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Nachtschicht (Tag 5)

Heißwasserbohrern bei Nacht
Heißwasserbohrern bei Nacht

Es ist 24 Uhr und die Mitternachtssonne erreicht bald Ihren tiefsten Punkt. Der Horizont hinter den Hügeln färbt sich rot und immer weniger Strahlen erreichen uns über die Eisanhöhe. Unser Standort ist für die Zeit im Schatten versunken, nicht wirklich dunkel aber dafür etwas kälter. Für vielleicht 3 Stunden scheint es so als würden sich Sonnenauf- und Untergang ständig bekriegen. Letztendlich wird keiner gewinnen da der glühende Planet um diese Jahreszeit einfach nicht untergehen will. Eine gute Zeit um mit der Arbeit zu beginnen. Eine sonderbare Nachtschicht ist das hier.

Einmal gestartet kann der Bohrvorgang nur schwierig abgebrochen werden. Wir bohren mit heißem Wasser, schmelzen das Eis regelrecht auf und zerlegen es in seine Grundform. Da hier alles schnell zu gefrieren droht muss das System am Laufen gehalten werden und ständig aufgeheizt bleiben. Die 3 Heizer sorgen für das heiße Wasser und versorgen die Lanze, welche sich Stunde für Stunde weiter ihren Weg in die Tiefe erkämpft. Zusammen mit Kalle übernehme wir freiwillig die Nachtschicht. Von 12 bis 8 Uhr morgens fahren wir das Equipment, füllen Diesel und Benzin nach, kontrollieren den Vorstoß und dokumentieren den Bohrverlauf.

Da sitzen wir also nun, Kalle und ich, mit Mickymäusen auf den Ohren um uns vor dem horrenden Lärm zu schützen. Es läuft alles gut und man kann zwischendurch sogar etwas schmökern oder die Aussicht genießen. Die Heizer spucken ab und zu schwarze rauchwogen aus und das Wasserbecken blubbert vor sich hin. Auch die schwere Winde gibt immer mehr Druckschlauch frei und wackelt dabei fröhlich. Die Knurtze knurtzen und erzeugen den benötigten Strom. Alles rattert, scheppert oder gibt sich anderweitig zu zeigen. Zu stören scheinen wir jedenfalls niemanden, kilometerweit sind wir alleine. Das viele Eis nimmt die Untersuchung widerstandslos hin und schweigt wie sonst wohl auch immer.

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