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Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 2

Ochsenkarren

Heute gehts weiter mit dem zweite Teil meines kleinen Fototagebuchs. Wer den ersten Teil verpasst hat, kann diesen hier nachlesen.

Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 1

 

Die Reise sollte weiter nach Atins gehen. Ein Katzensprung! 20 Kilometer entfernt liegt das kleine Städtchen von Mandacaru, direkt zum östlichen Rand des Nationalparks Lençóis Maranhenses. Unnötiges Gepäck blieb bei der Familie in Mandacaru zurück. Mit dabei war nur noch die nötigste Campingausrüstung und einige Sachen für die Körperpflege. Die tiefe Sandpiste war auch ohne Gepäck ziemlich anspruchsvoll. Dabei waren auch mehrere Flussdurchfahrten zu bewältigen. Es hatte viel geregnet und dementsprechend standen alle Flussläufe ziemlich hoch.

 

Tiefe Flußdurchfahrten auf dem Weg nach Atins

Ochsenwagen

Ebbe am Strand

 

Kurz vor der Ankunft in Atins wurde die Strecke ziemlich unübersichtlich. Ich folgte den Spuren im Sand, welche mich auch schnurstracks zu den Dünen führten. Und dies viel schneller als ich gedacht hätte. Für wenige Kilometer folgte ich der Piste am Strand. Einheimische bewegen sich dort auch mit Ihren Ochsenkarren oder Quads. Mit einigen halte ich einen kurzen Plausch, um noch mehr über das Gebiet zu erfahren. Die Dünen nahe des Städtchens erkunde ich zu Fuß. Es war herrlich ruhig und zum ersten Mal stand ich auf einer der Dünen und blickte in die Wüstenwelt hinein. Bei der halbtägigen Wanderung fand ich ein Kücken, welches wohl erst geschlüpft war. Neben ihm lag noch ein umgeschlüpftes Geschwisterchen im Sand. Von den Eltern gab es keine Spur. Das Szenario beantwortete jedoch meine Frage, „Wo genau eigentlich der Nationalpark beginnt?“, ziemlich genau. Die Nacht verbringe ich direkt am Strand. Der hintere Schlauch des Motorrades hatte sich verabschiedet. Erst am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg zurück nach Atins, um die Panne zu beheben.

 

Blich auf die ersten Dünen

Kleiner Piepmatz

Sand

Dünen Lençóis Maranhenses

 

Die scheinbar kleine Panne erweist sich als weit komplizierter als zuerst angenommen. Ich stellte fest, dass sich das komplette Ventil aus dem Schlauch gelöst hatte. Soviel zum Thema Reifenhalter! Der Ersatzschlauch lag mit meinen anderen Sachen in Mandacaru. Na Super! Dort lag er gut.

In Atins lernte ich nette Menschen kennen, die mich direkt unterstützen. Sie boten mir eine Bleibe und einen Unterstellplatz für das Motorrad an. Nebenbei wurde ich auch gleich zum Mittagstisch geladen und verspeise köstlich frischen Fisch aus dem Meer. 18“ Zoll-Schläuche braucht hier kein Mensch – weswegen ich mich für die Reparatur des Ventils entschied. Ein paar Tricks sollte man auf Weltreise doch immer auf Lager haben.

Einige Male mehr erkundete ich den tiefen Sand und die Dünen, besuche das Meer und das ein oder andere günstige Fischrestaurant, wo es sich ganz hervorragend speisen lässt. Nach zwei Tagen mache ich mich bereit für die Rückfahrt nach Mandacaru.

 

Panne - man macht das Beste draus

Ventilbruch

Zu Gast bei netter Familie

 

Über Nacht hatte es wieder geregnet. Auch wenn die Route die gleiche war, kam es mir so vor, als wäre ich auf einem komplett neuen Pfad unterwegs. Das Wasser stand mir mehr als einmal bis zu den Knien. Teilweise waren es auch gar keine Flüsse mehr – sondern richtige kleine Seen. Um die Tiefe zu bestimmen lief ich oft voraus. Altes Motto: „Wird die Unterhose nass – ist es zu tief“!

Als ich Amilton kennenlernte, stecke ich im wahrsten Sinne in der Patsche. Ich hatte mich in einer der Wasserpassagen festgefahren. Das Motorrad stand bis zum Maximum im Wasser. Der Auspuff blubberte fröhlich vor sich hin und es musste dort so schnell als möglich wieder heraus gehen. Und dann passierte jener Fehler, der mir fünf fröhliche Tage im Hause des Fischersmann bescherte. Ich komme beim Schieben aus versehen auf den Killschalter. Motor aus – Blubb, Blubb, Blubb. Jene Worte welche in jenem Moment meinen Lippen entflohen sind, waren wohl kaum noch jugendfrei. Amilton war es egal – verstand er sie ohnehin nicht. Zusammen zerrten wir das schwere Motorrad aus dem Wasser.

Wieder an Land genügte ein Blick auf das Ölschauglas. Wasser im Motor! Das ganze Motorrad musste trocken gelegt werden. Das bedeutete Arbeit – viel Arbeit die ich mir gerne erspart hätte. Hinterher ist man eben immer schlauer.

 

Tiefe Seen und keine Straße in Sicht

Wo ist nur die Straße?

Der Retter in der Not

Fröhliches Schrauben im Fischershaus

 

Die Familie war gut zu mir. Odette, die Ehefrau von Amilton, versorge mich mit ganz köstlichem Essen und leistete mir immer ein klein wenig Gesellschaft. Der erste Europäer soll ich in ihrem Hause gewesen sein. Mehr als 20 Jahre wohnen sie schon hier. Sie haben Ziegen, Hühner, Gänse und ein paar Katzen. Eine richtige kleine Bauernfamilie. Hauptsächlich gab es natürlich Fisch zum Essen. Amilton zeigte mir wie man mit einem Wurfnetz Fische fängt. Zum Wochenende reisten die Kinder an und sorgten für einige Abwechslung. Die Tage gingen ist Land. Nur die Ziegen mochten mich scheinbar nicht. Eines Tages hatten sie mein Zelt wohl als Aussichtsplattform auserkoren. Seitdem zieren zwei riesige Löcher die Zeltplane und die liebenswerten Tiere werden mir somit noch lange in Erinnerung bleiben.

Ich erspare mir die genaue Beschreibung der Reparatur. Am Ende wechselte ich genau drei Mal das Öl. Das Motorrad musste bis zu allen Ein- und Auslässen komplett demontieren und trocken gelegt werden. Um an das benötigte Öl zu besorgen, musste ich mehrere Male nach Atins laufen. Bei Temperaturen um die 40° auch eine kleine Herausforderung. Dort gab es, unerwarteter Weise, eine scheinbar niemals versiegende Quelle von billigem Motorradöl. Am Ende ging mir dann noch ganz nebenbei das Bargeld aus, was mir einen Kurztrip nach Barreirinhas beschert hatte. Dabei war ich mit Vertretern von Elektroartikeln unterwegs. Die Fahrt hatte eine Ewigkeit gedauert, aber dafür wurde ich in mehr Häuser eingeladen als ich mir je hätte denken lassen. Ach ja – einen Ventilator hatte ich auch an den Mann gebracht.

 

Nachtlager

Frischer geht nicht

Es gibt immer was zu tun

Enkelkinder

Zuschauer sind immer willkommen

KTM 1190 Adventure - nackt

 

Das wäre es für heute. Im dritten und letzten Teil geht es auch schon wieder zurück nach Barreirinhas. Aber bis dahin gab es noch so einige Hürden zu bewältigen…

Bis bald!

Martin

Hier gehts direkt weiter: Mein Teufelsritt zu den Dünen Lencois Maranhenses – Teil 3

 

 


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