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Wüstentour Teil 2

 

„Whisky Berber“ meint Mustafa und schenkt uns lächelnd das heiße Getränk in die Gläser. Es riecht wunderbar nach Pfefferminze. Ziemlich süß zugleich. Genau das richtige um uns erst einmal aufzuwärmen. Whisky Berber ist wohl eher als Scherz zu verstehen. Trinken die Männer in Marokko doch keinen Alkohol. Die Religion verbietet es Ihnen. Dafür rauchen sie umso mehr und auch Mustafa steckt sich gemütlich eine selbst gedrehte Zigarette an. Lehnt sich zurück. Er sitzt uns gegenüber und lacht. Sein Wohnzimmer ist klein und dunkel. Nicht zu vergleichen mit deutschem Standard. Das Gebälk ist deutlich zu sehen. Der Lehmputz versucht daran Halt zu finden. Ziemlich bröckelig sieht alles aus. In der Ecke steht ein alter Schrank, beladen mit Koffern und Kleidern. Ansonsten noch ein paar wenige Polster und viele Decken. „Die braucht man schon im Winter“ gibt er uns zu verstehen.

Wir sitzen also da und erzählen von der Fahrt in die Wüste, unseren Plänen. Mal französisch, deutsch, spanisch oder englisch. Etwas chaotisch. Mustafa hat scheinbar schon viele Gäste gehabt. Er zeigt uns Bilder welcher hinter einem Tuch versteckt sind. Ganze Alben hat er gesammelt. Zu jeder Person hat er eine kleine Geschichte. Manchmal bin ich sehr erstaunt über seine deutschen Wörter. Toll was man so lernen kann aus einfachen Gesprächen.

 

Whisky Berber
Whisky Berber

 

Er schenkt uns steinernen Schmuck und kleidet uns in traditioneller Berber Kleidung. Ganz überrascht sind wir von all der Gastfreundlichkeit. Besonders Jana bekommt einen wunderschönen Umhang zu tragen. Er bindet Ihr auch noch einen passenden Turban um. Wir fragen uns ob dies nun aus Spaß geschieht oder vielleicht doch wieder religiöse Hintergründe hat. Frauen tragen ihr Haar normalerweise bedeckt. Sehr schwer einzuschätzen. Immer wieder sagt er uns, dass wir noch andere Familien besuchen werden. Wann genau bleibt uns allerdings bis zum Ende unklar. Wieder schenkt er uns Tee nach, gibt uns Weißbrot dazu.

Mit seinem Handy leuchtet er uns denn Weg durch das Bergstädtchen. Wir folgen ihm über die sandig, steinigen Pfade. Ausgewaschen von Regenwasser schlängeln sich diese kreuz und quer durch die Siedlung. Nur Männer sind zu sehen. Die kleinen Häuser haben nur wenig Fenster, wenig Licht dringt nach außen. Alles wirkt doch sehr trostlos. Wir laufen noch an einem kleinen Laden vorbei. Mustafa braucht noch Zigaretten. Er hält einen kurzen Schwatz mit den Männern im Laden. „Salam“ (Hallo) sage ich, fühle mich aber nicht wirklich willkommen. Jana macht sich erst gar nicht die Mühe.

Wir sind zu Gast bei Hussein. Ein 30jähriger Junggeselle, Freund von Mustafa. Sein Haus ist riesig. Zum ersten Mal denke ich dem Geist der Menschen hier näher zu sein. Kalt ist es, der ganze Flur ist kunstvoll gefliest. Im Wohnzimmer gibt es wieder Unmengen von Decken. Bilder, Gemälde, Kunst oder ähnliches sucht man vergebens. Nur ein Bild vom König Mohammed VI darf nicht fehlen. Mustafa steckt sich eine Zigarette an. Erzählt vom schönen aber auch schweren Leben, den Minen weiter oben in den Bergen und seinem Laden. Sein ganzes Leben hat er hier verbracht.

 

Jana im Berberkleid
Jana im Berberkleid

 

Zeit für das versprochene Abendessen. Wir können es kaum erwarten. Hussein stellt uns eine leckere Tajine auf den Tisch. Etwas Brot gibt es dazu. Auch der Tee darf nicht fehlen. Gekocht hat seine Mutter für uns. Blicken lässt Sie sich jedoch nicht. Scheinbar isst sie wo anders. Zuvor gehe ich kurz in die Küche um mich zu bedanken und beim tragen zu helfen. Auch Sie trägt noch das bunte Gewand und Kopftuch. Steht an dem kleinen Herd. Sie nickt mit dem Kopf, ist zugleich aber schon wieder weg in Ihrem Zimmer. Seltsam – aber scheinbar so üblich. Wirklich komisch das mit dem Familienleben. Wir essen also in kleiner Runde, trinken Tee und unterhalten uns mal lustig mal ernst über dies und das. Allen geht es gut. Ein schöner Abend.

Als Jana später einschläft erzählen die Männer ganz andere Geschichten. Schnell wird mir klar, Frauen werden hier nicht sehr geschätzt. Der Islam eine Machowelt ist. 4 Frauen würden einem jeden Mann zustehen. So sagt es das Gesetz. „Bist du denn schon verheiratet“ frage ich Hussein. „Nein“ sagt er, er möchte noch etwas Probefahren. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, frage mich aber wie ernst diese Aussage nun gemeint ist. „Und du Mustafa, wie viele Frauen hast du“. Mit dem Finger zeigt er mir eine an, mehr könne er sich nicht leisten. „Hast du Kamele, hast du Frauen – ich habe keine Kamele“. Er dreht sich eine neue Zigarette, diesmal gibt er etwas Haschisch hinzu.

Fortsetzung folgt:

 

Hier geht es zu Wüstentour Teil 1

Hier geht es zu Wüstentour Teil 3

Hier geht es zu Wüstentour Teil 4

Hier geht es zu Wüstentour Teil 5

 

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