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Kältetest Revit – Defender GTX

Refit Defender GTX im Test
Refit Defender GTX im Test

„Was mach man nicht alles?“

Mit diesen Worten endete mein letzter Artikel, „Welche Nikon für Norwegen„. Während ich durch das Eislabor stapfe geht mir noch einmal die gleiche Frage durch den Kopf. Nach Feierabend nehme ich mir die Zeit meinen neuen Motorradkombi etwas auf seine Wärmeeigenschaften zu testen. Selbstzweifeil quält mich, ob ich nun völlig verrückt geworden bin? Auf die Idee, hier mit Motorradklamotten durch die Gegend zu springen, ist sicherlich noch keiner freiwillig gekommen. Die Kühlaggregate blasen ununterbrochen kalte Luft in den Raum. Bis minimal -31° werden einige der Räume dabei abgekühlt. Wer normalerweise hier arbeiten muss steckt sich liebend gerne in dicke Polarklamotten. Es ist kalt hier drin!

Verrückt sein hin oder her, der Raum ist eine erste Möglichkeit herauszufinden ob die Kleidung annähernd tauglich für meine Reise ist.

 

Vor der Tür zum Eislabor
Vor der Tür zum Eislabor

 

Allen voran steht der Textilkombi. Da ich ohnehin neue Klamotten benötigte wollte ich dieses mal etwas tiefer in die Tasche greifen und mir etwas Vernünftiges gönnen. Speziell für Winterfahrten empfehlen sich wasserdichte, atmungsaktive und mit einem Innenfutter versehene Modelle. Die Membrane ist bestenfalls direkt in die erste Textilschicht integriert. So etwas ist teuer und wird von Firmen wie Rukka und Stadtler hergestellt. Aber so tief wollte ich nun doch wieder nicht in die Tasche greifen. Nach intensiver Suche und endlosen Besuchen in einschlägigen Motorradmärkten bin ich schließlich bei dem Textilkombi, Defender GTX, der Firma Revit gelandet.

 

Temperaturregelung auf -31.4°
Temperaturregelung auf -31.4°

 

Über die Details steht schon jede Menge  geschrieben. Revit hat sehr viele interessante Features integriert, wichtig für mich war die Gore-Tex Membran und das warme Innenfutter. Die Membrane ist herausnehmbar und liegt zwischen dem Innenfutter und dem Außengewebe. Bei Regenwetter wird also die erste Schicht durchnässt, bevor die Membrane das Wasser abhalten kann. Das System ist zwar Wasserdicht, kann den Körper aber auch auskühlen. Speziell für die Winterfahrt ist das natürlich nicht optimal. Gerade im südlichen Norwegen oder bei der Anreise durch Deutschland kann es noch ordentlich Regen geben.

Regnen wird es hier im Kühlraum sicherlich nicht. Deswegen habe ich auch nicht den Regenkombi angezogen. Dieser ist für die regnerischen Tage gedacht um oben angedeutetes Problem zu lösen. Zusätzlich dient dieser noch als Windstopper und kann sicherlich auch bei frostigen Temperaturen etwas mehr Wärme spenden.

Nun gut. Jetzt bin ich knapp 45 Minuten hier drinnen und vertreibe mir die Zeit im tiefen Universum des Kameramenüs. Bis jetzt ist noch alles OK. Ich fühle mich warm eingepackt.

 

Klimaanlage
Klimaanlage

 

Was also noch? Natürlich ist es nur mit dem Revit nicht getan. Ich benötige schon noch etwas mehr Wärme um bei arktischen Temperaturen bestehen zu können. Am einfachsten wäre es sicherlich einen dicken Winterkombi überzuziehen. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen und wer etwas sucht wird schnell fündig werden. Zum Test hatte ich mir solch einen Thermoboy Kombi im Laden einmal angezogen. Warm war der auf jeden Fall. Mal abgesehen davon, dass man so gekleidet leicht als Double des Michelin Männchens durchkommt, eigentlich eine gute Alternative. Thermokombis gibt es für vergleichsweise wenig Geld.

Persönlich war mir der Thermo aber einfach zu klobig. Ich entscheide mich daher für ein klassisches Zwiebelsystem. Funktionsunterwäsche gibt es auf dem Markt wie Sand am Meer. Als unterste Schicht hab ich mich für eine dünne, hautenge Thermounterwäsche entschieden. Darüber kommt eine zweite Schicht Funktionswäsche mit einem dünn integriertem Fleece. Allein mit dem dünnen Fleece-Textil konnte ich, bei dem momentan spätherbstlichem Wetter und knapp -5°, schon einige Testrunden drehen. Selbst auf meiner Hausstrecke von Hamburg nach Bremerhaven hatte ich damit kein Problem. Aber Reserven sind dennoch wichtig.

 

Revi't Defender GTX
Revi’t Defender GTX

 

-5° sind nicht gleich -20° oder gar -30°. Ach so – knapp eine Stunde bin ich schon hier drin. Langsam wird es am Kopf kalt und ich zieh mir lieber den Helm über. Ansonsten ist noch alles gut.

Als dritte Schicht dient mir das gleich dünne Fleece wie schon erwähnt. Ein dicker Fleece Pullover darüber sollte noch einmal richtig einheizen. Wichtig ist, dass auch alles schön unter den Motorradkombi passt. Dafür hab ich eine etwas größere Nummer gewählt als ich eigentlich für den Sommer kaufen würde. Mit dem Regenkombi komm ich also im Extremfall auf 6 Begleitungsschichten. Ich denke damit sollte ich doch ziemlich weit kommen. Wenn das nicht reicht kann ich mich ja immer noch in den Expeditionsschlafsack verkrümeln. Nur mit Motorradfahren sieht es dann wohl schlecht aus.

 

Helvisier vereist
Helvisier vereist

 

Zusätzlich zu all der Zwiebelei kommt noch folgendes mit ins Gepäck: Ein dicker Winternierengurt, dicke Socken, Sturmhaube und 2 dicke Fleece Halstücher. Für die Finger hab ich mir die Held Nordpol Winterhandschuhe gegönnt. Dazu noch 2 Unterziehhandschuhe. Kombiniert mit den Lenkerstulben also auch hier viel Stoff zum Kälteschutz. Die Stiefel sind von Meindl. Nordkap heißen diese, wie passend, aber darüber werde ich noch einmal extra berichten.

Sicherlich fragt sich der ein oder andere interessierte Winterbiker warum ich nicht auf elektrische Heizung setze? Ich hatte noch mit dem Gedanken gespielt Griffheizungen zu installieren, mich aber doch dagegen entschieden. Mittlerweile gibt es am Markt von der beheizten Schuhsole, Socke, Unterwäsche bis zum beheizten Helm alles zu kaufen. Das Problem damit ist folgendes. Fällt die Heizung aus war’s das mit der Reise. Dieses Risiko will ich nicht eingehen. Dazu kommt noch, dass ich die Nächte weitgehend im Zelt verbringen werde. Da kann ich auch nicht einfach die Heizklamotten einstöpseln.

So was haben wir gelernt. Nach eineinhalb Stunden wird es mir zu blöd. Hier ist es nicht kalt genug. Es fehlt wohl einfach der Windchill. Mir ist noch pudelwarm in den Klamotten. Und dabei habe ich nur 2 der möglichen 6 Schichten angezogen. Vielleicht sollte ich den Revit als neue Polarausrüstung empfehlen? Nur bei dem Anblick des vereisten Visieres wird mir eines klar. Es wird Zeit endlich das Heizvisier zu basteln.

 

Ich wünsche euch was.

 

P.S. Vielen Dank an das Alfred-Wegener-Institut für die Nutzung des Eislabors!

Wer interesse an dem Anzug hat schaut vielleicht mal bei FCMoto vorbei!

9 Kommentare on Kältetest Revit – Defender GTX

  1. Hallo Martin,
    ich pack da mal noch ne Info dazu. Bei mir finden sich:
    – 2 teiliger Thermokombi A-4 von art-for-function (super Geschichte, vor nem Jahr für glaube ca. 250 gekeuft, nur zu warm werden darfs nicht…;)
    – Kamik Frontrange Stiefel bis -40 (notfalls noch dicke Strümpfe und Regenüberzieher)

    Heizvisier muß ich mir auch noch bauen. Nachfolgend mal ein paar interessante Links:
    https://www.savalenrally.eu/Visierheizung.pdf
    https://forum.dreiradler.org/viewtopic.php?t=5009
    https://www.abfahrt-wissel.de/Tipps/index.php

    Beste Grüße

  2. Hi Denny

    Danke für die Links. Nach der ersten Anleitung hab ich schon versucht ein Visier zu basteln – ging leider in die Hose da mit 12W das ganze zu heiß wurde und sich das Pinlock Visier verschmiert hatte. Ich hab Wilfried schon geschrieben und er meinte das er die Drähte später auch doppelt genommen hat.

    Die anderen Seiten sind auch super – da bastel ich mir Morgen was schönes zusammen!

    Gruß Martin

  3. Da ich es überhaupt nicht mag, wenn mein Gesicht kalt wird (und in der Stadt fahre ich gerne mit offenem Visier) trage ich bei kühl und kalt eine Sturmhaube mit Augenlöchern. Hält Nase/Kiefer- und Stirnhöhlen warm. Und weil man da reinatmet, muss es mit Microfaser sein. Ich kenne nur einen Hersteller, der sowas hat, Köhler-Trikotagen. Wurde früher mal bei einem der drei Großen verkauft, zuletzt habe ich da direkt gekauft.
    Heizgriffe (ich hab seit über 10 Jahren Daytonas mit stufenlosem Selbstbau-Regler in Betrieb) sind nicht nur im Winter hilfreich. Warme, bewegliche Hände sind IMHO wesentlich zum Wohlfühlen und somit sicheren Moppedfahrn. Die ganz dicken Handschuhe fahre ich nur im echten Winter™ auf längeren Strecken.

    • Trockene Kälte ohne Wind ist einfach nicht genug, um Motorradbekleidung zu überfordern – schließlich ist sie auf den Fahrtwind ausgelegt. Im Sommer fahre ich meist nur im Kevlar-Hemd & Kevlar-Jeans (mit Protektoren natürlich), da mir meine dicken Textil & Leder Klamotten einfach zu warm sind. Die werden fast nur noch für die Alpen ausgepackt. Etwas Anti-Beschlag Mittel hätte vielleicht Eiszapfen minimiert ;-) Gute Fahrt

  4. Abschließend kann ich sagen, dass ich von dem Revit sehr überzeugt war. Mit 2 Schichten langer Unterwäsche darunter ist man leicht bis -20° gerüstet. Auch bei Regen ist alles bestens trocken und warm geblieben.

    Eine Schuh- und Griffheizung hätte ich mir bei der Tour aber doch manchmal gewünscht.

    ;-)

  5. Servus Martin,

    trägst du den Anzug auch auf der Weltreise? Falls ja wie macht er sich bei warmen Temperaturen? Wie ist es um die Qualität nach 3 Jahren bestellt?
    Ich überlege mir momentan den Poseidon von Revit. KLIM, Stadler und Touratech sind mir auch etwas abgehoben von den Preisen.
    Der BMW Rally Anzug wäre auch noch eine Möglichkeit.

    • Moin – ich hatte den Defender lange im Einsatz. Nun trage ich den Poseidon. Beide sind super. Poseidon hat natürlich die Membrane integriert. Für heißere Tage + 30° ist der Defender besser, da die Regenjacke entfernt werden kann. Qualität von Revit ist wirklich top. Bin total begeistert von den Anzügen. Auch was die Optik angeht!

      Schönen Gruß

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