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Was soll ich nur schreiben… Warten auf Gedanken

Abstecher Peru

Warten – wenn ich eines auf meiner Reise gelernt habe, dann auf Sachen zu warten. Warten an der Grenze, warten an der Tankstelle, warten auf besseres Wetter, warten auf Freunde, warten auf das Essen, warten auf – ach was sonst noch alles. Aktuell warte ich auf Ersatzteile und Zubehör für das Motorrad. Drei Pakete traten ihre Reise schon vor Wochen an. Aus Australien, den USA und Deutschland. Das Tracking verrät mir, dass die beiden letzteren, morgen hier ankommen sollten. Aus Australien hingegen empfange ich keinerlei Lebenszeichen. Na ja – warten eben! Alles geht vorbei. Bleibt Zeit über das ein oder andere nachzudenken. Gerade sitze ich auf einem schönen, breiten Sofa. Es ist braun. Ein buntes Zimmer, hohe Decken. Asuncion – Paraguay. Die Fußball Weltmeisterschaft läuft im Fernsehen. Ein schicker alter Röhrenfernseher. Fast schon eine Antiquität. Das Bild flackert und die Boxen rauschen fröhlich vor sich hin. Brasilien gegen Kamarun. 0:0. Die Fans warten auf Tore – einmal mehr warten! Persönlich ist es mir hingegen ziemlich egal, wie das Spiel ausgeht.

Sieben Monate und zwölf Tage bin ich nun unterwegs. Ein Jahr älter bin ich geworden. Ja – auch auf Weltreise bleibt die Zeit nicht stehen. Die Halbzeit ist also schon vorbei. Wobei das ja so nun auch nicht stimmt. Auf einer Reise ohne Zeitlimit kann es ja keine Halbzeit geben. Also nur Halbzeit im ersten Jahr. Sieben Monate scheinen eine lange Zeit zu sein. Mehr als 32134 Kilometer habe ich bereits zurück gelegt. Zwölf Stunden Videomaterial und 6507 Bilder lassen meine Festplatte überquellen. Zahlen die scheinbar den „Wert“ einer Reise wiederspiegeln könnten. Aber wo fängt man da nun an zu beurteilen? Schließlich soll meine Reise ja kein Wettbewerb sein. Ich lasse mich treiben! Die Tage vergehen wie im Flug, aber keineswegs erlebnislos. Täglich lebe ich in den Tag und fühle mich frei, einfach das zu tun, nachdem mir gerade eben ist. Keine Termine, kein Alltagsstress, keine Verpflichtungen. Ja Leute – das macht für mich die Reise gerade so lebenswert.

So denke ich gerade an einen unscheinbaren Stein: Der erste Kilometer meiner Reise liegt schon lange hinter mir. Ich passiere einen Stein mit der Aufschrift 1+000, irgendwo im Hochland von Peru. Eigentlich nur ein Stein, dennoch bewegt er mich dazu einfach einmal anzuhalten. Einfach einmal etwas nachzudenken, die Zeit stehen lassen. Ein schöner ruhiger Moment. Ungelogen und real kann ich keine fünf Minuten später in der Ferne einen Vulkanausbruch beobachten. Wäre ich weiter gefahren, hätte ich wohl vielleicht nur durch Zufall dieses Naturspektakel im Rückspiegel gesehen. Aller Wahrscheinlichkeit aber wohl eher nicht! Noch mehr Gedanken! In der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft.

Wenn ich auf andere Reisende treffe, wundern sich jene oft über mein im Verhältnis langsames Reisetempo. „Fast acht Monate in Südamerika und du bist erst von Chile bis nach Paraguay gekommen!“ Es sind solche Sätze, zum Beispiel. Was soll ich sagen? Für mich spielt es keine Rolle ob ich in drei Jahren um die Welt fahre und mein Motorrad alle befahrbaren Kontinente gesehen hat. Sollte ich in drei Jahren noch immer in Südamerika sein ist das auch gut für mich. Solange das Herz weiter schlägt und mir Lebensglück beschert ist alles gut.

Dem Warten lässt sich also auch etwas Gutes abgewinnen. Die Gedanken sind frei – ist doch super wenn man noch die Zeit findet sich diesen zu widmen. Ich fühle jeden Tag intensiv zu Leben. Das „Warten“ auf bessere Zeiten überlasse ich gerne anderen. Nur mal so….

Bis die Tage!

Martin

 

 

 


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Ein Kommentar on Was soll ich nur schreiben… Warten auf Gedanken

  1. Hallo Martin,

    dein Blogeintrag klingt total entspannt und ausgeglichen. Du hast eine total gute Ansicht vom Reisen und auch vom Weltreisen. Ich sage auch immer, auch wenn ich schnell statt langsam reise, hat der Tag nur 24h. Da nützt es gar nichts, in Hektik zu verfallen.

    Mache weiterso! Ich verfolge dich weiter über deinen Blog!
    Beste Grüße aus Leipzig
    futzipelz

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