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Wüstentour Teil 3

 

Endlich Sand unter den Schuhen. Wir sind in Mhamid, einem Ort nahe dem Erg Chegaga. Für uns das Tor zu Sahara. Von hier aus gibt es keine befestigten Straßen mehr in Richtung Wüste. Nur noch Sand und Schotter. Nach der erlebnisreichen Zeit in den Bergen freuen wir uns hier zu sein und genießen die Stimmung in der Stadt. Schon auf dem Weg hierher konnten wir Wüstenfeeling spüren. Die Fahrt führte uns durch kleine Städte, an riesigen Oasen und an faszinierenden Berglandschaften vorbei. Einmal abgesehen von den palmenbewachsenen Oasen war deutlich zu sehen, wie die Landschaft um uns immer trockener wurde. Von der Kälte in den Bergen ist hier nichts mehr zu spüren. Die Sonne strahlt gnadenlos vom wolkenlosen Himmel. Nun stellt sich die Frage wie es weiter gehen soll. Eines ist klar – wir wollen zum Erg. Nur wie?

 

Handstand von Jana
Handstand von Jana

 

Schon bald werden wir von verschiedenen Leuten angesprochen. Touren mit dicken Jeeps inklusive Kamelreiten werden uns angeboten. Die Preise gehen stark auseinander und selbst der billigste scheint uns noch zu teuer. Ich versuche herauszufinden ob es denn möglich sei die Pisten mit der kleinen Honda zu befahren, wie der Zustand der Wege zum Erg überhaupt ist. Ein schwieriges Unterfangen. So ziemlich jeder rät uns von der Tour ab. Zu wenig Leistung hätte das Motorrad, zu schwer beladen sind wir. Ohnehin zu zweit auf dem Motorrad undenkbar. Und dann kommt noch das Wasserproblem hinzu. Ach ja und die algerischen Terroristen lauern auch schon auf der anderen Seite der Grenze. So leicht scheint es also doch nicht zu sein. Trotzdem sind wir misstrauisch. Die Marokkaner denken doch zu gerne an Ihren Geldbeutel und wie jeder Touri diesen gefälligst zu füllen hat.

Zumindest haben wir schon mal den Wegpunkt im GPS markiert. 78km sind es bis zu den großen Dünen. Ich denke noch darüber nach ein 4×4 samt Fahrer als Support zu engagieren. Jana hingegen bevorzugt die Möglichkeit es auf eigene Faust zu versuchen. Lange diskutieren wir hin und her, gehen die Möglichkeiten durch. Da der Tag noch ziemlich jung ist entscheiden wir uns für die Probe aufs Exempel. Also rauf auf das Bike, vollbeladen in Richtung Wüste gebraust. Schon nach kurzer Zeit kommen die tiefen Sandpisten. Es ist keine leichte Aufgabe das Gefährt in der Spur zu halten. Es schlingert ungemein, von Fahrstabilität keine Spur. Nur langsam kommen wir voran. Eigentlich stehen wir mehr als das es vorwärts geht. Der Einzylinder knattert laut vor sich hin und ich spüre ihn fast leiden. Ich halte an – nein so geht das nicht. Das Motorrad ist einfach zu schwer, die Reifen zu vollgepumpt.

Wie die Aasgeier kommen auch schon die ersten Allradfahrzeuge heran gerollt. „Fahrt doch mit uns – wir machen einen guten Preis“, „Wir machen eine schöne Kameltour“ oder „Wir nehmen den Mädchen und du fährst mit Motorrad“, bekommen wir zu hören. Es nervt. Einige Zeit stehen wir da mit der Hoffnung, dass wir in Frieden gelassen werden. Keine Chance. Bevor wir keine 200 Dollar zahlen lassen die uns hier scheinbar nicht weiter. Irgendwann ist es mir zu blöd und ich mache eine klare Ansage. Sie sollen uns doch bitte in Frieden lassen. Wir wollen das hier alleine Erfahren. Mit großen Augen schauen sie uns an und sind endlich ruhig. „The Dessert is yours!“

 

Schatten vom Motorrad
Schatten vom Motorrad

 

Immer mit der Ruhe. Über Dünen und im Sand zu fahren muss schließlich gelernt sein. Also erst mal ein paar Testrunden drehen. Wir kurven etwas durch die Gegend und finden etwas abseits von Mhamid eine Bleibe für die Nacht. Es ist noch genügend Zeit, der Tag noch schön. Das Motorrad wird entladen und ich lasse etwas Luft aus den Reifen. Fahre ein paar Meter. Ok – noch etwas mehr Luft muss raus. Die Felge schlägt durch. Ok zu viel – wieder nachpumpen, weiterfahren. Irgendwann hab ich den richtigen Reifendruck gefunden. Jetzt geht das ab. Ich bin erstaunt was für einen großen Unterschied das macht. Das Fahrwerk hat sich deutlich stabilisiert. Mit beachtlicher Geschwindigkeit springe ich geradezu über die Hügel in der Gegend. Wow – das macht richtig Spaß. Als ich mich sicher genug fühle nehme ich Jana mit auf und wir machen die letzte Testrunde. Super – ganz anders als zuvor. Mit minimalem Gepäck, viel Wasser und etwas Nahrung wird es funktionieren. Wir sind glücklich, haben wir endlich einen Plan und ein schönes Abenteuer vor uns.

Wir entspannen und freuen uns auf die Nacht, einem klaren Sternenhimmel und wunderbares Essen. Jana macht schon Handstände im Sand. Traumhaft.

 

Der richtige Reifendruck
Der richtige Reifendruck

 

Bald geht es weiter…

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2 Kommentare on Wüstentour Teil 3

  1. Hallo Maddin & Jana,
    Ihr seid schon beeindruckend, Sahara, mh…

    Zu aller Anfang freut es mich, dass Ihr die aktuellen Themen in Marrakesch körperlich gut überstanden habt und dadurch wohl auch nicht wirklich als Ausländer aufgehalten worden seit (Polizei, Auswärtiges Amt, …).

    Daheim gibt es Neuigkeiten. „Nozi“ wird heiraten, Sommer 2011. „Erdnuss“ hat es grad schwer, hast Du vielleicht mitbekommen.

    Sag vorab bescheid ob Du im Juli zum Fest kommst. Ich denke für uns beide wird die Augustfeier nicht mehr der Termin wie früher sein.

    Noch viel Spass. Ich habe damit gelernt, dass es auch in der Sahara WWW gibt :)

    … bald bleibt nur noch der Weltraum.

    Passt auf Euch auf.

    D

  2. Moin

    Ja in dem Restaurant waren wir 3 Wochen vor dem Anschlag auch noch gesessen. Fand ich ziemlich erschreckend. Vor allem wenn man die Örtlichkeit wirklich selber kennt und erlebt hat.

    Von dem Trip sind wir schon wieder einige Zeit zurück. In der Sahara gibt es zum Glück noch nicht so leicht http://WWW... ;-)

    Ich meld mich.

    Martin

  3. M’Hamid empfand ich als sehr entspannt, Zagora war da deutlich anstrengender. Beim Hinweis „the desert is yours“ musste ich schmunzeln und habe mich gerne an ähnliche Situationen zurückerinnert. Ein gewisses „bestimmtes“ Auftreten ist schon ab und an nötig, dafür hat man dann sehr schnell Freunde, denen es dann nicht mehr (nur) um’s Geld geht.

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