die Hände. Eine Kamera die alles kann, nur gute Testergebnisse erzielte und einfach super ist. Mir gefiel sie trotzdem nicht. Danach folgten mehrere Canons und Olympus Kameras. Auch diese gefielen mir nicht. Ich fragte was denn mit dieser Nikon D90 dort sei. Er sagte, „Auch keine schlechte Kamera!“. Ich nahm das gute Stück trotzdem in die Hand und vom ersten Moment an fühlte sich das Gerät einfach perfekt an. „Das ist meine Kamera“, sagte ich. Der Händler schaute mich verdutzt an – aber egal. Ich war lange Zeit glücklich mit der Kamera. Es war eine Bauchentscheidung. Und genau so war es auch mit der KTM 1190. Nach der Testfahrt hatte ich ein Motorrad gefunden welches einfach zu mir passt. Ich fühlte mich pudelwohl auf dem hohen Ross. Alle Testergebnisse und andere Meinungen waren mir egal. „Wenn ein neues Motorrad – dann dieses!“ Ich konnte ja nicht wissen was auf mich zu kommt und auf das Glück lässt sich noch immer hoffen! Wobei, dass muss fairerweise gesagt sein, ich auch schon richtig viel Spaß mit dem Motorrad hatte. Immer noch weit mehr als das die negativen Aspekte überhand nehmen würden.
Ich kann euch also nicht sagen welches Motorrad das Beste für euch ist und ob die 1190 ein schlechtes Motorrad ist. Auf meiner Reise hab ich schon so ziemlich jedes aktuelle Model gesehen. Auch andere Motorräder haben ihre kleinen und großen Macken. Das einzige Motorrad über das ich bis dato noch nie etwas schlechtes gehört habe ist die Yamaha Tenere XT660Z. Nehmt es mir also nicht übel, wenn ich in Zukunft auf etwaige Anfragen bezüglich des Motorrades nicht mehr antworte.
Tatsache ist, dass mit einigen kleinen Upgrades und Verhaltensregeln viele Probleme ausgemerzt werden können. Da ich mein Motorrad kurz nach der Markteinführung gekauft hatte, waren etwaige Probleme „damals“ nur nicht sonderlich bekannt. Des Weiteren gab es wenige Drittanbieter, welche mehr oder weniger nützlichem Zubehör bieten konnten. Ich musste es also auf die harte Tour lernen. Die Frage warum KTM solch ein, mit einigen offensichtlichen Fehlern behaftetes, Motorrad auf den Markt bringen kann, stelle ich nun einmal in den Raum. Die Frage führt zu nichts! Die unten aufgeführte Liste soll Tipps geben und nach deren Umsetzung bin ich mir sicher, dass ihr dort draußen ein absolut reisefähiges Motorrad vor euch stehen habt. Und ich beziehe mich hier auf eine Fernreise. Für all jene die sich auch für die 1190er entschieden haben, hier also meine kleine Survivalliste. Ihr müsst nicht den gleichen Weg wie ich gehen und könnt euch mit den Tipps eures KTM-Motorradreiselebens erfreuen.
Dies soll nun mehr oder weniger ein abschließender Bericht sein. Nicht das es diesen schon geben könnte. Ich habe schlichtweg keine Lust mehr zu sehen wie das Thema KTM 1190 den Fokus meiner Reise in das falsche Licht rückt. Ich will nicht das Aushängeschild für eine Antiwerbung (wie es kürzlich ein Leser kommentiert hatte) bezüglich KTM’s werden. Sicherlich hab ich diese Situation mitunter selber verursacht. Etwaige Probleme werde ich also in Zukunft an anderer Stelle diskutieren. Alles andere ist contraproduktiv und führt zu einem verzerrten Bild. Weitere Erkenntnisse bezüglich meiner Katze werde ich nach Lust und Laune in diesem Post oder hier niederschreiben.
Für alle die noch mehr über das Motorrad wissen wollen ist das KTM-Forum oder ADV-Rider immer eine gute Anlaufstelle. An dieser Stelle auch einmal meinen Dank an die hilfsbereiten Menschen dort, die mir bis dato immer aus der Patsche helfen konnten. Anmerken muss ich auch noch, dass diese Liste keine Garantie auf Vollständigkeit mit sich bringt. Es zeigt die Probleme auf die ich persönlich hatte (habe). Auch sei angemerkt, dass einige Fehler oft und in Kombination mit anderen zum Totalstillstand führten. Dies im Detail zu erklären erspar ich mir an dieser Stelle. Einzelfälle lasse ich auch außen vor. Hier das Wichtigste.
——-> Los geht’s:
1. Luftfilter:
Das ist wohl eines der wichtigsten Updates bevor es auf die Pisten der Welt geht. Ein MUST HAVE!
Problem: (2013) Undichter Deckel der Luftfilterbox lies Schutz und Staub über die Drosselkappen in den Motor gelangen. Hauptsächlich waren davon die Ventile betroffen.
Lösung: KTM hat mittlerweile schon von dem ursprünglichen Papierfilter Abstand genommen. Zusätzlich wurde angeblich? auch die Luftfilterbox überarbeitet. Empfehlen kann ich die Unifilter aus Australien. Seit der Installation hatte ich bei jedem Service eine absolut staubfreie Box vorgefunden. Wichtig sind auch die Filter in den beiden Luftansaugschnorcheln. Diese halten den meisten Dreck zurück.
Erfahrung: Nach knapp 12000 Kilometer, über zum Teil staubige und sandige Pisten Südamerikas, hatte ich zum ersten Mal große Probleme mit dem Starten des Motorrades. Die Drosselkappen waren voll mit Dreck. All dieser Dreck führte dazu, dass sich die Ventile mit grobem Schmutz zusetzten. Durch den ganzen Dreck wurden die Ventile dann wohl nach oben gedrückt, was wiederum das Ventilspiel negativ beeinflusst hatte. So wurde mir das auch von KTM Chile bestätigt. Tatsache ist, dass nach der Neujustage das Motorrad wieder tadellos gelaufen ist. So oder so – Dreck im Motor ist nicht gut.
2. Tank:
Problem: (2013) Die Entlüftung des Tanks über ein Ausgleichventil am Tankdeckel und die Entlüftungsschläuche war nicht ausreichend. Dadurch entstand ein Unterdruck im Tank der dazu führte, dass die Benzinpumpe nicht den richtigen Druck aufbauen konnte. Fahrten ab +- 5000rpm waren nicht mehr möglich. Zudem entstand ein sicherheitstechnisches Risiko, wenn der Tank unter Druck geöffnet wurde.
Lösung: Der Entlüftungsschlauch wurde anders verlegt. Zuvor war er zwischen Rahmen und Tank eingeklemmt. Das Ausgleichsventil hatte ich aufgebohrt. Mittlerweile gibt es neue Ausgleichsventile als TI (Upgrades von Seiten KTM).
Erfahrung: Das Problem mit der eingeschränkten Leistung hatte ich öfters. Insbesondere im Gebirge und bei Temperaturen jenseits der 30°. Ein öffnen des Tankdeckels hatte das Problem für kurze Zeit behoben. Einmal öffnete ich an der Tankstelle den Deckel und das Benzin spritzte mehr als einen Meter hoch aus dem Tank. Sowohl das Motorrad, der Tankwart und ich waren voller Benzin. Ich hatte mich tierisch erschrocken und zum Glück war nichts weiter passiert.
3. Felgen:
Problem: Die Schlauchlosfelgen waren schon nach 5000 Kilometern nicht mehr dicht zu bekommen. Die Originalfelgen, besonders die Vordere, sind sehr „weich“.
Lösung: Schlauch in beiden Felgen. Auch bei der hinteren Originalfelge mit versetztem Ventilloch kein Problem.
Erfahrung: Schon nach 5000 Kilometern hatte meine vordere Felge einen Schlag bekommen. Damit war das Felgenbett nicht mehr dicht genug für Schlauchlosreifen. Seit diesem Tag fahre ich vorne beschlaucht. Die hintere Felge hat ihre Dichtheit bei der ersten Reifenpanne in Bolivien einbüsen müssen und ist seither nicht mehr dicht zu bekommen. Für Fernreisen sind die Felgen nicht gemacht. Spätestens beim ersten Service in einer kleinen Reifenwerkstatt werden die Felgen leiden. Wer erst schlauchlos fahren will sollte zumindest Ersatzschläuche mitnehmen. So schön die Drucksensoren auch sind. Ich habe mich beider entledigt. Beim hinteren war nach einer Flußdurchfahrt das Ventil abgebrochen. Unreparierbar. Extrem teuer.
Tipp: Wer Geld übrig hat investiert in D.I.D oder Excel Felgen. Hinten muss die Radnabe getauscht werden. Teile der 990er helfen hier weiter. Ich würde dann auch gleich auf 140 umrüsten. Aus dem simplen Grund heraus, dass diese Reifen im Ausland meist einfacher zu beziehen sind.
4. Seitenständer
Problem: (2013) Die Feder des Seitenständers ist mehrmals abgebrochen.
Lösung: Feder von Waschmaschine. KTM liefert als TI eine neue Seitenständeraufhängung.
Erfahrung: Die Feder ist nun schon fünf Mal gebrochen. Insgesamt drei Originale und zwei andere die ich hier vor Ort gefunden hatte. Mittlerweile funktioniert eine Feder aus einer Waschmaschine ziemlich gut. Die Federn sind mir immer während der Fahrt gebrochen. Dabei klappt der Seitenständer nach unten und der Motor schaltet aus. Mit Glück ist mir dies nie bei einem knappen Überhohlmanöver, einer Rechtskurve oder Offroad auf einer Huppelpiste passiert. In solchen Situationen kann ein ausklappender Seitenständer lebensgefährliche Situationen verursachen.
Das angesprochene Update würde hier wohl eine dauerhafte Lösung bringen. Bis dato konnte ich KTM in Südamerika noch nicht davon überzeugen mir dieses auf Garantie zu installieren.
5. KFZ-Steckdose
Problem: Durch Korrosion verursachte Schäden an der KFZ-Steckdose führen zum Entladen der Batterie
Lösung: Installation einer wasserdichten Steckdose.
Erfahrung: Das ist sicherlich ein ziemlich exotischer Fehler. Mein Motorrad steht täglich draußen. Eine gute Zeit lang meiner Reise war die Batterie zum Morgen immer sehr schwach. Besonders während widriger Witterungsbedingungen. Zu Beginn dachte ich immer, dass die Batterie eventuell schon schwach geworden ist. Das war aber nicht der Fall und so fing ich eines Tages an nach eventuellen Fehlern der Verkabelung zu suchen. Mehr durch Zufall hatte ich dann die vom Grünspan und Rost zerfressene KFZ-Dose gefunden. Gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit hatten sich wohl kleine „Kriechströme“ aufgebaut, welche die Ladung über Nacht minimieren konnten. Seitdem ich die Dose gewechselt habe hatte ich keinen Morgen mehr eine schwache Batterie.
6. Benzinpumpe
Problem: Die Benzinfilter der Pumpe verdrecken sehr schnell. Dadurch wird die Leistung der Pumpe sehr negativ beeinflusst. Motorrad startet schlecht und bringt nicht die volle Leistung
Lösung: Ersatzfilter im Gepäck
Erfahrung: Es hat einige Zeit in Anspruch genommen auf dieses chronische Problem aufmerksam zu werden. Bei ersten Problemen mit dem Starten des Motors war die Ursache ja auf die Ventile zurück zu führen (1.) Mittlerweile ist mir klar, dass ein Zusammenspiel von mehreren Fehlern dieses Problem verursacht. Das das Benzin hier in Südamerika nun wirklich so schlecht ist wage ich noch immer zu bezweifeln. Auch andere Motorräder und Autos fahren hier ohne Probleme. Tatsache ist vielmehr, dass die Filter der 1190er den eigentlichen Wartungsintervall, von 15000 Kilometern, oft nicht durchstehen. Der zweite Kit war bei mir schon nach 5000 Kilometern durch.
Der erste Filterkit hatte sich buchstäblich aufgelöst und den kompletten Spritkreislauf, bis hin zu den Einspritzdüsen, verstopft. Die Reinigung jener ist eine mitunter schwierige Angelegenheit.
Tipp: Habt immer ein oder zwei Kraftstofffilterkits mit im Gepäck. Diese Kit’s sind leider sehr teuer. Alternative Vorfilter lassen sich nur am Tankeinlass installieren. Konstruktionsbedingt können die Spritleitungen nicht mit zusätzlichen Filtern ausgerüstet werden.
7. Windschutz
Problem: Die original KTM Scheiben liefern keinen ausreichenden Windschutz
Lösung: Alternative Scheiben probieren
Erfahrung: Diese Angelegenheit ist wohl sehr fahrerspezifisch. Bevor bei euch die Ohren anfangen zu piepsen solltet ihr das Thema aber nicht unterschätzen. Im Ausland kommt man nur sehr schwer an Zubehörscheiben, welche eventuell besser zu euch passen. Ich, 1,83 Meter groß, hatte seit Beginn meiner Reise beträchtliche Probleme mit entstehenden Verwirbelungen am Helm. Manchmal war es einfach nur noch unerträglich und trotz seht guter Ohrenstöpsel extrem Laut.
Ich fahre einen Arai Tour-X4 und sitze auf einer knapp drei Zentimeter höheren TT-Komfortsitzbank. Zum Zeitpunkt des Aufbruchs meiner Reise gab es leider noch keine anderen Scheiben. „Damals“ hatte ich die Originalscheibe gekürzt um die Verwirbelungen zu minimieren. In der Heimat noch OK, hatten mich starke Seitenwinde entlang der Küste Chiles aber eines besseren belehrt. Daraufhin hatte ich mit viel Plastik experimentiert. Nichts davon hat geholfen. Folgende Scheiben hatte ich nach und nach im Gebrauch.
- Original Kurz: Offroad OK. Auf langen Pisten zu viel Druck am Helm
- Original Mittel: Absolut unbrauchbar.
- Original Touring: Offroad zu hoch. Besserer Windschutz aber noch immer beträchtliche Verwirbelungen. Besonders seitlicher Wind der von den Schultern zum Helm übertragen wird nervt.
- Givi Touring: Offroad zu hoch. Kein Wind mehr über Schultern aber verstärkte Verwirbelungen bis zu unerträglich am Helm.
- MRA Vario Screen: Offroad OK. Keine Verwirbelungen mehr. Verstärkter Luftdruck am Helm. Von allen bis dato das Beste – aber noch immer nicht perfekt.
Tipp: Lasst euch maßgefertigte Ohrenstöpsel mit Filtereinsatz machen. Spielt mit den Einstellungen und Kombinationen aus Helm, Sitzbank und Windshield.
8. Gabelwartung
Problem: Undichte Gabeln. Empfindliche Simmeringe.
Lösung: Stetiges Reinigen der Gabeln
Erfahrung: Mit den undichten Gabeln hatte ich nun schon einige Male zu kämpfen. Eine Sache die sicherlich mehr meinem Fahrstil zu verschulden ist. Die original Simmeringe scheinen sehr empfindlich zu sein und der Staubschutz verdreckt sehr schnell. Zu Beginn meiner Reise hatte ich mir wenig Gedanken um die Gabeln gemacht. Auch nach längeren Fahrten durch Wasser und Matsch hatte ich die Gabeln eigentlich nie gereinigt. Seit dem ersten kostspieligen Gabelservice gehe ich viel sorgsamer mit den Dämpfern um.
Tipp: Regelmäßige Reinigung des Staubschutzes, insbesondere nach intensiven Offroadfahrten. Reinigung der Simmeringe mit Kamerafilm falls undicht. Bessere Simmeringe installieren – SKF. Selber habe ich keine Erfahrung damit, aber Neoprenschützer für die Gabeln könnten keine schlechte Option sein.
9. Wichtiges Zubehör
Tipp: Dies nur der Vollständigkeit halber. Man kann an das Motorrad etliches an Zubehör montieren. Wirklich wichtig für einen sicheren Betrieb auf Fernreisen sind meiner Meinung nur zwei.
- Motorschutz
- Kühlergitter
Ich habe den Motorschutz von Touratech und das Kühlergitter von R&G Racing. Beide passen perfekt. Es gibt aber auch andere Hersteller mit gutem Zubehör.
10. Vergesst die Garantie
Problem: Im Ausland (hier Südamerika) ist es nicht möglich die eigentlich weltweite KTM-Werksgarantie in Anspruch zu nehmen.
Lösung: Selber Schrauben.
Erfahrung: Bei diesem Thema könnte ich so einige frustrierende Geschichten erzählen. Mehr als einmal hab ich zähneknirschend Rechnungen für Arbeiten bezahlt, welche in Deutschland über die Garantie gelaufen wären. Auch und insbesondere die doch wichtigen TI’s musste ich mir mehrmals erbetteln. Einige stehen noch immer aus und ich sehe nicht kommen diese noch zu bekommen. Die Kommunikation mit dem KTM-Service direkt ist auch sehr schwierig. Ich beziehe mich hier auf die Länder Südamerikas (Chile, Argentinien, Paraguay). Andernorts klappt es vielleicht mit der Garantie besser. Nun kauft man ein neues Motorrad ja mitunter auch wegen der Garantie. Den Gedanken, „Wenn was ist geht das ja auf Garantie“, konnte ich ziemlich schnell vergessen. Am Ende werdet ihr auf euch alleine gestellt sein. Bis dato hab ich noch keinen Euro erstattet bekommen. Nur um die Garantie zu halten hatte ich die ersten Servicearbeiten in den offiziellen Werkstätten machen lassen. Natürlich mit der Hoffnung eventuelle Fehler im Rahmen der Werksgarantie beheben zu können. Das war ein sinnlos teurer Spaß. Auch wenn der Standard der Werkstätten denen in Europa in nichts nach steht, scheint es hier Firmenintern noch einige Kommunikationsprobleme zu geben.
Tipp: Für alle Langzeitreisende. Fangt selber an zu schrauben. Lernt euer Motorrad besser kennen. Am Ende werdet ihr besser als so mancher Techniker über eventuelle Fehler bescheid wissen und wesentlich effektiver jene beseitigen können. Da die Garantie ohnehin nicht in Anspruch genommen werden kann, würde ich auch gar nicht erst zu den Wartungen in die offiziellen Werkstätten gehen. Eventuell noch um die Ersatzteile zu kaufen. Vor einer langen Reise. Fahrt euer Motorrad gut ein, checkt alles und lasst eventuelle Mängel sofort in der Heimat richten. Einmal auf der Piste kommt das Geld nämlich bald nur noch aus eurem Geldbeutel. Die oben genannten Foren, insbesonders ADV, konnten mir mehr Unterstützung bieten als alle KTM-Werkstätten vor Ort. Ein guter Ansprechpartner kann allerdings noch immer eure KTM-Heimatwerkstatt sein.
So viel von meiner Seite. Wie ist eure Erfahrung mit der KTM 1190? Habt ihr Tipps für Langzeitreisende? Ich bin auf eure Kommentare gespannt.
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Aus aktuellem Anlass muss ich zu Punkt 10. Vergesst die Garantie noch etwas schreiben. Knapp zwei Wochen nachdem ich diesen Artikel ursprünglich veröffentlicht hatte, finde ich eine Email von KTM Brasilien in meinem Postfach. KTM schrieb, dass sie mich mit allen Mitteln unterstützen wollen und ich meine Probleme näher schildern solle. Daraufhin hatte ich ein kleines Video geschnitten und eine Mängelliste mit 13 Punkten verfasst. Es ging einige Zeit ins Land bis mir der Chef von KTM Brasilien eine Bestätigung schickte. Der Fall wurde hausintern besprochen und die Teile sind schon von Europa aus auf dem Weg. Einen neuen Motor soll das Motorrad bekommen. Da war ich natürlich erst einmal platt.
So – nun hieß es also abwarten. Da ich wie oben geschrieben nicht gerade die beste Erfahrung mit den Werkstätten Südamerikas gemacht hatte, war ich vorerst noch etwas skeptisch. Nach einer zweimonatigen Wartezeit kam dann endlich die Nachricht. Ein neuer Motor und mehrere Teile stehen für mich bereit. Um es kurz zu machen! Ich bin nun durch halb Brasilien gefahren, um meinem Motorrad endlich auf die Sprünge zu helfen. Seit gestern (01.12.2014) sind ALLE Mängel behoben. Bezahlen musste ich die Flüssigkeiten und sonst nichts. Innerhalb von zwei Tagen war meine 1190er also wieder wie neu.
Die Nachricht von KTM Brasilien hatte mich zu einer Zeit erreicht, in welcher ich viel über die Möglichkeiten eines Heimtransports nachgedacht hatte. Ich bedanke mich bei KTM Brasilien, dass sie endlich auf mich gehört haben und mich nicht zurückwiesen. Die Jungs haben sehr gute Arbeit geleistet und ich hoffe nun fehlerfrei weiter meine Weltreise genießen zu können.
Katze 2.0 bei Herbert Motos Itajuba
Sehr ernüchternd Deine Zusammenfassunug. Die Unifilter habe ich jetzt auch verbaut. Bin mal gespannt, ob der Modder nun draußen bleibt. Du hast es bereits geschrieben und ich will das Bike nicht schlecht schreiben, aber wenn ich die Konstruktion der 1190er mit der 990er vergleiche, muss ich mich schon fragen, was sich KTM dabei gedacht hat? Aber egal. Wir beide werden das nicht ändern können.
Zur undichten Gabel. Probier mal die Fork Seals von Kriega. Sofern Du an die ran kommst, da wo Du grad bist. Die kosten nicht die Wel, sind einfach anzubringen und halten eine Menge Staub und Dreck von den Simmeringen fern. Natürlich wirst Du auch da von Zeit zu Zeit mal drunter gucken müssen und mal reinigen. Aber weniger oft.
Wünsch Dir weiterhin eine gute Reise. Ich freu mich schon auf die nächsten Berichte.
Danke für den Tipp. Schau ich mir mal an die Kriegas….
Hey Martin,
wirklich gut und hilfreich geschrieben. Ich denke auch das es am Ende einfach enorm wichtig ist sich mit seinem Motorrad vertraut zu machen und zu verstehen wie die Dinge miteinander funktionieren. Das ist doch immer noch die beste Medizin. Mit der 1190 habe ich leider keine Erfahrungen und kann hier wenig zu sagen. Ich fahre seit Anfang des Jahres eine 690 Enduro und bin auf ihr bisher ca. 12000 Km gefahren. Bis auf den üblichen Wartungskram (Öl,Filter etc.) läuft das Moped einfach durch und macht was es soll. Selbst sehr lange Offroad Etappen bei miesen Bedingungen waren kein Problem. Da du ja beide Modelle gefahren bist würde mich interessieren ob die Vorteile der großen „Katze“ (Comfort etc.) gegenüber dem „Kätzchen“ deinen Reisealltag merklich erleichtern. Hat sich der Umstieg aus deiner Sicht gelohnt?
Die 1190er ist schon ein anderes Motorrad. Ich genieße die Flexibilität. Eine umgebaute 690 – Rallyverkleidung und größere Tanks – wird wohl noch mehr in Richtung Offroad ermöglichen. Auf langen einsamen Straßen kann der Einzylinder dann aber auch schnell nerven. Und kein Soziabetrieb möglich…
Aus meiner Sicht. Kurze Trips (auch über Monate) auch mit 690er. Jahrelange Reise dann doch eher mit der 1190er
Hallo Martin,
bin gerade auf diese Seite gestoßen. Habe eine Frage zu den Touratechtaschen die Du am Sturzbügel verwendest. Kannst Du mir sagen
was das für welche sind. Bei Touratech gibt es nur welche für die Sturzbügelerweiterung. Das werden sicher Hecktaschen oder so etwas sein !? Kannst du mir den Namen der Taschen verraten.
Vielen Dank im voraus.
Hi
Das sind die normalen Koffertaschen von TT..
Tschau
Moin,
dein Langzeitbericht ist super. Verunsichert habe ich KTM mal direkt wegen der Auslandsgarantiegefragt. KTm hat darauf folgendes geantwortet:
Eine weltweite Garantie ist grundsätzlich gegeben. In manchen Ländern kann es jedoch durchaus vorkommen, dass die Händler eine Abwicklung über Garantie ausländischer Kunden ablehnen und Sie in Vorleistung treten müssen. Hierauf haben wir oftmals keinerlei Einfluss (andere Gesetze etc.). Nach Ihrer Rückkehr ist es aber möglich, die Rechnung bei Ihrem örtlichen KTM-Vertragshändler einzureichen. Eine Prüfung einer Kostenübernahme erfolgt dann unsererseits.
War ich erstmal baff, Vorkasse und bei der Rückkehr in Deutschland dem Geld hinterher rennen.
Schöne Grüße
Hallo Reinhardt,
eine Nachricht mit mehr oder weniger der gleichen Aussage hatte ich auch schon einmal von KTM erhalten. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass es nicht so einfach möglich ist bezahlte Rechnungen erstatten zu lassen. Des Weiteren finde ich es fast schon eine Frechheit, dass KTM denn Prozess an die örtlichen Vertragshändler weiterschieben will. Diese verdienen nämlich daran überhaupt nichts und haben viel Arbeit. In Zeiten des WWW verstehe ich grundsätzlich nicht, worin die Schwierigkeit besteht einen international gültigen Garantieantrag zu stellen. Egal aus welchem Land. Weltreisende haben sowieso keine Möglichkeit mal schnell nach Deutschland zurück zu reisen.
MFG
Martin
Hi Martin, klasse und ernst zunehmender Bericht … haben sich die Probleme, Thema oelende Simmeringe oder zusetzende Filter erledigt?
Und ganz doof gefragt, haste mal probiert den Luftfilterkasten mit tape (nicht am lufteinlass, sondern an der Steckverbindung) abzudichten?
Bin gerade am Überlegen mir die kathi zuzulegen, ist das einzige Mopettierchen was mir in thema Leistung und aussehen aus dem bereich der reiseenduros gefaellt ;)
Vielleicht spielt auch die vehemente abneigung meiner frau gegenueber der gs ne rolle … man weiß es nicht ….
P.s. habe deinen bericht im ktm-forum zu deiner damaligen Kaufentscheidung gelesen …
Ist immer schoen, wenn man sich fuer etwas begeistern kann ….
Trotz all der Macken halte ich die kathi ebenfalls nixht fuer einen Fehlkauf, sondern fuer n Mopped mit Charakter :P
Hi
Also wenn du auf Große Reise willst würde ich mir das sehr gut überlegen… Kommt auch drauf an wohin es gehen soll. Die Kosten für das Motorrad können sehr schnell explodieren wenn du besondere Teile brauchst. Speziell dies ist gerade mein ständiges Problem. Das Motorrad macht Spaß ja … aber hier auf Reise zählen auch noch andere Faktoren. Aber egal – ich hab mich damit abgefunden. Hätte ich so nicht erwartet. Die Luftfilterfox ist schlichtweg ein Witz für ein Motorrad solch eines Kalibers. Falls ich mal Geld für sowas habe bekommt Katze ein Upgrade installiert.
Zum Thema Kaufentscheidung habe ich mich ja auch in diesem Artikel geäußert.
Schönen Gruß aus Brasilien
Hallo Martin,
danke für deinen ausführlichen Bericht über die 1190er.
Ich fahre seit August 2014 eine 1190T und habe seither 60’000 km gefahren.
Auch meine hatte in den ersten Monaten ein paar kleine Kinderkrankheiten, obwohl 2014er Model.
Ich fahre auch mal abseits der Strassen, vor allem im Balkangebiet oder auch auf Sardinien.
Bei mir ist es aber eher das Problem mit den Werkstätten, weil die meist nicht gut arbeiten, dafür aber hohe Rechnungen verschicken.
Geärgert hat mich z.B. die undichtheit der Gabel nach 50’000 km, die nicht auf Garantie ging und ich die hohe Rechnung selber bezahlen musste. (Händler in der Schweiz)
Auch die Felgen, sind wie du beschrieben hast, viel zu weich und sind schon total voller Dellen.
Ganz kurios waren die zwei gebrochenen Speichen am Hinterrad……ist noch nicht mal klar ob diese auf Garantie gehen.
Das Felgenband ist auch fast nach jedem Reifenwechsel undicht und muss ersetzt werden.
Müsste die KTM nicht zum obligatorischen Service, hätte ich eigentlich fast nichts zu beanstanden, den nach dem Service gibt es immer wieder ärgerliches wegen schlechtem Service.
Ansonsten hat mich und meine Sozia die KTM noch nie im Stich gelassen oder wollte nicht anspringen.
Unsere Reisen waren immer Sorg- und Problemlos was die KTM betrifft.
Das nächste Motorrad wird ziemlich sicher wieder eine KTM sein, aber eine andere Werkstatt.
Ich wünsche dir noch viele angenehme Abenteuer und erlebnissreiche Reisen in den fernen Ländern.
Gruss Beat